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Am Morgen nach der spätabendlichen
Zweitliga-Partie zwischen Elche und Mirandes zollte ich den
vergangenen, doch recht turbulenten, Tagen Tribut und schlief
deutlich länger als geplant. So fiel die ins Auge gefasste
Wanderung im Umland flach und wurde durch einen kurzen Abstecher
zur gestrigen Spielstätte ersetzt. Ein paar Fotos später befand
ich mich wieder auf dem Rückweg in Richtung Barcelona. Die Sonne
meinte es auch auf dieser Fahrt gut mit mir und konnte bei einem
kurzen Zwischenstopp in Vila-real auch außerhalb meines putzigen
Peugeot 208 genossen werden. Deutlich kleiner und auch weniger
ansehnlich als Elche, konnte ich hier zumindest einen Blick aufs
Stadion erhaschen und mir zudem einen Wimpel sichern. In
Barcelona angekommen gab es ebenfalls wenig Zeit zum Verweilen.
Da der FC Barcelona zum Heimspiel gegen Schlusslicht Almeria den
„frühen“ 19-Uhr-Slot erwischte, machte ich mich bereits kurz
nach meiner Ankunft im Hotel auf den Weg. Mit einigen
Erfahrungswerten in der Stadt ausgestattet, stellte mich die
Anreise zum Olympiastadion auf dem Hausberg Montjuic vor keine
größeren Probleme.
Im Zuge der Modernisierung des
legendären Camp Nou trägt der große FCB, mindestens für diese
Spielzeit, seine Heimspiele im gut 50.000 Zuschauer fassenden
Austragungsort der Sommerspiele 1992 aus. Wohl dem, der in der
eigenen Stadt eine solche Ausweichspielstätte hat, ohne in die
Gefilde des Lokalrivalen umziehen zu müssen. Ob es an der
sportlich durchwachsenen Saison oder am Aufstieg auf den 173
Meter hohen Berg liegt, weiß ich nicht. Fest steht, dass die
Blaugrana mit dem neuen Heim fremdeln. Schlagzeilen produzierten
Club und Anhang beispielsweise, als im vermeintlichen
Spitzenspiel gegen Atletico 15.000 Plätze leer blieben.
Zeitgleich besuchten 60.000 Zuschauer das Zweitliga-Kellerduell
zwischen Schalke und Osnabrück in Gelsenkirchen. Auch im
heutigen Duell mit Almeria waren einige Blöcke fast komplett
verwaist. Trotzdem drängten sich recht viele Menschen mit mir
auf den Rolltreppen, die den Höhenunterschied vom Placa
d’Espanya erträglicher machen sollten. Im Stadion angekommen,
wurde meine zeitige Anreise mit einem malerischen
Sonnenuntergang über der Stadt und hinter der Haupttribüne
belohnt.
Mit der
Zeit bevölkerten dann die üblichen Touri-Scharen die Blöcke. Wie
schon zuvor im Camp Nou, dient der FCB als eines der
beliebtesten Fotomotive für Reisende aus Nah und Fern.
Unglaublich wie viele Nasen sich hier mit frisch gekauften
Trikots gekonnt für ihre Insta-Posts in Szene setzen. Sportlich
spielt die Musik derzeit jedoch beim kleinen Nachbarn in Girona,
der die Tabelle mit zwei Punkten Vorsprung auf Real und
astronomisch anmutenden neun Punkten Vorsprung auf Barca
anführt. Auch im Duell mit dem abgeschlagenen Letzten tat man
sich überraschend schwer. Klar überlegen und mit etlichen
Chancen ausgestattet reichte es nach 45 Minuten blau-roten
Powerfußballs und einem eiskalten Torabschluss der Gäste (41.)
nur zu einem 1:1. Auch die zweite Führung der Hausherren aus der
60. Spielminute konnte nach nur zehn Minuten egalisiert werden.
Barca biss sich dabei immer wieder am bockstarken Almeria-Keeper
Maximiano die Zähne aus und konnte diesen erst denkbar knapp in
der 83. Minute zum 3:2-Endstand erneut überwinden. Zum
Matchwinner avancierte, der sonst nicht als Goalgetter bekannte,
Doppeltorschütze und Kapitän Sergi Roberto. Ein spannendes und
unterhaltsames Spiel, vor einer Kulisse, die mich jedes Mal aufs
Neue mit dem Kopf schütteln lässt. Dann doch lieber weniger
erfolgreich, aber mit ehrlichem Publikum.
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