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				Noch am Abend nach dem Spiel in Amiens ging 
				es für mich weiter gen Westen nach Le Havre. An der 
				französischen Atlantikküste gelegen beherbergt die größte Stadt 
				der Normandie den zweitgrößten Hafen Frankreichs. Zudem ist sie 
				die Heimat des amtierenden Zweitligameisters und jetzigen 
				Erstligisten Havre AC. Wie schon auf der Fahrt zum Hotel lasse 
				ich jedoch auch in diesem Bericht das Stadion und den Fußball 
				vorerst links liegen und konzentriere mich auf den touristischen 
				Blick. Ich begann meine Erkundungstour im Morgengrauen und 
				stellte mir mehr oder weniger eine Route vom Hafen, über den 
				Strand und schlussendlich in die Innenstadt zusammen. Das alles 
				schaffte ich in etwas mehr als drei Stunden, ehe mich der 
				einsetzende Regen stoppte und der Spielbeginn näher rückte. Ich 
				mag Hafenstädte und so mochte ich auch Le Havre. Die Architektur 
				ist abwechslungsreich und noch stark vom Wiederaufbau der 
				Nachkriegsjahre geprägt. In diesem Zeitraum entstanden einige 
				wirklich ansehnliche Bauwerke, aber auch diverse Straßenzüge, 
				die man heute sicherlich anders gestalten würde. Meine 
				Highlights waren die Skulptur aus bunten Schiffscontainern am 
				Hafen sowie das freistehende und nur 1,3 Meter breite „Narrow 
				House“ im Stadtzentrum. Eng wurde es mit meiner Ankunft am 2012 
				eröffneten Stade Oceane nicht. Ich parkte unweit der 
				benachbarten früheren Spielstätte des HAC, dem Stade Jules 
				Deschaseaux und fand mich nach einem kurzen Fußweg am blau 
				verkleideten Stadion des vermeintlich ältesten Clubs des Landes 
				ein. Es regnete mittlerweile recht heftig, sodass ich mich nach 
				einem Abstecher im Fanshop direkt auf meinen Platz begab. Im 
				Kontrast zur markanten Außenhaut, entspricht das Innenleben des 
				Stadions den Standard-Neubauten unserer Zeit. Anders als am 
				Vortag in Amiens füllten sich die Ränge sehr ordentlich. 
				Immerhin herrscht rund um die Rückkehr in die Ligue 1 sicherlich 
				noch eine ordentliche Euphorie und auch der heutige Gegner im 
				Pokalwettbewerb hatte aus Fansicht seinen Reiz. Zu Gast war 
				Zweitligist SM Caen, dessen Stadion keine 100 Kilometer vom 
				Stade Oceane entfernt steht. Daher habe ich der Partie heute, 
				ohne jegliche Ahnung über die Geschichte des Duells, kurzerhand 
				den Derby-Stempel verpasst. Immerhin gab mir der 
				Zuschauerzuspruch recht. Trotz der anfänglich guten Stimmung in 
				beiden Lagern, war der Support erneut auffällig unstetig. In den ersten Spielminuten beschäftigten 
				mich vor allem zwei Dinge. Zuerst waren da die beiden Tauben, 
				die tatsächlich über die gesamte Spieldauer auf dem Spielfeld 
				„grasten“ und teils erst in letzter Sekunde aufs nahende 
				Spielgeschehen reagierten und ihren Standort wechselten. Dazu 
				kam die Verwunderung über zwei organisatorische Details im 
				französischen Pokalwettbewerb. Was ich gestern verwundert und 
				nur nebenbei zur Kenntnis nahm, bestätigte sich jetzt. Die 
				Startelf beider Teams wurde tatsächlich stumpf von 1 bis 11 
				durchnummeriert und als Brustsponsor fungierten mit einer Bank 
				und einem Wettanbieter die beiden Hauptsponsoren des 
				Wettbewerbs. In diesem zogen trotz aufopferungsvollem Kampf die 
				Hausherren eine Runde weiter. Le Havre hatte bei beiden Toren zu 
				leichtes Spiel und konnte jeweils simple flache Hereingaben im 
				Strafraum problemlos verwerten. Der zwischenzeitliche Ausgleich 
				der Gäste täuschte ein wenig über die tatsächlichen 
				Kräfteverhältnisse hinweg. Der HAC ließ ordentlich was liegen. 
				Mit dem Abpfiff ging ein ertragreicher Wochenendtrip auf seine 
				Schlussgerade. Diese bestand aus einer äußerst ambitionierten, 
				aber ereignislosen sechsstündigen Rückreise in den Pott. 
				
				Fotos Sightseeing |  |