|
Mit einer desaströsen 1:4-Niederlage beim
ebenfalls vom Abstieg bedrohten TSV 1860 München meldete sich
der MSV am Wochenende aus der Winterpause zurück. Ein weiterer
Nackenschlag und ein weiterer Tiefpunkt in der bisher
katastrophalen Saison des Spielvereins. Der Trainerwechsel zu
Boris Schommers im vergangenen Herbst und auch die Installation
von Ex-MSV-Kicker und Hertha-Legende Michael Preetz als
Geschäftsführer im Winter brachten noch nicht die gewünschte
Trendwende. Mit dem Halleschen FC kam es nun unter der Woche zu
einem weiteren Duell mit einem Abstiegskandidaten. Vor
heimischer Kulisse mussten die Meidericher endlich wieder
Punkten, wollte man den Anschluss ans rettende Ufer nicht
verlieren. Wollte man an diesem Dienstagabend indes zum Publikum
gehören, waren die Umstände auch schon mal verlockender. Über
Duisburg lag eine hartnäckige Regenwolke, diverse
Autobahnsperrungen erschwerten die Anreise und mit den Chemikern
aus Halle reiste ein Gegner an Rhein und Ruhr, der das Interesse
vor Ort nicht unbedingt überschäumen lässt. Mich reizte die
Partie trotzdem und so tat ich es den gut 8.000 anderen
Zuschauenden gleich und fand mich im Wedaustadion ein.
Die Stimmung vor Ort war alles andere als
freundlich. Während die jeweiligen Vereinslieder und –Hymnen
noch inbrünstig mitgesungen wurden, kippte die Stimmung beim
Verlesen der Mannschaftsaufstellung. Die Namen einiger Spieler
wurden mit Pfiffen quittiert und auch Trainer Schommers erhielt
alles andere als freundliche Reaktionen. Mit Applaus wurde indes
die Rückkehr von Publikumsliebling und Hoffnungsträger Ahmet
Engin bedacht. Der Stürmer versuchte sich in den vergangenen
zweieinhalb Jahren in der Türkei und in Griechenland ehe er in
der Winterpause zurück zu seinem Jugendclub kam, um diesen
bestenfalls vor dem drohenden Abstieg zu bewahren. Dieser Plan
ging in der ersten Halbzeit bestens auf. Zwei grandiose und
wirklich stark herausgespielte Vorarbeiten von Kölle und Pledl
machten Engin nach gut 30 Spielminuten zum eiskalten
Doppeltorschützen (15. und 32.). Da Halle zwischenzeitlich durch
einen Kopfball im Anschluss an einem Freistoß zum Ausgleich kam
(27.), ging es mit einer knappen, aber absolut verdient
2:1-Führung für die Zebras in die Pause. Auf den Rängen konnte
man bis dato motivierte MSV-Fans beobachten und auch die
Saalefront machte nach dem leicht verspäteten Eintreffen etwas
Rabatz. Da man lediglich mit einer Busladung anreiste, konnte
man sich jedoch selten Gehör verschaffen.
Bisher war das Spiel durchaus unterhaltsam
und auch der zweite Durchgang sollte dem Publikum einige
Höhepunkte bieten. Nachdem die etwas deplatzierte „Kiss-Cam“ in
der Pause für Unterhaltung sorgen sollte, schrieb nun wieder der
MSV am Drehbuch der Begegnung. 15 Minuten waren seit dem
Wiederanpfiff gespielt, als Bitter völlig übermotiviert und
unnötig einen Angriff der Gäste mit einer Grätsche von hinten
beendete. Jedes Kind weiß: Das gibt rot! Nur noch zu zehnt
stellte der MSV die eigenen Bemühungen bis auf einige Konter
weitestgehend ein und konnte die Führung immerhin weitere 15
Minuten verteidigen. Halles Ausgleich zeichnete sich jedoch
lange ab und war in der 76. Minute bittere MSV-Realität. Um mich
herum schimpften die Fans nun wieder lauter auf Trainer
Schommers und machten ihrem Unmut Luft. Schommers Schuld an
Bitters Aussetzer wage ich jedoch stark zu bezweifeln. Zwei
Minuten vor Spielende kam es wie es kommen musste und der HFC
erzielte den Siegtreffer. Duisburgs Abschied aus dem bezahlten
Fußball rückt damit immer näher.
|
|