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Die Regionalliga West ist weiterhin
gespickt mit massig Tradition. Gespickt mit etlichen Vereinen
und Fanszenen, die die dritte Liga sicherlich bereichern würden.
Trotzdem brachte man zwischen 2015 und 2021 mit Gladbach II,
Lotte, Viktoria Köln, Uerdingen, Rödinghausen und Dortmund II
durchweg Meister hervor, bei denen entweder niemand so wirklich
„hurra“ schreit oder der sportliche Erfolg an Lust und Laune
korrupter Investoren hängt (Uerdingen). Diese Entwicklung
stoppte glücklicherweise in den letzten beiden Spielzeiten.
Rot-Weiss Essen und Preußen Münster hießen die Aufsteiger mit
belebter Geschichte und motiviertem Anhang. Wie sieht es in
dieser Runde aus? An der Spitze der Tabelle prallen nun mit
Bocholt und Aachen absolute Gegensätze aufeinander. Der
unerwartete Emporkömmling aus dem Westmünsterland und der
Publikumsmagnet aus dem Dreiländereck drehen einsam ihre Runden
und werden wahrscheinlich den Aufstieg unter sich ausmachen.
Eigentlich hatte sich auch Rot-Weiß Oberhausen für diese
Spielzeit Hoffnungen auf die Rückkehr in den Profifußball
gemacht. Zum Jahreswechsel war dieser Traum zumindest noch
greifbar.
Einen ersten Dämpfer diesbezüglich, brachte
das enttäuschende Remis gegen Gladbachs Reserve. Am ersten
Freitag im Februar wohnte ich dem zweiten Versuch bei, die
Weichen mit einem Sieg in Richtung Erfolg zu stellen. Nach
einigen bereits frühlingshaften Tagen präsentierte sich der
Winter mittlerweile wieder im herbstlichen Gewand. So
verzichtete ich auf die Radtour und quälte mich mit dem Auto auf
die hoffnungslos überfüllten Straßen des Ruhrgebiets. Im und um
das Stadion Niederrhein fanden sich dann die üblichen zwei- bis
dreitausend Zuschauer ein, die dem RWO auch gegen Gegner wie
Lippstadt die Treue halten. Das Ticket für den Stehplatz kostete
weiterhin 12 Euro, die wirklich stattliche Riesen-Krakauer gabs
für 5 Euro und das König Pilsner kam für 6 Euro inklusive Pfand
im spärlich gefüllten Sammelbecher zum 120-jährigen
Vereinsjubiläums daher. Ähnlich wie beim S04 gibt es im
Jubiläumsjahr zumindest sportlich wenig zu feiern. So erinnerte
das Bild von RWO-Legende Kobluhm mit Meisterkranz der
Regionalliga auf dem Becher an längst vergangene Triumphe. Im
totalen Gegensatz präsentierte sich die Stimmung zwischen
Emscher und Rhein-Herne-Kanal. Im Protest gegen Trainer Nowak
und die sportliche Entwicklung präsentierte man nicht nur ein
großflächiges „Nowak raus“-Plakat. Die aktive Fanszene
verzichtete auch auf den Support.
Es dauerte jedoch nicht lange, bis Nowak
erstmals jubeln durfte. Kreyers schöner Abschluss (5.) ließ den
ehemaligen RWO-Profi, der sich mit seinem Engagement als
Sportdirektor und Interimscoach in Essen bei seinem alten und
neuen Club wenig Freunde machte, schon früh jubeln. Im ersten
Durchgang versemmelten die Hausherren etliche weitere
Möglichkeiten zur Vorentscheidung kläglich. Nach der Pause bot
sich dann ein anderes Bild. Die Gäste aus Lippstadt, lautstark
unterstützt von ca. 50 Schlachtenbummlern, führten eine
180-Grad-Wende herbei. Dass aus zahlreichen Chancen ausgerechnet
die zum Erfolg führte (57.), die ein Totalversagen der
Oberhausener Defensive nutzte, war der Stimmung im Lager der
Rot-Weißen nicht wirklich zuträglich. Die Ultras in der
Emscherkurve bekräftigten ihre Forderung nach einer Absetzung
des Übungsleiters. Die Zuschauer auf der Gegengerade wollten ihr
Team indes unterstützen und verschafften sich mit Anfeuerungen
sowie „Ultras raus“ raufen Gehör. Was blieb also vom ersten
Heimspiel des Jubiläumsjahres? Ein mageres Remis gegen das
Kellerkind und eine gespaltene Anhängerschaft.
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