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Bevor es am Sonntag in die arabische Welt
geht, wagte ich einen letzten Abstecher in meine übliche
„Schalke-Welt“. Während wir morgen im Flieger sitzen, spielen
die Profis der Knappen in Kiel. Einen Tag zuvor kickte immerhin
die Schalker Reserve auf dem Berger Feld. Stimmungstechnisch
nicht das Gleiche, aber fußballerisch in neun von zehn Fällen
deutlich attraktiver. Unter Jungtrainer Fimpel hat sich die
blau-weiße U23 in der Regionalliga West etabliert, spielt nicht
immer erfolgreich, aber meist frisch und mutig nach vorne. Ist
der Gegner zudem ebenfalls die Zweitvertretung eines Proficlubs,
ist das Niveau der Partien oft nochmals höher. Heute war mit der
Gladbacher Reserve so ein Team zu Gast auf Schalke. Während
Fimpels Truppe in sicheren Gefilden rangiert, ist die von
Ex-Profi Eugen Polanski trainierte Fohlenelf in dieser Saison
ein Abstiegskandidat. Die Hausherren waren somit der klare
Favorit. Zusätzlich zu den hoffnungsvollen sportlichen
Aussichten, spielte heute sogar das Wetter mit. Vor unserer
Reise in die Hitze der Emirate kletterte das Thermometer auch im
Ruhrgebiet auf gemütliche 14 Grad. Samstagnachmittag,
Parkstadion und bestes Fußballwetter. Was braucht es mehr zum
Glücklichsein?
Natürlich die gnadenlos schmackhafte
Mantaplatte im Schalker Amateurstadion! Bei der Bestellung
musste ich jedoch feststellen, dass der Fachkräftemangel
mittlerweile auch den Kiosk der Knappen erreicht hat. Die beiden
Damen entgegneten mir bei meiner Bestellung doch tatsächlich:
„Mantaplatte? Was ist das?“. Ist das noch mein Schalke? Da fällt
man vom Glauben ab, wenn man zwei gestandenen Frauen erklären
muss, wie man (nicht nur) im Ruhrgebiet die
Currywurst-Pommes-Kombo bestellt. Sei’s drum, Bildungsauftrag
erfüllt und geschmeckt hat‘s sowieso. Nun musste nur noch das
anstehende Spiel gewonnen werden. Die Kappe aufgrund der Sonne
tief ins Gesicht gezogen, beobachtete ich die ersten
Spielminuten und machte mir ein Bild von der Verfassung beider
Teams. Die Analyse der Gäste ist recht simpel. Die Jung-Fohlen
versuchten sich erst gar nicht an einem eigenen Spielkonzept und
begrenzten ihre Bemühungen auf das Ausspielen der sich
ergebenden Konter-Situationen. Oder man nutzte die Aussetzer von
Schalkes Teilzeit-Profi Cisse in der Defensive. Der von sich so
stark überzeugte Cisse ging zum Beispiel als letzter Mann an der
Mittellinie ins Dribbling und verlor den Ball. Auch sonst machte
der Franzose eine unglückliche Figur.
Ganz anders die Schalker Offensivabteilung.
Hier stach vor allem und mal wieder Nelson Amadin positiv aus
der Masse heraus. Immer wenn Schalkes Nummer 29 am Ball war,
wurde es schnell und schnell gefährlich. Ein begnadeter Kicker,
den ich gerne mal in der ersten Mannschaft sehen würde. So war
es auch Amadins Flanke, die kurz vor der Halbzeit zum verdienten
1:0 führte. Bis dato hatten die Hausherren einige Möglichkeiten
liegen gelassen. Begleitet wurde das Spielgeschehen von ca. 20
ziemlich fertigen Schalker Fans im Alter zwischen 6 und 60, die
zwischen etlichen peinlichen Kommentaren auch ein wenig Support
zustande brachte. Wer auch immer die Jungs waren und wo sie
herkamen – sie haben es in die Insta-Story der Knappenschmiede
geschafft und wurden im Nachgang lobend vom Schalker Coach in
einem Reviersport-Interview erwähnt. 150 magere Zuschauer bei
besten Bedingungen bleiben jedoch ein trauriger Wert.
Insbesondere wenn, wie schon erwähnt, das Sportliche absolut
passt. Das tat es, da Schalke im zweiten Durchgang nachlegte
(65.) und somit locker mit 2:0 gegen die U23 der Borussia
gewann.
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