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Das Spiel zwischen Al Wasl und dem Emirates Club war mit seinen
acht Toren ein echtes Highlight. Ich verweilte kurz im Gedanken
an Andres Iniesta, der es trotz seiner zahlreichen
internationalen Erfolge für nötig erachtet, vor dem Ruhestand
eine Packung nach der anderen im Dienste so einer Rumpeltruppe
zu kassieren. Sei’s drum, für mich ging der Abend weiter und ich
hatte dabei sicherlich mehr Spaß als der spanische Alt-Star. Das
nächste Spiel und der nächste Ground waren nur eine Stunde und
einen Steinwurf entfernt. In einer „normalen“ Stadt wäre sogar
der Fußweg eine Anreisevariante gewesen. Da in Dubai alles etwas
anders läuft – oder auch nicht - bevorzugte ich indes eine Fahrt
per Uber. Anders als das hier oft beschwerliche und wenig
attraktive Vorankommen per Pedes, hatten sich die Uber-Fahrten
bisher immer als angenehm, schnell und zuverlässig präsentiert.
So auch dieses Mal. Mein Fahrer setzte mich nach kurzer Fahrt
unweit des Al Maktoum-Stadions des Al Nasr FC ab. Dieses konnte
ich zuvor bereist mehrmals von der Metro aus bestaunen. Ein
schmucker und moderner Neubau, der als solcher durchaus aus der
zwar gepflegten, aber auch recht eintönigen Stadionlandschaft
der Emirate heraussticht. In Deutschland wäre die Hütte indes
ein recht unauffälliger Standardbau, der mit seiner weißen und
nachts in Vereinsfarben beleuchteten Verkleidung an eine
Mini-Version der Münchener Arena erinnert.
Am Stadion angekommen, galt es für mich nun den richtigen
Eingang zu finden. Einerseits klappte dies recht schnell,
andererseits war der entsprechende Zugang eindeutig verriegelt.
Somit fragte ich mich durch und entnahm den etwas hilflosen
Antworten, dass lediglich zwei Eingänge, jeweils einer für die
Heim- und Auswärtsfans geöffnet wurden. Der nächste Stolperstein
wartete dann am besagten Einlass, als die leicht
unterbeleuchteten Ordner sich an meiner Kompaktkamera störten.
Bei mehr als tausend Spielen zuvor hatte diese niemals Probleme
bereitet. Ich ärgerte mich über die Unfähigkeit der
Sicherheitskräfte und freute mich zugleich auf das wohl zu
erwartende Spektakel im Innenraum, das der unwürdigen Außenwelt
in Form von amateurhaften Bildaufnahmen verwehrt bleiben sollte.
Auch die nun nötige Aufbewahrung der Kamera stellte sich als
echter Akt heraus, da es gut zehn Minuten dauerte, ehe sich
jemand für diese zuständig fühlte. Das war alles ungewohnt
nervig und ziemlich schwach organisiert. Endlich auf den Rängen
angekommen, wurde ich für die Strapazen nicht wirklich belohnt.
In dem durchaus stattlichen Stadion war einfach nichts los. Das
änderte sich auch bis zum Anpfiff nicht und so blieb die
Zuschauerzahl in der vermeintlich bequemsten der bisher besuchte
Spielstätten, weit hinter den vorherigen ziemlich ordentlichen
Werten zurück. Gibt es auch im vom Ölgeld erst auf die
Landkarten katapultierten Wüstenstaat so etwas wie ein Faible
für das Alte, Traditionelle und leicht Abgewetzte?
Aus sportlicher Sicht war das Pokalduell zwischen Al Nasr und
Khor Fakkan eine interessante Ansetzung. Beide Mannschaften
waren auf ähnlichem Niveau anzusiedeln und machten somit Lust
auf ein enges Duell. Das wurde es auch - jedoch nicht so wie von
mir erhofft oder erwartet. Obwohl die meisten Teams hier
durchaus mit einigen entweder talentierten oder hoch dekorierten
Spielern aus Europa und Südamerika gespickt sind, glänzten beide
Mannschaften durch maximale Unfähigkeit. In der ersten Halbzeit
nahm ich das ziellose Gekicke noch recht gelassen dahin.
Stattdessen haderte ich abermals mit der Organisation rund um
die Partie. Nun hatte man vor einigen Jahren ein brandneues
Stadion in den vergleichsweise zentralen Stadtteil Oud Metha
gezimmert und bei den einfachsten baulichen Entscheidungen nicht
weiter als von der Wand zur Tapete gedacht. So waren die
Toiletten wie auch die Verpflegungsstände nicht im Innenraum
untergebracht. Bei jedem Gang zum Klo oder zu den
Verpflegungsständen wurde man bei der Rückkehr aufs Neue – zum
Beispiel auf teuflische Kompaktkameras - untersucht. Schließlich
soll ja jeder Emirati einer Beschäftigung nachgehen. Zurück zu
dem, was mir auf dem Rasen serviert wurde. Mit zunehmender
Spielzeit glich die Begegnung einer Kakophonie aus unsauberen
Zuspielen und kläglich versiebten Chancen. Selbst ich als
maximalst leidgeprüfter Schalker konnte mir das trotz etlicher
Anti-Fußballer im eigenen Herzensverein kaum mit ansehen. Zudem
schwebte über den Schlussminuten das Damoklesschwert der
bevorstehenden Verlängerung. Nochmals 30 Minuten dieser
Darbietung wären selbst im Mittelalter als Foltermethode
bewundert worden. So weit kam es zum Glück nicht, da die
Hausherren ihre Überlegenheit in der Schlussminute tatsächlich
noch mit dem Siegtreffer belohnten. Selten habe ich mich beim
Hopping so ehrlich über ein Tor gefreut. Ich war erlöst, sackte
die Kamera wieder ein und machte mich mit der Metro zurück auf
den Weg ins Hotel.
Fotos Sightseeing
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