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Ganze zwei Partien in der Fremde konnte der
FC Schalke 04 bisher in dieser Saison gewinnen und rangiert
damit punktgleich mit Osnabrück auf dem letzten Platz der
Auswärtstabelle. Zeitgleich werden die Knappen nach dem
anstehenden Gastspiel im Berliner Olympiastadion in der
deutschlandweiten Auswärtsfahrertabelle mit dem bisherigen
Primus HSV gleichziehen. Nun sind die Begegnungen im
altbekannten Olympiastadion für mich keine wirklichen
„Auswärtsspiele“. Kommt nichts Größeres dazwischen, nutze ich
die Auftritte des S04 in meiner Heimat natürlich für einen
Besuch. Das sollte sich auch trotz der katastrophalen
Ausgangslage nicht ändern. Fast alle anderen Schalker meines
näheren und weiteren Umfelds waren an diesem Wochenende
ebenfalls in der Hauptstadt vertreten. So wunderte mich die mehr
oder weniger offizielle Zahl von 20.000 Gästefans nicht
wirklich. Mittlerweile hatten die Berliner den Gästeblock
folgerichtig auch auf die andere Seite des Marathontors
erweitert. Da etliche Knappen sich zudem über die Hertha mit
Tickets versorgten, beschränkte sich meine Gesellschaft im
Gästeblock auf Mariano und Andre. Gemeinsam warteten wir auf den
Auftritt unserer Kirmestruppe und darauf, welches Kunststück sie
heute uns heute serviert.
Zumindest langweilig wird es mit dem Klub
vom Berger Feld nie. In den längst vergangenen Zeiten des
Scheiterns auf hohem Niveau, wurde die Floskel des
leidensfähigen Schalkers mir ein wenig zu oft überstrapaziert.
Mittlerweile fühlt sich der Verein jedoch wie ein soziales
Experiment an. Wie lange kann man über den Platz rumpeln, ohne
eine spürbare Menge an Fans auf Dauer zu vergraulen. Wie weit
kann man Anspruch und sportliche Wirklichkeit auseinanderdriften
lassen, ohne dass der Klub irgendwann implodiert? Oder
kurzgefasst: Wie oft kann man zehntausende Menschen immer wieder
aufs Neue hemmungslos enttäuschen? Natürlich waren die Fragen
auch heute wieder allgegenwertig. Nach einer grausigen
Anfangsviertelstunde hatte der S04 bereits zwei Gegentore
gefressen. Beide Treffer ließen einen Ansatz des Verteidigens
nicht einmal erahnen. Während sich niemand über die Gegentreffer
wunderte, war das bei den eigenen Toren durchaus der Fall. Aus
dem Nichts oder zumindest sehr unverdient kam Schalke durch
einen Doppelpack von Terodde nach beiden Gegentoren zum
Ausgleich. Obwohl es nach einem weiteren Treffer der Hertha zur
Dance-Cam-Halbzeitpause nur 2:3 aus Schalke Sicht stand, mussten
sich die ersten 45 Minuten für die Hausherren wie ein munteres
Trainingsspiel angefühlt haben.
Daran hatte für mich, wie schon gegen
Paderborn, Trainer Geraerts seinen gehörigen Anteil. Gegen die
jungen, trickreichen und torhungrigen Berliner um den
Ex-Schalker Reese, setzte der Belgier auf eher behäbige Akteure
wie Latza oder Matriciani. Ich halte Henne für einen soliden und
immer engagierten Verteidiger und trotzdem ist das
Aufeinandertreffen zwischen ihm und seinem direkten Gegenspieler
Reese ein offensichtliches Missmatch. Für diese Erkenntnis
braucht man keine Videoanalyse, keine Taktiktafel und keinen
Trainerschein. So machte Berlin im zweiten Durchgang vor allem
über Hennes rechte Seite kurzen Prozess und nutzte zudem zwei
Torwartfehler für die Treffer zum 4:2 und 5:2. Wie die
Gemütslage unter den mitgereisten Schalkern war? Viele suchten
sich das vermeintlich schwächste Glied und droschen verbal auf
Matriciani ein. Andere pöbelten in alle Richtungen. Ich hatte
indes einfach nur die Schnauze voll von diesem Sauhaufen. Bis
zum nächsten Spiel.
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