Am Wochenende vor dem Osterfest dominierten
die letzten Länderspiele vor der Heim-EM den Spielplan. Die
Presse und die Gemüter erhitzten sich indes zuerst am pinken
Auswärtstrikot der „Mannschaft“ und später am bevorstehenden
Ausrüster-Wechsel des DFB von Adidas zu Nike. Dass sich Politik
und Medien intensiver mit solchen Nebenkriegsschauplätzen
befassen, als mit einem möglichen Investoreneinstieg bei der
Deutschen Fußball Liga zeigt, wie falsch der Kompass in der
Öffentlichkeit ausgerichtet ist. Abseits der nationalen
Auswahlen wurden zumindest im Amateurfußball um Punkte gespielt.
So auch in Belgiens dritter Liga. Nach einem stattlichen
30-Kilometer-Lauf im Rahmen meiner Marathon-Vorbereitung,
brachen Alex und ich am späten Samstagvormittag in Richtung
Südwesten auf. Bevor am Sonntag der Ball rollen sollte, stand
ein wenig Sightseeing in Gent auf dem Programm. Leider machten
wir unsere Rechnung dabei ohne das Wetter, das sich bereits
einige Tage zu früh im April-Modus präsentierte. Zwischen den
Windböen und Regenschauern konnten wir das „bessere Brügge“
zumindest phasenweise genießen.
Am Abend setzten wir unsere Fahrt fort und
landeten in Knokke. Die Stadt an der belgischen Nordseeküste
gilt als schickster Badeort des Landes. Als wir Knokke am
Sonntagvormittag erkundeten, lag sie jedoch im Winterschlaf.
Noch war in den Einkaufsstraßen und am zwölf Kilometer langen
Strand recht wenig los. Wenn sich das Wetter in einigen Wochen
freundlicher präsentiert, kann das Ganze jedoch schon anders
aussehen. Immerhin konnten wir uns bei unserem ausgiebigen
Spaziergang einen Eindruck vom beliebten Touristenziel machen.
Für den örtlichen Fußball-Klub ist die Stadt jedoch weit weniger
bekannt. Dabei ist dieser gar nicht mal so unbedeutend. 2017
verzichtete man auf den Aufstieg in die zweite Liga und spielt
seither größtenteils drittklassig. Bisher hatte ich den Ground
jedoch aufgrund der stolzen Entfernung noch nicht in Angriff
genommen. Nach einem ausgiebigen Mittagessen in einer grandiosen
Frituur waren wir nun bereit und machten uns auf den Weg zum
frisch renovierten „Burgemeester Graaf Leopold Lippens Park“.
Die Sportstätte mit nahezu kompletter
Leichtathletikanlage umfasst vier Tribünenbereiche. Das Zentrum
bildet die zweirangige Haupttribüne. Flankiert wird diese von
einem geräumigen Vereinsheim und einem VIP-Bereich. Die
gegenüberliegende Gegengerade wurde – wohl auch aufgrund des
überschaubaren Zuschauerinteresses – nicht genutzt. Da beim
einsetzenden Regen auch der untere und nicht überdachte Teil der
Tribüne nicht wirklich nutzbar war, wichen wir auf die
Sitzgelegenheiten vor dem Vereinsheim aus. Bei wärmendem
schwarzen Tee saß man hier im trockenen und war sogleich näher
am Geschehen. Im Dauerregen entwickelte sich indes ein munterer
Kick. In diesem hielt die Reserve von OH Löwen trotz ihrer
aussichtslosen Position im Tabellenkeller erstaunlich gut mit.
In einem offenen Schlagabtausch erwiesen sich die Hausherren
jedoch als abgezockter. Den Start machte ein recht glückliches
Stolpertor nach einem Eckball (14.). Auch bei der nächsten Ecke
brannte es lichterloh und der Ball schepperte gegen die Latte.
Auf der anderen Seite kamen die Gäste nach 25 Minuten sehenswert
per Direktabnahme zum Ausgleich und blieben auch weiterhin auf
Augenhöhe. Die Schwäche beim Verteidigen gegnerischer Eckstöße
sorgte in der 72. Spielminute jedoch für die Entscheidung. Elf
eigene Akteure im Strafraum konnten den Treffer zum 2:1 für
Knokke nicht verhindern. Ein knapper Sieg für den Favoriten.
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