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Das Hopperleben kann einem viel Freude
bereiten. Da wären das akribische Planen und Puzzeln rund um die
Spielpläne. Die Befriedigung des Sammeltriebs beim Besuch neuer
Stadien, Länder oder der Komplettierung ganzer Ligen. Man sollte
jedoch auch nicht die Schattenseiten verschweigen. Diese zeigen
sich, wenn man zum zweiten Mal in seinem Leben nach Schermbeck
fahren darf. Wenn der örtliche Sportverein diesen Besuch
notwendig macht, da dieser seinen Kunstrasen-Nebenplatz
mittlerweile als alleinige Spielstätte ausweist. Habe ich mich
noch lange gegen das Downgrade gegenüber dem Hauptplatz gewehrt,
wollte ich die Vollständigkeit der Oberliga Westfalen auch
formell bestätigt wissen. Immerhin war die Entfernung mit gut 30
Kilometern minimal und die Umstände durch die Terminierung am
Gründonnerstag vergleichsweise entspannt. Trotzdem kann ich mich
nicht daran erinnern, vor einem „neuen“ Ground so unmotiviert
aus dem Auto gestiegen zu sein. Dass ich dieses zudem ebenso
unabsichtlich wie unerklärlich im Parkverbot samt Bußgeld
geparkt hatte, spielte zu dieser Zeit noch keine Rolle.
Stattdessen ließ ich das nach einer Bank
benannte und nun nicht mehr bespielte Stadion des SV Schermbeck
wehmütig links liegen. Ende April 2016 hatte ich hier die Partie
gegen die zweite Mannschaft der Bielefelder Arminia besucht.
Heute kam mir die alte Spielstätte sogar noch etwas schicker und
größer vor, als ich sie in Erinnerung hatte. Seit meinem ersten
Besuch hatte sich aber nicht nur der Platz, sondern auch der
Heimverein geändert. Durch eine Abspaltung vom Mutterverein
wurde aus dem SV Schermbeck 1912 der SV Schermbeck 2020. Guckt
man auf die sportliche Situation der Rot-Weißen, steht man
zumindest nicht schlechter da als früher. So blickt der derzeit
erfolgreichste Klub aus dem Kreis Wesel im Klassement der
Oberliga Westfalen eher nach oben als nach unten. Im abendlichen
Heimspiel gegen die SpVgg Vreden war man dementsprechend
favorisiert und wollte die Lücke zur Tabellenspitze zumindest
nicht größer werden lassen. Während ich eine recht
durchschnittliche Mantaplatte wegputzte, fanden sich immer mehr
Schaulustige hinter der Bande des Sportplatzes ein. Die Gäste
aus dem Westmünsterland zeigten sich mal wieder als äußerst
reisefreudig und machten gefühlt die Hälfte der anwesenden
Zuschauer aus.
An diesem herbstlich kühlen Abend Ende
März, sollte zumindest das Spiel für Frühlingsgefühle sorgen.
Von Beginn an entwickelte sich eine lebendige und phasenweise
aufgrund der Härte recht zerfahrene Partie. Das 1:0 in der 19.
Minute hatte sich dabei angekündigt. Schermbeck nahm die
Favoritenrolle an, spielte schnell nach vorne und ging früh in
Führung. Die Partie blieb jedoch zu jeder Zeit offen, da auch
die Gäste gut mitspielten und bisher noch glücklos vor dem
gegnerischen Tor auftauchten. Das änderte sich nach dem
Seitenwechsel. Den dritten baugleich ausgeführten Angriff über
die rechte Seite innerhalb weniger Minuten vollendete Vredens
Frieling nach einer Stunde zum Ausgleich. Die letzte halbe
Stunde sollte die Anhänger des SVS verzweifeln lassen. Trotz der
direkten Antwort und der erneuten Führung (66.), gab man das
Spiel nun komplett aus der Hand. Mit einem mehr als haltbaren
direkt ausgeführten Freistoß in der 81. Minute gelang den Gästen
das 2:2. Wenige Augenblicke später spielte Schermbeck nach einer
gelb-roten Karte nur noch zu zehnt. Nun war Vreden klar oben auf
und kam in der Nachspielzeit zum Siegtreffer. Ein tolles Spiel.
Mein nächster Besuch in Schermbeck darf jedoch noch ein wenig
auf sich warten lassen.
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