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Mit zumindest einem Tor aus der ersten
Hälfte Dopplers im Rücken, machten wir uns auf den Weg ins 15
Minuten entfernte Niederkorn. Das Stadion der
7.000-Einwohner-Ortschaft liegt in einem Industriegebiet. Trotz
unserer vergleichsweise späten Ankunft parkten wir entsprechend
entspannt und enterten das Stade Jos Haupert. Am Kassenhäuschen
gab es für den Eintrittspreis zwar kein Ticket, dafür offerierte
der kleine Fanshop Wimpel. So wanderte mein bevorzugtes
Sammelgut als Andenken in die Tasche. Abermals konnten wir den
Ground im Trockenen umrunden und erfreuten uns an der modernen
Haupttribüne als Fotomotiv. Auf der digitalen Anzeigetafel war
bereits die Begegnung angeschlagen: Progres Niederkorn gegen den
FC Wiltz. Mit den Gästen aus dem Norden des Landes verbinde ich
einige gute Erinnerungen. Den alten Ground der früheren
Leder-Stadt besuchte ich mit Mariano für ein Spiel meiner alten
Freunde des CS Grevenmacher. Das neue und aktuelle Stadion wurde
viereinhalb Jahre später auf unserer gemeinsamen BeNeLux-Tour
mit Andre, Chris und Marc gekreuzt. Progres lief mir indes erst
einmal, als Auswärtsteam in Ettelbrück, über den Weg.
Gemeinsam mit Differdingen, Düdelingen und
Vorjahresmeister Hesperingen bildet Liga-Urgestein Progres die
Spitzengruppe der National Division. Für die vierte
Meisterschaft nach 1981 wird es jedoch wohl auch in diesem Jahr
nicht reichen. Trainiert wird die Mannschaft vom Aushängeschild
des luxemburgischen Fußballs, Jeff Strasser. Der 194-fache
Bundesligaspieler (Lautern und Gladbach) und 98-fache
Nationalspieler ist mit kurzer Unterbrechung seit 2010 als Coach
in seiner Heimat unterwegs. Nach vielen Jahren bei Fola Esch
folgten eher kurze Engagements in Hesperange und bei Jeunesse.
Im Sommer 2022 schloss sich der frühere Innenverteidiger den
Niederkornern an. Mit Jonathan Schmid durften wir einen weiteren
„Promi“ im Dienste der Hausherren begutachten. Der 33-jährige
Franzose bestritt fast 300 Bundesligaspiele für Freiburg,
Hoffenheim und Augsburg ehe er über den Umweg Austria Lustenau
in Luxemburg landete. Mit den genannten Namen ist auch die
Favoritenrolle abgesteckt. Die mir so sympathischen Gäste aus
Wiltz sollten hier lediglich Außenseiter sein.
Mittlerweile zeigte der bisher völlig
verregnete Samstag Einsicht und die letzte Partie des Spieltags
fand komplett im Trockenen statt. Zu unserer Überraschung
hielten die Gäste im ersten Durchgang sehr gut mit und hätten
durchaus in Führung gehen können. Mitgefiebert wurde einige
Reihen hinter uns von den Müttern einiger Wiltzer Spieler, die
ihre Sohnemänner äußerst motiviert anfeuerten. Die aktiven Fans
der Hausherren setzten indes auf viel Tifo-Material bei wenig
Leuten. Da fand ich die Muttis doch etwas cooler. Dass die
engagierten Mütter jedoch keine Spiele gewinnen, zeigte sich
sofort nach dem Wiederanpfiff. Ein kapitaler Schnitzer eines
Wiltz-Verteidigers brachte Progres die schnelle Führung nach der
Pause. Mit dem Ein-Tore-Vorsprung auf der Habenseite
kontrollierte die Heimelf nun die Partie. Da die Gäste ihre
Munition scheinbar schon im ersten Durchgang ohne Erfolg
verschossen hatten, lief man keine Gefahr, den Ausgleich zu
kassieren. Stattdessen sicherten ein später Foulelfmeter und ein
weiterer Treffer in der Nachspielzeit dem FC Progres den
verdienten Sieg. Ich bin gespannt wie viele luxemburgische
Erstliga-Stadien nach der Sommerpause für mich offen bleiben und
ob ich der Komplettierung näher kommen werde.
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