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Für den Sonntag hatte ich ein denkbar
straffes Programm vor der Brust. Um halb zehn schickte mich der
Startschuss auf der Linzer VÖEST-Brücke auf eine 42 Kilometer
lange Reise zu Fuß. Als ob die Distanz an sich nicht reichen
würde, legte das Thermometer mit seinen knapp 30 Grad noch einen
obendrauf. Irgendwie schaffte ich es trotzdem wieder, unter der
Marke von 3 Stunden und 30 Minuten ins Ziel zu kommen. Bereits
Eine Stunde nachdem mir die Finisher-Medaille um den Hals
gehängt wurde, saß ich mit einem 16er Blech am Hals am Linzer
Bahnhof und wartete auf meinen Zug nach Salzburg. In etwas mehr
als einer Stunde Fahrtzeit brachte mich die ÖBB in die
Mozartstadt und später in die Gemeinde Wals-Siezenheim, in der
eines der abscheulichsten Produkte des modernen Fußballs seine
Heimspiele austrägt. Auch wenn die Anreise trotz der schweren
Beine recht reibungslos ablief, hätte ich die Fahrt ohne den SK
Rapid als Gastverein sicherlich nicht auf mich genommen.
Immerhin war der Besuch der 30.000 Zuschauer fassenden Arena für
mich ein Revisit.
14-mal und zuletzt 10-mal in Folge konnte
sich der Taurin-Club die österreichische Meisterschaft sichern,
nachdem man 2005 die Lizenz vom Traditionsverein Austria
Salzburg übernahm. Seither hat sich die Fußballlandschaft in
unserem Nachbarland sicherlich nicht zum Besseren verändert. Das
sich die mit endlosen mitteln ausgestatteten Mateschitz-Clubs
munter Spieler hin und her schieben, ist der Kampf um den Titel
seit Jahren kein fairer Wettbewerb mehr. Ab und an schickt sich,
wie in den letzten Jahren und heuer, ein Verein wie Sturm Graz
an, ein Wörtchen mitzureden. Bisher leider erfolglos. Vielleicht
konnte Rekordmeister Rapid dem allgemein verhassten
Serienmeister heute ein Bein im Titelrennen stellen. Bevor es
für mich auf die Tribüne ging, traf ich mich noch kurz mit
Thomas. Auch wenn nur für einen kurzen Plausch Zeit blieb, ein
immer willkommenes „Hallo“, bevor ich ihm und seinem Team viel
Erfolg wünschte. Ich bezog auf den Sitzplätzen direkt neben dem
prall gefüllten Gästeblock Stellung. Halbwegs gemütlich wurde es
erst, nachdem ich alle ausgelegten Klatschpappen im Umkreis
einiger Meter weggeflankt hatte. Umgeben war ich zum Glück von
Rapidlern. Einige versprengte schafften es im Taurin-Rausch
natürlich trotzdem, sich in den vom Gästeanhang dominierten
Bereich zu setzen. Dass man Liebe nicht kaufen kann, zeigte sich
an den tausenden freien und großflächig abgehängten Plätzen in
der Arena. Das Produkt kommt nur selten auf fünfstellige
Zuschauerzahlen.
Heute sorgten vor allem die reisefreudigen
Wiener für einen Ausschlag nach oben. Grün-Weiß war gut
aufgelegt und präsentierte sich in meiner Wahrnehmung erneut als
eine der besten Kurven Europas. Viel Tifo, viel Bewegung, ab und
an eine Fackel und eine ordentliche Pyro-Show im zweiten
Durchgang. Das Spiel gab die entsprechende Unterstützung her.
Die Gäste verlangten den favorisierten Hausherren alles ab und
waren dem Torerfolg lange Zeit deutlich näher. Trotzdem war es
das Produkt, das wenige Minuten vor dem Schlusspfiff den
vermeintlichen Lucky Punch setzte. Zu diesem Zeitpunkt hatte ich
mich bereits mit dem dritten torlosen Remis in Folge
angefreundet. Immerhin konnte Rapid die siebenminütige
Nachspielzeit zum Ausgleich nutzen. Dass der Referee für seinen
Elfmeterpfiff den lästigen VAR bemühen musste, hatte was von
Comedy. Das klare Handspiel im Bullen-Strafraum musste eindeutig
einen Strafstoß nach sich ziehen. Grüll erzielte das 1:1 vom
Punkt und ließ den Vorsprung der Taurin-Köpfe auf Sturm auf drei
Punkte schmelzen.
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