Vier Aufsteiger gingen im Sommer 2023 hoch
in die Oberliga Mittelrhein. Mit Porz und Endenich zwei
Vertreter aus dem Süden des Verbandes und mit Teveren und
Schafhausen zwei Teams aus dem deutsch-niederländischen
Grenzgebiet nördlich von Aachen. Die Stadtteilklubs aus Köln und
Bonn besuchte ich bereits im vergangenen Jahr. Gegen Ende der
aktuellen Spielzeit geht es nun darum, die Lücken in den
heimischen Ligen bestmöglich zu füllen. Folgerichtig freute ich
mich über das für Donnertagabend angesetzte Nachholspiel
zwischen den Lokalrivalen aus Geilenkirchen-Teveren und
Heinsberg-Scharfhausen. 15 Minuten Fahrtweg trennen die
Sportanlagen der beiden Vereine voneinander und so erwartete
mich nicht nur ein Duell zweier Aufsteiger, sondern auch ein
echtes Lokalderby. Meine Anreise nach Feierabend verlief trotz
des Berufsverkehrs entspannt. Landen sollte ich auf dem bereits
ordentlich gefüllten Parkplatz des Heidestadions. Bis zum
Spielbeginn hatten die Besucher der Partie jeden Winkel rund um
das Gelände zugeparkt. Stolze 450 Fans zeugen vom Interesse an
der Begegnung. Für die in akuter Abstiegsnot befindlichen
Hausherren sollte es ausgerechnet im Derby um die letzte Chance
zum Klassenerhalt gehen.
Werfen wir jedoch erst einmal einen Blick
auf Verein und Ort. Die Germania hatte ihre erfolgreichsten
Zeiten in den 90ern. Nach mehr als zehn Jahren Konstanz in der
Landesliga gelang kürzlich der Sprung in die Fünftklassigkeit.
Das heimische Heidestadion liegt etwas außerhalb des Ortskerns
und nennt eine kleine Tribüne sein eigen. Zusammen mit dem Wall
auf der Gegengerade einer der schöneren Stadien der Liga. Neben
dem außergewöhnlichen Vereinswappen mit zwei Rechen und einem
Krug (?), ist vor allem der direkt hinter dem Wall angrenzende
Bereich interessant. Hier befindet sich ein
NATO-Militärflugplatz und ein früheres Lager für atomare
Gefechtsköpfe. Von möglichem Flugverkehr auf der Air Base bekam
ich während meines Stadionbesuchs jedoch nichts mit. Dafür gab
es bereits in der Anfangsphase der hitzig bestrittenen Partie
einige „Tiefflieger“. Vor allem der Coach der Hausherren agierte
als „Emotional Leader“ und peitschte seine Jungs nach vorne.
Diese spiegelten seinen Einsatz und warfen sich verbissen in die
Zweikämpfe. Nach zehn Minuten gelang dem Außenseiter sogar der
wunderbar herausgespielte Treffer zum 1:0.
Die zahlreich mitgereisten Fans aus
„Schoppese“ dürfen sich verwundert die Augen gerieben haben.
Trotz des massiven Alkoholkonsums (Ansage des Stadionsprechers
vor der Partie: „An einem Verkaufsstand neben dem Vereinsheim
können die ganz durstigen komplette Bierkästen erwerben.“),
dürfte jedem die Nervosität der Gäste aufgefallen sein. Ein
kurioser Treffer zum 1:1-Ausgleich lenkte das Spiel dann in
andere Bahnen. Der Torwart der Germania hatte nach einer Flanke
sein Tor verlassen und Schafhausens Braun schickte einen
Abpraller als Bogenlampe in Richtung des Kastens. Ein
Verteidiger roch den Braten und bewegte sich in Richtung der
Torlinie, doch statt den Ball zu klären, köpfte er ihn in bester
Piplica-Manier in den eigenen Kasten (22.). Selten hatte ich so
etwas Unbeholfenes erlebt. Von nun an spielten nur noch die
Gäste, erzielten vor der Pause den Führungstreffer und hatten
nach dem Wiederanpfiff dutzende Chancen zur Entscheidung. Dem
anfänglichen Feuer der Germania folgte in Rückstand der Kater.
So steigt man schlussendlich ab. Sollte Wegberg-Beeck im Sommer
aus der Regionalliga absteigen, wartet auf Schafhausen ein neues
Derby.
|