|
Am Sonntagmorgen nach dem Schalker Sieg
gegen die Freunde aus Franken waren die Köpfe schwer und der
Hunger klein. Nach dem vergleichsweise späten Frühstück
verabschiedeten wir Gabriel, sodass für die fußballerischen
Pläne nur noch Tommy und ich übrigblieben. Da das Wetter gut war
und unser heutiges Ziel auch touristisch etwas zu bieten hatte,
brachen wir ohne schuldhaftes Zögern in Richtung Westen auf.
Beim Studieren der sonntäglichen Partien stieß ich im Vorhinein
auf das Duell zwischen Venlo und Groningen, das auch Tommy
überzeugen konnte. Bevor wir uns jedoch dem Stadion De Koel
näherten, nutzten wir den frühlingshaften Tag für eine
ausgiebige Tour durch die Grenzstadt. Wie so üblich war diese
von Deutschen okkupiert, die bei den zwei Brüdern einkauften,
Fritten aßen und sich an den netten Straßenzügen rund ums
Zentrum erfreuten. Auch Tommy wurde mit einer Portion Pommes
spezial in die örtliche Esskultur eingeführt und auf seinen
zweiten Ground in den Niederlanden vorbereitet.
Die Anreise zum Ground des VVV Venlo war
dabei denkbar entspannt. Tommy hatte zwei Business Club Tickets
inklusive Parkticket in der Tasche und lenkte uns bis vor die
Haupttribüne. Neugierig betraten wir mit einer Stunde Vorlauf
das exklusive Cafe. „Hier treffen sich die „Freunde des VVV“ und
die Partner, die bei einem Drink echte Fußballatmosphäre
schnuppern wollen“, wirbt das Prospekt. Vielleicht war es nach
dem ziemlich intensiven Vortag gar nicht so verkehrt, dass nur
Tee und Kaffee „aufs Haus“ gingen. So konnte man der Versuchung,
dem Alkohol erneut zu verfallen, ganz gut widerstehen. Anders
als bei meinen beiden vorherigen Besuchen, nahmen wir heute auf
der überdachten Haupttribüne Platz. Daran, dass das mittlerweile
fünfzig Jahre alte Stadion trotz diverser Umbauten und
Modernisierungen aus einer anderen Zeit stammt, erinnerte der
Pfeiler, der selbst auf den Business-Plätzen für eine
Sichtbehinderung sorgte. Trotz diverser Bemühungen und einer
recht konkreten Vision, schickt sich der geplante Umbau des
Grounds noch nicht an. In Zukunft sollen beim VVV 12.000
Zuschauer in einem komplett überdachten Stadion die
Gelb-Schwarzen nach vorne treiben. Das Potential ist durchaus
da. Stolze 6.600 Besucher strömten fürs Duell gegen den FC
Groningen ins De Koel.
Die Gäste aus dem äußersten Norden des
Landes sind sicherlich ein Zugpferd der niederländischen zweiten
Liga. Der Heimatverein von Bayern-Legende Arjen Robben kickte
vor dem Abstieg im vergangenen Sommer 23 Jahre in der
Eredivisie. Ab und an qualifizierte man sich sogar für den
Europapokal und spielte dort gegen Partizan, Florenz und
Marseille. Anfang dieses Jahrzehnts präsentierte der Klub einen
ambitionierten Wachstumsplan, der den FC Groningen wieder nach
Europa führen sollte. Stattdessen ging es eine Liga runter zum
kleinen VVV Venlo. Während Groningen sich berechtigte Hoffnungen
auf den Wiederaufstieg macht, rangieren die Hausherren im
Niemandsland des Klassements. An diesem Umstand dürfte der
Boykott des Heimanhangs jedoch nicht gelegen haben. Nachdem man
zehn Minuten schwieg, flutete man mit großem Trara den zuvor
leeren Bereich des Fanblocks. Im Zehn-Minuten-Takt präsentierte
man nun Spruchbänder gegen Stadionverbote und beflaggte mit
diesen im Anschluss nahezu den kompletten Zaun. Der gut gefüllte
Gästeblock konnte indes das einzige Tor des Tages bejubeln. In
einer eher tristen und wenig ansehnlichen Partie gelang den
Favoriten in der 78. Minute der goldene Treffer.
|
|