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Nachdem ich die Partie in Petingen bereits
nach 65 Spielminuten verlassen musste, fuhr ich im Eiltempo und
ohne schuldhaftes Zögern in Richtung Hesperingen. Nach einer
knappen halben Stunde Fahrt stellte ich mein Auto
vergleichsweise wild in der bereits ordentlich zugeparkten
Zufahrtsstraße ab. Einige Minuten später enterte ich das Stade
Alphonse Theis pünktlich wenige Augenblick vor dem Anpfiff des
Topspiels des Tages. Bevor ich mich dem Spielgeschehen widmete,
musste ich jedoch erstmal richtig ankommen. Mein erster Eindruck
von der Anlage war sehr positiv und sollte sich auch im Verlauf
meines Besuchs nicht ändern. Einer modernen und großen
Haupttribüne stand auf der Gegenseite eine Stehplatz-Gerade
gegenüber, die sich organisch und asymmetrisch an der
bestehenden und leicht hügeligen Landschaft orientierte. Schick.
Die Plätze und Ränge waren zudem gut gefüllt, was auch an der
Bedeutung des Duells zwischen Swift Hesperingen und F91
Düdelingen lag. Der Tabellen-Dritte traf auf den
Zweitplatzierten. Der amtierende Meister traf auf den
Serienmeister der vergangenen Jahre.
Dass der Verein aus der Gemeinde im
Speckgürtel der Hauptstadt überhaupt sportlich relevant wurde,
kam für mich durchaus überraschend. Trotz meiner Affinität zum
luxemburgischen Fußball schaute ich in der vergangenen Spielzeit
verwundert auf die Tabelle, in der Swift Hesper einsam an der
Spitze seine Runden drehte. Der plötzliche Erfolg, des erst in
der Corona-Pandemie aufgestiegenen Klubs, lässt sich auf einen
Namen zurückführen: Flavio Becca. Der im Großherzogtum
aufgewachsene Bauunternehmer und Milliardär investiert sein Geld
gerne in den Vereinen der etwas weiter gefassten Region. So
versprach Beccas Zaster unter anderem dem belgischen Klub Virton
sowie dem 1. FC Kaiserslautern sportliche Höhenflüge. Als Mäzen
in Düdelingen, war es sicherlich auch Beccas Geld, das die
unzähligen Meisterschaften ermöglichte. Mittlerweile ist Swift
Hesperingen seine neue Spielwiese. In der Gemeinde wuchs der
Unternehmer auf. Dass ein schillernder Gönner des Sports sich
nicht immer an gesetzliche Spielregeln hält ist fast schon
selbstredend. 2021 wurde Becca wegen Veruntreuung von
Firmengeldern und Geldwäsche zu einer Bewährungsstrafe
verurteilt. Fazit: Nehmt den Investoren bitte unverzüglich den
Fußball weg.
Die Umstände des Duells zwischen
Hesperingen und Düdelingen waren also abgesteckt.
Tabellennachbarn und alte respektive neue Liebe eines scheinbar
gelangweilten Geldsacks. Mit einer schmackhaften Mettwurscht in
der Hand widmete ich mich nun dem Spielgeschehen. Beide Teams
schenkten sich – und das hatte ich so auch erwartet – wenig.
Nach zwölf gespielten Minuten gingen die Gäste durch einen per
Kopf verlängerten Freistoß früh in Führung. Wie schon im ersten
Spiel des Tages, erzielten die Heimelf etwas überraschend und
durchaus glücklich noch vor der Halbzeitpause den Ausgleich
(35.). Die Hintermannschaft der Gäste reklamierte vehement, da
man den Angreifer beim erfolgreichen Abstauber im Abseits sah.
Auch im zweiten Durchgang kam die Begegnung sehr spielfreudig
und offen daher. Der Lucky Punch gelang dann der Heimelf. Zehn
Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit vollendete Raphael
Holzhauser einen schnell vorgetragenen Angriff kraftvoll und mit
vollem Risiko zum Siegtreffer. Der in Deutschland durchaus
bekannte ehemalige österreichische Nationalspieler wechselte im
Winter nach Luxemburg und netzt dort bisher mit einer
beeindruckenden Quote von einem Tor pro Partie.
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