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Mehr Abstiegskampf ging nicht. Je nach
Lesart zwei bzw. drei Spieltage vor Saisonende ging es im
Tabellenkeller der Oberliga Niederrhein noch sehr eng zu. Welche
Mannschaften sollten neben dem bereits zurückgezogenem SV
Straelen den schweren Gang in die Landesliga antreten? Unter den
sechs akut bedrohten Teams waren auch die DJK Adler Union
Frintrop aus Essen sowie die Sportfreunde Hamborn 07 aus dem
Duisburger Norden. Am Mittwochabend vor Christi Himmelfahrt
trafen die beiden Kellerkinder im direkten Duell aufeinander.
Somit erwischte ich für meinen längst überfälligen Besuch beim
Essener Oberliga-Aufsteiger eine denkbar brisante Partie. Trotz
der späten Anstoßzeit um halb acht Uhr abends, verlief die kurze
Anreise aufgrund des morgigen Feiertags ziemlich stockend. Der
eingeplante Puffer reichte trotzdem, um unweit des Platzes in
einem Wohngebiet zu parken. Der Ground selbst war für mich
jedoch keine Unbekannte. In meiner Zeit beim SV Vöde spielten
wir ein Testspiel bei Adler Union. Während ich mich an die
schmucke Anlage im Schatten des Wasserturms noch gut erinnern
konnte, sieht es beim Verlauf oder Endergebnis der Partie anders
aus. So oder so, war es ebenso selten wie spannend, eine Anlage
abzuhaken, auf der ich bereits selbst gespielt hatte.
Mit seiner Lage in direkter Nachbarschaft
des namensgebenden Wasserturms und der recht wuchtigen
Funktionsgebäude, setzt sich die Bezirkssportanlage in Frintrop
positiv von anderen Kunstrasenplätzen ohne nennenswerten Ausbau
ab. Für die Partie gegen Hamborn 07 hätte ein Ausbau sogar einen
echten Mehrwert gehabt. Als die beiden Mannschaften in der
Abendsonne aufliefen, war so gut wie jeder Platz hinter der
Bande von Zuschauern besetzt. Auch bei den Sportfreunden wusste
man um die Bedeutung des „Sechs-Punkte-Spiels“ und hatte etliche
Anhänger samt Fahnen im Gepäck. Die mitgereisten Fans der
Schwarz-Gelben konnten einem jedoch von Beginn an leidtun. Die
Hausherren legten los wie die Feuerwehr und konnten bereits in
der dritten Minute die Führung verbuchen. Wenig überraschend
fiel das Tor nach einem Kopfball des 2,04 Meter großen
Stoßstürmers Yannick Reiners. Der lange Lulatsch, der in dieser
Saison noch nicht als Goalgetter auffiel, sollte die Geschichte
der Partie bestimmen. Nach zahllosen Chancen, vor allem auf
Seiten der Heimelf, konnte Reiners in der Nachspielzeit der
ersten Hälfte eine schwache Rückgabe auf den Torwart erlaufen
und zum 2:0 erhöhen. Da es bis dahin schon 6:1 hätte stehen
können, war die Erleichterung über die nun komfortable Führung
groß.
Auch der zweite Durchgang geizte nicht mit
Möglichkeiten. Im „Torchancen-Bingo“ hätte ich sicherlich einige
Spalten, Zeilen und Diagonalen füllen können. Hier war alles
dabei. Knapp vorbeigelegt, hervorragend pariert, das leere Tor
aus der Distanz verfehlt und, und, und. Ein besonderes Lob gilt
hier vor allem dem Keeper der Gäste, dem es zu verdanken ist,
dass der dritte Reiners-Treffer erst in der 69. Spielminute
fiel. Drei Minuten später fiel das schlussendliche 4:0. Trotz
des unterhaltsamen Spiels blickte ich neidisch auf andere
zeitgleich stattfindende Partien. Sieben Tore in Havelse, acht
in Lübeck und stolze zehn Treffer im benachbarten Uhlenkrug.
Mein Spiel hätte sich dort mit etwas mehr Glück und Können
einreihen können. Scheinbar störte nur ich mich an der
ausbleibenden Torflut. Ein Großteil der Anwesenden hing nun an
ihren Mobiltelefonen und hörte bzw. guckte mit mindestens einem
Ohr oder Auge auf das Champions League-Halbfinale in Madrid.
Wer’s braucht…
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