|  | Während in der Bundesliga der letzte 
				Spieltag vor der Tür stand, wartete ein neuer Länderpunkt auf 
				mich. Mit Armenien sollte ich endlich den 52. der 55 
				UEFA-Mitgliedsverbände abhaken können. Der Weg dorthin war 
				jedoch durchaus steinig. Da der nationale Verband die 
				Liga-Spiele erst mit spärlichen 14 Tages Vorlauf genau 
				terminiert, musste ich die Flüge im Frühjahr ins Blaue hinein 
				buchen. Sicherheitshalber plante ich also mit drei vollen Tagen 
				von Freitag bis Sonntag. Warum auch immer landete ich mit dieser 
				eigentlich todsicheren Wette genau zwischen zwei Spieltagen und 
				hatte letztendlich Glück, am Sonntagabend die erste Paarung der 
				35. Runde erwischt zu haben. Mehr oder weniger beruhigt konnte 
				ich mich also der Planung der touristischen Highlights widmen. 
				Nach einer anstrengenden Anreise verbrachte ich den Freitag in 
				der Hauptstadt Jerewan, in der ich auch mein Lager aufschlug. 
				Typisch Ostblock begegnete ich vollen Straßen, Kette rauchenden 
				Lungerern und imposanter Sowjet-Architektur. Ich hatte das trotz 
				all des Trubels wirklich vermisst. Weiter ging es am Samstag für 
				einen Tagestrip per Zug in die zweitgrößte Stadt des Landes, 
				Gjurmi. Auch wenn ich bereits am Freitagabend 
				sicherheitshalber eine sehr zähe Partie der Frauen besucht 
				hatte, galt es am Sonntag den Länderpunkt dingfest zu machen. 
				Zuvor erklomm ich bei durchgehend sommerlicher Witterung die 
				Jerewaner Kaskaden und besuchte den Victory-Park mit der Statur 
				der „Mother Armenia“. Der Nachmittag gehörte dann dem 
				einstündigen Fußweg zum Junior Sport Stadium. Dieses liegt in 
				den südwestlichen Ausläufern der Stadt und ist sicherlich kein 
				Schmuckstück. Da ich aber nehmen musste was verfügbar war, 
				freute ich mich auch auf die recht unspektakuläre Hütte samt 
				nomineller Gurken-Partie zwischen dem FC West Armenia und dem 
				Armee-Club BKMA. Da der Ground universell von Clubs der Stadt 
				genutzt wird und keine wirkliche „Heimspielstätte“ ist, war die 
				Organisation rund um das Spiel denkbar pragmatisch. Kein 
				Entertainment, keine Kasse, keine Verpflegung oder wie 
				Romantiker es ausdrücken würden: Fußball pur! Die Tribüne füllte 
				sich ordentlicher als gedacht, sodass am Ende sicherlich 300 
				Zuschauer der Partie im Niemandsland der Tabelle beiwohnten. Ich war recht schnell vom Auftritt der 
				Gastmannschaft überrascht. Das abgeschlagene Schlusslicht 
				agierte mutig und kam ebenso früh wie sehenswert zum 1:0 (13.). 
				In der Folge verlor die Partie an Tempo und auch für einige 
				Anwesenden rückten vermeintliche Begleiterscheinungen in den 
				Vordergrund. So wurde jeder über den Fangzaun fliegende Ball 
				akribisch von den Balljungen und deren „Koordinator“ verfolgt. 
				Tatsächlich kehrte nur jeder zweite „Derbystar“ zurück. Die 
				andere Hälfte wanderte flott in den Besitz der auf den 
				anliegenden Straßen wartenden Kids. Immerhin wurde der 
				materielle Verlust des Gastgebers durch den sportlichen Erfolg 
				ausgeglichen. Ein vom unbeholfenen Gästekeeper verursachter 
				Strafstoß brachte die Heimelf nach der Pause zurück (53.). Im 
				Gegenzug brachte ein traumhaftes Solo BKMA die erneute Führung 
				(61.). Das letzte Wort hatten jedoch die Hausherren. Eine 
				ordentliche Rakete besorgte in der 78. Minute den erneuten 
				Ausgleich, ehe man in der Nachspielzeit nach einer Ecke den viel 
				umjubelten Siegtreffer erzielen konnte. So endete auch der 
				fußballerische Part des Ausflugs versöhnlich. Statt mehrerer 
				Partien oder eines tollen Grounds, gab es ein spannendes Spiel 
				auf einem höheren Niveau als erwartet. In UEFA-Europa verbleiben 
				damit Belarus, Aserbaidschan und Kasachstan. Mal schauen. 
				
				Fotos Sightseeing |  |