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„Wir könnten heute doch auch nach Uppsala
fahren“ - so oder so ähnlich stieß Alex unseren denkbar
spontanen Ausflug in die schwedische Großstadt mit dem
klangvollen Namen an. Eine nützliche Hintergrundinformation ist
sicherlich, dass wir zu diesem Zeitpunkt immerhin schon
schwedischen Boden unter den Rädern hatten und über das Rollfeld
des Flughafens Stockholm Arlanda schepperten. Ein Blick auf
Google Maps, die verfügbaren Bahnverbindungen und den Spielplan
der schwedischen Allsvenskan ließen die beiläufige Äußerung zu
einem Plan werden. Wenig später enterten wir also nicht den Zug
nach Stockholm, sondern in Richtung Norden nach Uppsala. Nach
wenigen Minuten Fahrt kamen wir in der Universitätsstadt an,
verschlossen unser Gepäck und begaben uns bei strahlendem
Sonnenschein auf eine ausgiebige Erkundungstour. Am frühen
Nachmittag hatten wir etliche Kilometer unter den Sohlen und
stimmten uns in einer Brauereischänke unweit des städtischen
Stadions auf die anstehende Partie ein. Der stattliche Preis von
14 Euro für das Pint IPA blieb auf unserem viertägigen
Schweden-Trip zum Glück die Ausnahme.
Was war das für ein Spiel, das unverhofft
auf unserem Radar landete? Der heimische Fußballklub der
viertgrößten Stadt des Landes hört auf den geheimnisvollen Namen
IK Sirius. Warum man den ungewöhnlichen Namen trägt, der auf den
hellsten Stern am Nachthimmel (auch „Hundsstern“) anspielt,
konnte ich nicht herausfinden. Mir war der Verein zuvor nicht
bekannt. Immerhin spielt man seit 2017 in Schwedens höchster
Spielklasse, sodass diese Wissenslücke eher mir anzulasten ist.
Ähnlich stand es um mein Wissen zum „Göteborgs Atlet- och
Idrottssällskap“, kurz „GAIS“. Die Gäste kamen als Aufsteiger
ins frisch modernisierte Stadion Studenternas IP. Dieses besteht
aus der gut 10.000 Zuschauer fassenden Fußball-Arena und einer
benachbarten „Winter-Arena“ für die populären Bandy-Duelle. Die
„Sommer-Arena“ besteht aus einer C-förmigen Holztribüne und der
recht wuchtigen Haupttribüne, die die Funktionsgebäude
beinhaltet. Die 2020 abgeschlossenen Modernisierungen sind den
Bildern zufolge ein deutliches Upgrade zum alten
Leichtathletikstadion.
Rund um das Stadion herrschte bei unserem
Eintreffen bereits reges Treiben, das vor allem die jüngsten
Anhänger als Zielgruppe adressierte. Hinter der Einlasskontrolle
war indes nicht viel los. Das Catering offerierte Leichtbier und
totgekochte Hotdogs und die Ränge füllten sich nur zaghaft. Die
5.170 zahlenden Zuschauer sollten den Negativwert für diese
Saison bedeuten. Das Spiel zwischen dem gut platzierten
Aufsteiger und den bisher mitunter enttäuschenden Gastgebern war
scheinbar kein Straßenfeger. Die Art und Weise Fußball zu
interpretieren, ließ mich weiterhin mit dem skandinavischen
Fußball fremdeln. Bereits vor dem Führungstreffer in der 40.
Minute verbrachten die Hausherren einen Großteil der Spielzeit
in der Horizontalen. Jede Berührung führte zu einer
augenscheinlich dringend notwendigen Behandlung, die
glücklicherweise eine umgehende Heilung herbeiführte. Im Lichte
des sagenumworbenen Siriussterns war alle möglich. Nüchtern
betrachtet war die Darbietung ein ehrenloses Schauspiel, dass zu
absurden zwei Mal zehn Minuten Nachspielzeit führte. Da vergaß
man vor lauter Traurigkeit über diese Respektlosigkeit gegenüber
dem Sport fast die insgesamt vier Tore und den ganz passablen
Support der Heimkurve. Immerhin schafften wir es trotz der
Extra-Minuten noch, vor dem Sonnenuntergang in Stockholm
aufzuschlagen und unser Hotelzimmer zu beziehen, bevor morgen
der nächste Ground wartete.
Fotos Sightseeing
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