Während der FC Schalke und der Glubb nicht
gerade die rosigsten Zeiten der eigentlich ruhmreichen
Vereinsgeschichte durchleben, spielt der TC Twente groß auf.
Doch auch die Freunde aus dem niederländisch-deutschen
Grenzgebiet haben schwere Zeiten hinter sich. Nach dem Abstieg
2018 und dem anschließenden Wiederaufstieg arbeitete man sich in
beachtlicher Manier wieder nach oben. So konnte Twente sich auch
in diesem Sommer für einen Platz im internationalen Geschäft
qualifizieren. Als Tabellendritter der Vorsaison ging es sogar
um einen Startplatz in der Königsklasse. Zwischen den Tukkern
und den Honigtöpfen der Champions League standen nur zwei
Quali-Runden. Den Start in der Gruppenphase des UEFA-Cups hatte
man auch bei einer möglichen Niederlage bereits sicher. Die
Auslosung bescherte dem FCT mit dem Brausehersteller aus
Salzburg ein denkbar unattraktives Los. Da spielst du in der
Champions League-Qualifikation und bekommst an Stelle eines
traditionsreichen Clubs mit stabiler Fanszene die Opfer aus
Fusch am See serviert. Das nationale und internationale
Fußballgeschäft ist nur noch eine Karikatur des Sports, in den
man sich vor etlichen Jahren Hals über Kopf verliebt hat.
Für die Ticketverkäufe war es indes egal,
wie der Gegner hieß. De Grolsch Veste war in Windeseile
ausverkauft. Im Zusammenspiel mit Stevie sicherten wir uns vier
Plätze für die Partie am Dienstagabend und brachen gemeinsam in
Richtung Nordwesten auf. Rund um das Stadion war bereits einiges
los und die vergleichsweise frühe Anstoßzeit um 19 Uhr ließ die
Zuschauer recht geballt vor den Eingängen aufschlagen. Die
schöne neue Welt mit Ihren QR-Codes und Handy-Tickets brachte
das Einlasssystem mit Ansage zum Erliegen. So standen wir mit
hunderten anderen Fans vor den wenigen Drehkreuzen und
beobachteten etliche Hammerwerfer dabei, wie sie krampfhaft
versuchten, ihr Smartphone so zu positionieren, dass der Scanner
den Code verarbeiten kann. Bei über 30 Grad in der prallen Sonne
war das Warten alles andere als ein Vergnügen. Fünf Minuten nach
dem Anpfiff passierten wir die Drehkreuze ohne technische
Probleme und stoppten zuerst am Imbissstand. Twente Ham! Ohne
die exklusive Delikatesse geht nichts, das weiß jeder Kenner!
Wenig später bahnten wir uns unseren Weg direkt unter das Dach
der Tribüne. Dort staute sich die Hitze dermaßen, dass wir wenig
später ungläubig unsere vollends ölenden Leiber bestaunten. Das
war ein unfreiwilliger Saunagang und nicht mehr feierlich.
Mit Wellness hatte das ganze wenig zu tun.
Das lag auch an der Darbietung auf dem Rasen. Auf die
1:2-Niederlage im Hinspiel gab es eine schnelle 2:0-Führung der
Salzburger on top. Ohne ernsthafte Gegenwehr der Hausherren
schien das Spiel schnell entschieden. Der Anschlusstreffer nach
einer Ecke (43.) kam überraschend und brachte ein wenig Hoffnung
für den gut aufgelegten Heimanhang. Wenige Augenblicke nach dem
Wiederanpfiff war man jedoch verstummt, als der Gast erneut traf
und nur die 50 lächerlichen Kunden im Osten des Stadions
jubelten. Auf dem Nullpunkt angekommen sollte sich eine
Achterbahn der Gefühle auf den Weg machen. In der 64.
Spielminute gelang Twente der erneute Anschluss. Zehn Minuten
später hielt Unnerstall einen Handelfmeter und schickte seine
Jungs denkbar motiviert in die Schlussviertelstunde. Leider fiel
das 3:3 erst in der 87. Spielminute. Trotz großzügiger
Nachspielzeit gelang der entscheidende Treffer zum kumulierten
Ausgleich nicht mehr. Das Böse siegte letztendlich und Twente
mach in der Europa League weiter.
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