|
Mit der üblichen Vorfreude wohnte ich der
Auslosung der ersten DFB-Pokalrunde vor dem Fernseher bei. Am 1.
Juni zog Losfee Nils Petersen im Anschluss an die Kugel des VfR
Aalen die Kugel des FC Schalke 04. Wie sollte man dieses Los aus
Sicht der Knappen lesen? Ein erster Ansatz wäre ein Blick auf
die Qualität des Gegners. Nachdem man im letzten Jahr mit
Eintracht Braunschweig den 15. der abgelaufenen Zweitligasaison
und damit das wohl schwerste Los erwischte, meinte es der
ehemalige Freiburger Edeljoker mit dem württembergischen
Pokalsieger gut mit uns. Die Schwarz-weißen waren im Sommer in
die Oberliga abgestiegen und sind zumindest auf dem Papier ein
dankbarer Gegner. Eine weitere Lesart bemühte vor allem die
Presse. Schließlich eröffnete die gleiche Begegnung im Sommer
2010 den Schalker Lauf zum letzten Pokalgewinn in der Spielzeit
2010/11. Damals startete der S04 beim Drittligisten aus der
Ostalb minimalistisch mit einem 2:1-Sieg in den Wettbewerb. Es
wäre jedoch vermessen an ein gutes Omen zu Glauben und dem
derzeitigen Kader eine ähnlich erfolgreiche Pokal-Kampagne
zuzutrauen. Meine Sicht auf die Dinge drehte sich vor allem um
die happige 500 Kilometer lange Fahrtstrecke für ein Spiel, das
man in neun von zehn Fällen ohne Mühe gewinnen sollte, in einem
Ground der für mich weder neu noch sonderlich spektakulär ist.
Trotzdem trafen Andre und ich uns am
Samstagmorgen, um gemeinsam Richtung Süden aufzubrechen. Die
Fahrt war entspannt und ereignislos. Auffällig war zudem, dass
uns vergleichsweise wenig Schalker Autos auf der Autobahn
auffielen. In Aalen angekommen sah das schon anders aus. Aus den
verschiedenen Seitenstraßen der Stadt strömten etliche Schalker
in Richtung des Stadions. Bei feinstem Sonnenschein kämpften wir
uns durch die hügelige Landschaft zum Eingang des Gästeblocks.
Während der Planet auf unsere Häupter ballerte und wir am
Einlass warteten, öffnete sich neben uns plötzlich ein Tor zum
Innenraum. Was auch immer die Ordner gerade machten – man
munkelt, dass etliche Schalker ihre Wartezeit verkürzten und
diese Gelegenheit nutzten, um entspannt ins Stadion zu huschen.
Dort fielen uns zuerst die Schlangen vor den Versorgungsständen
auf. Diese reichten gefühlt einmal um den Globus, sodass man
sich sein Wasser und seine Rindswurst früh abschminken konnte.
Der Amateurclub war mit den 5.000 Schalkern auf der Westtribüne
sichtbar überfordert. Gut 2.000 weitere Schalker auf den
Sitzplätzen sorgten aus Sicht der Knappen für ein stolzes
2:3-Verhältnis in der Fremde.
Eingeleitet wurde das Spiel mit einer
Choreo über die gesamte Fläche des Gästeblocks. Das Stadtwappen,
das Vereins-Logo und das Fahnen-Männchen wurden als Blockfahne
über die Köpfe gezogen, dazu gab es eine Zaunfahne, Schwenker
und Rauch. Ein grandioses Bild, auf das eine recht uninspirierte
Leistung der Mannschaft folgte. Königsblau mühte sich zu einem
zwar nie gefährdeten, aber glanzlosen 2:0-Sieg. Der
wiedergenesene Star-Referee Brych erkannte zu allem Überfluss
Karamans Abseitsstellung beim 1:0 nicht und verwehrte den
Hausherren mindestens einen möglichen Elfmeterpfiff. Geht es
einem nur um das Ergebnis, sind die Umstände natürlich egal. Der
S04 steht in Runde zwei des Pokals. Die Mannschaft konnte jedoch
nicht fußballerisch überzeugen, zeigte viele Defizite und
lieferte dem weit angereisten Anhang eher maue Kost. Nun wartet
also die zweite Runde, in der der S04 in den letzten Jahren
konsequent die Segel strich. Mal gucken.
|
|