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Vielleicht war der Abend zuvor – bei aller
Liebe für das in Köln lebende Brautpaar – ein schlechtes Omen
für das Schalker Spiel am Sonntag. Als rund um Mitternacht
plötzlich vornehmlich kölsche Lieder die Tanzfläche belebten,
konnte ich mich dieser nicht unauffällig entziehen. So sang und
schunkelte es neben mir zu Gassenhauern aus der Stadt des
verhassten morgigen Gegners. In der zweiten Liga ist der Effzeh
ohne große Konkurrenz der Bodensatz, wenn es um die Akzeptanz
von Seiten der S04-Fans geht. Bereits am vierten Spieltag kam es
zum vermeintlichen Spitzenspiel, zum „NRW-Duell“ und zum ersten
Schalker Heimspiel nach knapp einem Monat. Mit je einem Sieg,
einem Unentschieden und einer Niederlage waren beide
Mannschaften vergleichsweise verhalten in die Saison gestartet.
Für Vereine deren Aufeinandertreffen zumindest nach 1.
Bundesliga klingt, zu wenig. Den richtungsweisenden Charakter
der Partie konnte man also nicht klein reden. Die
Begleitumstände waren gut. Die Sonne schien an diesem frühen
Sonntagnachmittag und bescherte einem vielleicht die letzte
wirklich sommerliche Partie vor den kräftezehrenden kalten
Tagen. Der Schalker Anhang war entsprechend gut aufgelegt und
widmete sich, nach einigen lieben Grüßen an die Staatsmacht, dem
uneingeschränkten Support des Teams.
Unsere kleine Gruppe im Block K der
Nordkurve staunte nicht schlecht, was sich da vor unseren Augen
auf dem Rasen abspielte. Beide Mannschaften gaben mächtig Gas.
Immer wieder wurde es durch schnell vorgetragene und gut
durchdachte Angriffe oder individuelle Fehler der Gegenseite
gefährlich. Auf Seiten der Knappen war es vor allem das frühere
Sorgenkind Tobi Mohr, das ohne Scheuklappen nach vorne preschte.
Ein Spiel ohne Filter und Bremse, ohne Mittelfeld und Vorsicht,
wurde nach gut 22 Minuten durch die obligatorische Trinkpause
jäh unterbrochen. Leiden verharrte der S04 nach der Fortsetzung
des Spiels gedanklich noch zwischen den Wasserflaschen und
Anweisungen des Trainerteams. Anders ist es nicht zu erklären,
dass ein Heekeren-Abschlag ohne Gegenwehr und Umwege
schnurstracks zurückkam und im 1:0 für den Gast mündete (25.).
Ähnlich unnötig das 0:2, das Sekunden vor dem Halbzeitpfiff die
Stimmung ins Bodenlose drückte.
Nun hatten wir 15 Minuten Zeit zum Meckern.
Peinlich vorgetragene Standards, eine komplett tote rechte
Seite, mangelnde Zuordnung und Konzentration vor den Gegentoren
– da kam einiges zusammen. Ich konnte nicht so recht an Flos
These der gefährlichen 2:0-Führung und der entsprechenden
Schalker Aufholjagd glauben. Viel Zeit mich mit dieser
Prophezeiung auseinanderzusetzen hatte ich auch nicht. Die
Kölner weckten die Schalker Elf unverzüglich mit dem
Wiederanpfiff und der kalten Dusche zum 0:3 aus Knappen-Sicht.
Die klare Abseitsstellung des Torschützen und die gewohnt rundum
miese Leistung von Schiedsrichter Svenja Blonski und seinem
inflationär angerufenen Videokeller soll keine Entschuldigung
sein. Mit Fußball hatte die Auslegung des Regelwerks und
Schiedsrichter-Jobs jedoch wenig zu tun. Das 1:3 durch einen
Karaman Elfmeter und der anschließende ertraglose Kampf –
geschenkt. Das war also das nächste Kapitel im elendig harten
Leben mit dem S04, seit seinem vor einigen Jahren gestarteten
Niedergang. Wo genau der Anfang war, wann genau das Ende kommt –
man weiß es nicht. Uns erwartet jedoch eine weitere Saison nach
dem Motto „Zum Leben zu wenig, zum Sterben zu viel“. Es folgen
zwei Wochen Pflichtspielpause, bevor mit dem Gastspiel beim KSC
der nächste Beitrag dieser Art wartet. Oh je.
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