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Wie gerne würde ich an dieser Stelle von
berauschenden Schalker Siegen Schreiben. Von einer Mannschaft,
die den so stolzen Klub wieder dahin schießt, wo er eigentlich
hingehört. Stattdessen sitze ich erneut vor einem digitalen
weißen Blatt Papier und überlege, wie ich eine weitere
Niederlage meiner Knappen in Worten verpacke. Dabei war
zumindest die Anreise in den Südwesten unerwartete stressfrei.
Ich hatte die Beeinträchtigungen an diesem Freitagnachmittag
massiv überschätzt und landete viel zu früh in Karlsruhe. Obwohl
ich mich so langsam wie möglich von meinem Parkplatz zum neuen
Wildparkstadion bewegte, stand ich trotzdem mehr als zwei
Stunden vor dem Anpfiff vor den Toren des Gästeblocks. Wenig
später traf auch Andres Reisegruppe ein und auch Stevie und Fico
wurden für einen kurzen Austausch abgefangen. Während die Tore
noch nicht geöffnet waren und die Schlange am Einlass immer
länger wurde, fegten einige Schauer über das Gelände. Nach der
reibungslosen Anfahrt zogen nun also die ersten dunklen Wolken
über diesem Freitag, den 13., auf.
Sei’s drum. Das Leben mit dem S04 ist seit
einigen Jahren ein einziges Unglück. Was kann einem da der
Aberglaube um einen einzelnen Tag noch anhaben. Natürlich
erinnerten mich Ort, die Jahreszeit und die sportliche Situation
an das Spiel beim KSC vor einem Jahr. Immerhin gab es für mich
damals einen neuen Ground und für die Knappen einen neuen
Trainer. Trotz all den Hoffnungen und vorauseilenden
Lobpreisungen um Karel Geraerts, schlitterte man im Wildpark in
eine desaströse 0:3-Niederlage. Keine zwölf Monate später
wackelt der Stuhl des Belgiers bedenklich. Dazu kommt eine
Privatfehde, die der Übungsleiter ausgerechnet und öffentlich
mit Schalkes „Kaderplaner“ Ben Manga austrägt. Heilsbringer
Manga verpflichtete im Sommer in magathscher Manier unzählige
Spieler, von denen höchstens drei gehobenes Zweitliganiveau
aufweisen. So hörte man auch in Karlsruhe unter den Schalkern
immer wieder Fragen, wer da gerade mit welcher Trikotnummer auf
dem Platz stehe. Und ich? Ich stand mit Andre in der letzten
Reihe des Sitzplatzblocks und ließ das Ganze irgendwie über mich
ergehen. Bis auf das Spiel in Nürnberg hatte ich bisher kein
Pflichtspiel in dieser Saison verpasst und bereits alle
Hoffnungen an eine brauchbare Runde abgeschrieben. Auch war ich
mir bereits vor dem Anpfiff sicher, dass Königsblau nicht mit
Geraerts in die kommende Partie gegen Darmstadt gehen würde.
Das Spiel selbst begann stimmungsvoll, was
auch und vor allem an der ordentlichen Pyro-Einlage der
Heimkurve lag. Die Karlsruher waren tabellarisch oben auf und
brannten für ihr Team. Für mich war der KSC schon vor
Saisonstart ein gar nicht so geheimer Geheimtipp. Im ersten
Durchgang nahmen sich beide Teams jedoch nicht viel. So waren
die ersten 45 Minuten ein klassisches Zweitligaspiel. Ein nicht
immer schön anzusehender Kampf, bei dem nahezu jeder Möglichkeit
ein gravierender Fehler des Gegners vorausging. Natürlich
schaffte es der S04 in der Nachspielzeit der ersten Hälfte und
somit zum fünften Mal in Folge (sic!) einen Gegentreffer rund um
die Pause (die Trinkpause gegen Köln einberechnet) zu fressen.
Ein absolutes Gurkentor des KSC besiegelte somit den verbockten
Start ins Wochenende. Mit einer 0:2-Niederlage eröffnete man den
fünften Spieltag und schickte erneut tausende Schalker
desillusioniert zurück in die hunderte Kilometer entfernte
Heimat. Ich war durchaus froh, dass ich dieses Trauerspiel mit
zwei weiteren Spielen im Südwesten verknüpfen konnte und nicht
nur die Erinnerung an die desaströse Leistung bleibt.
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