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Die Nacht nach der Schalker Niederlage in
Karlsruhe verbachte ich in Offenburg. Die Stadt an der
deutsch-französischen Grenze, lag ungefähr auf halbem Weg zu
meinem nächsten Ziel. Am Samstagmorgen ging es für mich nach
Villingen und somit einmal quer durch den Schwarzwald. Die Fahrt
- und die mit ihr verbundenen tollen Aussichten - unterschied
sich schon ein wenig von meinen üblichen Touren durch den tiefen
Westen der Republik. Auf dem Weg absolvierte ich einige
Höhenmeter, merkte jedoch nicht wirklich, dass ich am Ende vor
dem vermeintlich höchst gelegenen Stadion Deutschlands stand.
Ich kann den selbst ernannten Titel nicht verifizieren, kann mir
bei 740 Metern über Normalnull jedoh kaum vorstellen, Konkurrenz
unter anderen „echten Stadien“ zu finden. Was weiß ich sonst
über Villingen-Schwenningen? Bisher nahm ich die Doppelstadt mit
Ihren 90.000 Einwohnern vor allem im dienstlichen Kontext wahr.
So unterhält man hier, auch aufgrund der Nähe zur Schweiz, trotz
der geringen Größe der Stadt noch eine der rar gesäten Filialen.
Sportlich glänzt der FC 08 Villingen vor
allem im Pokalwettbewerb. Bereits zwölf Mal erreichte der
südbadische Klub die erste Runde des DFB-Pokals. Auch in dieser
Spielzeit war man qualifiziert. Gegen den Bundesligisten
Heidenheim blieb man jedoch chancenlos und verlor mit 0:4. Mit
dem FC Schalke kreuzte man 2016 und 2021 die Säbel. Gegen die
Knappen gab es zwei 1:4-Niederlagen. In der vergangenen Saison
gewann man nicht nur den südbadischen Pokal, sondern stieg zudem
als Meister der Oberliga Baden-Württemberg in die Regionalliga
Südwest auf. Für mich bot sich mit dem Besuch im Stadion am
Friedengrund die Möglichkeit - in Kombination mit dem morgigen
Spiel in Göppingen - die Regionalliga Südwest erneut zu
komplettieren. Schon die ersten Blicke auf und ins Stadion
offenbarten, dass die Heimspielstätte der Villinger viel mehr
als ein reiner Lückenfüller ist. Am Rand des Schwarzwaldes hat
man sich ein wirklich schmuckes Stadion mit einem dreiseitigen
Ausbau hingestellt. Insbesondere die freistehende Haupttribüne
thront als Blickfang über der Anlage. Während ich mit dem Ground
schnell warm wurde, fremdelte ich mit dem Bezahlsystem an den
Imbissständen. So kam der Regionalligist auf die grandiose Idee,
die Zahlungen an den Wurst- und Getränkeständen mit einer
aufladbaren Bezahlkarte abzuwickeln. Zu allem Überfluss, war man
auf diese „Errungenschaft“ auch noch über die Maßen stolz.
Nach Rindswurst, Bier und Badener Lied ging
es endlich auf dem Rasen los. Gegner war die U23 des SC
Freiburg. Die Paarung ließ den Stadionsprecher nicht müde
werden, vom „Südbadener Derby“ zu schwärmen. Derbyatmosphäre
suchte man jedoch vergeblich, da viele Anhänger üblicherweise
auch zu den Breisgauern halten. Die zuvor in der Presse
angekündigte Pflichtaufgabe für den SC-Nachwuchs entwickelte
sich zum Geduldsspiel. Erst in der 27. Minute konnten die Gäste
aus Freiburg an die frühe und überraschende 2:0-Führung der
Hausherren anschließen. Die Heimelf hatte nach dem Wiederanpfiff
ihre liebe Mühe mit der ambitionierten Reserve aus dem Breisgau.
Man startete viel zu passiv in die zweiten 45 Minuten und
kassierten prompt den Ausgleich (47.). Lange Zeit hielten die
08er weiterhin gut dagegen und erst ein viel diskutierter
Elfmeter brachte dem SC-Nachwuchs die späte erste Führung des
Tages. In den Schlussminuten brach Villingen ein, sodass am Ende
ein etwas zu deutlicher 5:2-Sieg für die Gäste stand. Ich hatte
viele Tore gesehen und konnte mich ohne Verluste meiner
Bezahlkarte entledigen. Weiter geht’s in Göppingen!
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