|
Die Nacht vom Samstag auf den Sonntag
verbrachte ich in Tübingen. Für die Besichtigung der wohl recht
hübschen Stadt hatte ich jedoch keine Zeit, da ich vom Spiel in
Villingen direkt in die Basketballhalle der Tübingen Tigers
stolperte und deren Pokalspiel gegen Oldenburg beiwohnte. Gut
zwölf Stunden später saß ich wieder im Auto und ließ mich ins
Nahe Göppingen navigieren. Im Vorland der Schwäbischen Alb ist
man bisher vor allem als Handball-Hochburg bekannt. Auch wenn
die ganz großen Erfolge der Frisch Auf! schon einige Jahrzehnte
her sind, ist man der unangefochtene sportliche Platzhirsch der
Stadt. Daran wird auch der Regionalliga-Aufstieg der Fußballer
des Göppinger SV vorerst nichts ändern. Mit Siegen gegen
Gonsenheim und Friedberg setzte man sich als Vizemeister der
Oberliga Baden-Württemberg in der Aufstiegsrunde durch und
konnte der sportlichen Erfolgsgeschichte der vergangenen Jahre
die Krone aufsetzen. In der neuen Spielklasse tut man sich indes
denkbar schwer und steht mit drei Unentschieden und drei
Niederlagen im Tabellenkeller. Aller Anfang ist schwer und so
hofft der GSV auf drei Punkte im Heimspiel gegen den
strauchelnden und bisher nicht überzeugenden Traditionsklub
Hessen Kassel.
Auf meinem Weg durch Göppingen passierte
ich ein weiteres Aushängeschild der Stadt. Ich bin mitnichten
ein Modelleisenbahn-Experte und doch ist mir die Marke märklin
bekannt, deren Präsenz vor Ort derer des Handball-Bundesligisten
in nichts nachsteht. Etwas weniger idyllisch als die
Modellbauwelten kam das Umfeld des Stadions des Göppinger SV
daher. Trotz meiner viel zu frühen Ankunft am Stadion
Hohenstaufenstraße, wurde dieses bereits von mitunter berittenen
Polizisten umkreist. Es ist immer wieder spannend zu beobachten,
wie falsch Einsatzkräfte vermeintliche Bedrohungslagen rund um
Fußballspiele einschätzen und die öffentlichen Ressourcen
wahnwitzig einsetzen. Auch im Stadionheft war von einem
Risiko-Spiel die Rede und so überschätzte man die
Reisefreudigkeit und Motivation des Kasseler Anhangs massiv. Für
die Anhänger aus Nordhessen muss das 1:1-Verhältnis mit den
Vertretern der Exekutive ein Ego-Booster par excellence gewesen
sein. Im Stadion selbst staunte ich dann über den völlig
übertriebenen Käfig, der sämtliche Plätze – mit Ausnahme der
Sitzplatztribüne – über zwei Meter hohe Zäune vom Spielfeld
abtrennte. Diese umgekehrte Käfighaltung machte einen
uneingeschränkten Blick auf den Rasen unmöglich.
Während sich die Einsatzkräfte der Polizei
entsprechend meiner obigen Ausführungen vor lauter Langeweile
privaten Telefongesprächen oder der dritten Schale Pommes
widmeten, legten die Gäste vom KSV los wie die Feuerwehr. Keine
zwei Minuten waren gespielt, als Sturm den Ball aus 16 Metern
zum 1:0 aus Sicht der Gäste in die Maschen hämmerte. Der frühe
Führungstreffer der Löwen war Balsam für die Seele, die unter
anderem durch einen kürzlichen Verriss des Kickers ziemlich
angeknackst gewesen sein dürfte. Eventuell noch vorhandene
Zweifel räumte der toll herausgespielte Treffer zum 2:0 nach
einer Viertelstunde aus der Welt. Während den mitgereisten
Nordhessen ein Stein vom Herzen fiel, nahmen die Hausherren die
sich ankündigende Niederlage mit viel Gelassenheit war. Für
viele schien das Hauptaugenmerk ihres Besuches eh im gemeinsamen
Klönen zu liegen. Zudem sind ja demnächst wieder die Handballer
in Aktion. Mit den beiden am Wochenende besuchten Aufsteigern
ist die Südwest-Staffel der Regionalliga für mich wieder
komplett. Ob Villingen und Göppingen im nächsten Sommer noch
dazugehören, darf indes bezweifelt werden.
|
|