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Die Rückreise nach unserer USA-Reise
gestaltete sich recht abenteuerlich. KLM ließ munter
Verbindungen ausfallen, buchte uns vogelwild um und letztendlich
entschieden wir uns ab Schiphol mit der Bahn zurück in den Pott
zu fahren. Um 10:30 Uhr am Sonntagvormittag schlossen wir unsere
Wohnungstür auf und waren einfach nur froh, endlich angekommen
zu sein. Nun galt es erneut den Jetlag halbwegs effektiv
auszutricksen. Nach einem überschaubaren Mittagsschlaf entschied
ich mich für aktive Erholung. Ein Blick auf den Spielplan
gestaltete sich anfangs als ernüchternd. Die tiefere Recherche
zeigte jedoch, dass Wattenscheid weiterhin auf den Sportplatz an
der Berliner Straße ausweicht. Der vorübergehende Umzug auf den
recht unspektakulären Kunstrasenplatz wurde und wird im Zuge der
umstrittenen Umbaumaßnahmen am Lohrheidestadion nötig. Die von
mir so oft besuchte und geschätzte Anlage soll zum Mekka der
deutschen Leichtathletik werden und wird mit einer neuen
Haupttribüne und überdachten Kurven versehen.
Stolze fünf Jahre lebte ich in
Wattenscheid. Mir hat es dort stets gut gefallen und die
zentrale Lage im Ruhrgebiet erwies sich für meine Fußballtouren
als Gold wert. Am Sportzentrum Berliner Straße bin ich etliche
Male vorbeigefahren, ohne den Stammplatz der 09er dabei
ernsthaft wahrzunehmen. Ich kannte jedoch die Legenden um den
sagenumworbenen Textilunternehmer und Klub-Mäzen Klaus
Steilmann, der auf den Plätzen an der Berliner Straße selbst
gerne die Fußballschuhe schnürte und gegen Mitarbeiter, Freunde
und Bekannte in den Zweikampf ging. Heute kamen das Gelände und
der Kunstrasenplatz mit seinen vier Stehstufen und beiden
Längsseiten recht trist daher. Es regnete fast durchgängig,
sodass sich die zahlreichen Zuschauer unterstellten, die Schirme
aufspannten oder dem Wetter einfach ausharrten. Keine 24 Stunden
zuvor stieg ich am New Yorker Flughafen JFK bei T-Shirt-Wetter
in den Flieger. Nun hatte mich das deutsche Dreckswetter also
wieder. Da blieb einem nur auf gute Stimmung und ein gutes Spiel
zwischen den beiden Oberligisten zu hoffen.
Der Zahn mit der Stimmung wurde mir recht
schnell gezogen. Einen aktiven Support gibt es beim
Traditionsverein scheinbar nicht mehr. Zumindest akustisch war
der mit Fahnen geschmückte Fanblock nicht zu vernehmen. Immerhin
ging es auf dem künstlichen Geläuf ordentlich voran. Das Spiel
plätscherte nämlich – anders als das Wetter – nicht so vor sich
hin. Dabei gehörte der erste Durchgang eindeutig den Hausherren.
So war das 1:1 zur Pause für den SV Schermbeck etwas
schmeichelhaft. Die Schwarz-Weißen bestimmten das Spiel, ließen
jedoch etliche Großchancen liegen und fingen sich mit dem
Pausenpfiff einen ärgerlichen Gegentreffer. Im zweiten Durchgang
schraubten dann jedoch unerwartet die Gäste am Ergebnis.
Wattenscheids Defensive zeigte sich in keiner guten Verfassung
und ließ zwischen der 50. und 77. Minute stolze drei
Gegentreffer zu. Auch das 2:4 zu Gunsten der Wattenscheider
erzielte ein Schermbecker, der äußerst unbeholfen ins eigene
Netz köpfte (82.). Ich hielt die Messe trotzdem für gelesen und
zollte dem Wetter und der Müdigkeit Tribut. Nach meiner Abreise
ging es dann scheinbar noch hoch her. Rund um den Platzverweis
eines Gästespielers (85.) entluden sich die Emotionen bei
einigen Heimfans, die den Platz stürmten und unter anderem einen
Ordner ausknockten. Nach der folgerichtigen Spielunterbrechung
gelang der SGW sogar noch der Anschlusstreffer, der jedoch nur
eine Randnotiz bleiben sollte.
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