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Selbst wenn man viel und gerne reist, unser
Programm im Oktober war durchaus wild. Am Wochenende nach der
Rückkehr aus den USA saßen wir erneut im Flieger. In aller
Herrgottsfrühe brachte uns ein irischer Billig-Bomber am
Samstagmorgen ab Köln nach London. Das eigentliche Ziel unserer
Reise und der ursprüngliche Sinn hinter der Buchung war der
Besuch des NFL-Spiels zwischen den Jaguars und den Patriots am
Sonntagnachmittag im Wembley Stadium. Da unsere Mitstreiter
Sophie und Daniel erst am Samstagabend in der britischen
Hauptstadt aufschlagen sollten, galt es den Tag bis dahin gut zu
füllen. Den Beginn machte, wie immer, der Besuch in einem
Wetherspoon-Pub. Nach der gewohnt guten Stärkung durchstreiften
wir den West-Londoner Stadtteil Ealing. Hier hatten wir unser
Hotel und die meisten Leute wohl ziemlich viel Asche. Die
typischen Reihenhäuser kamen hier etwas schicker und gepflegter
daher und auch die Autos vor der Tür offenbarten den schwer zu
übersehenden Wohlstand. Das Ziel, das diesen Bericht
ermöglichte, lag von hier aus dreißig Busminuten entfernt im
Viertel Shepherd’s Bush.
Dort bestreitet der altehrwürdige Queens
Park Rangers Football Club seine Spiele im Loftus Road Stadium.
Ich freute mich über die Möglichkeit, einen weiteren Londoner
Traditionsklub und dessen Heimstätte recht bequem besuchen zu
können. Der Ticketkauf gestaltete sich dabei als etwas
komplizierter als gewohnt. Trotz des Abstiegskampfes in der
zweitklassigen Championship schienen die Karten für das Duell
mit Portsmouth recht begehrt zu sein. Im Stadion selbst blieben
dementsprechend kaum Plätze frei. Das lag auch an den vielen
Deutschen, die wie wir die Gelegenheit nutzten, neben dem
Football-Spiel eine weitere Sportveranstaltung zu Besuchen.
Gefühlt war Deutsch die zweite Amtssprache auf der Tribüne.
Apropos Tribüne. Das Loftus Road Stadium ist klein, eng und vor
allem alt. Je nach Lesart ist die Heimspielstätte von QPR stolze
sieben Jahre älter als der Fenway Park in Boston. Ende September
zwängte ich mich in „America‘s Most Beloved Ballpark“ in die
unfassbar engen Sitze. Ich dachte nicht, dass man das in Boston
vorgefundene Level an nicht vorhandener Beinfreiheit noch
überbieten konnte. Der Platz zwischen den Sitzreihen des größten
Stands des Rangers-Stadions waren allerdings so knapp bemessen,
dass ich das anstehende Spiel in seitlicher Sitzposition
verfolgen musste. Dies war möglich, da aufgrund eines Pfeilers,
der die Sicht auf eines der Tore verhinderte, die Plätze rechts
neben mir frei blieben.
Zum Glück konnte ich den Kasten vor der
Gästetribüne im Osten trotzdem gut sehen. Hier klingelte es
bereits nach neun Minuten. Der österreichische Gästekeeper
führte seine Kopfballabwehr etwas zu kurz aus und wurde im
Anschluss von Dembele clever mit einem Heber zum 1:0 für die
Hausherren bestraft. Da man im Abstiegskampf jedoch nicht auf
stabile Verteidigungslinien trifft, folgte der Ausgleich prompt
(18.). QPR verpasste es die anfängliche Überlegenheit zu nutzen
und trieb seinen Anhang in die Verzweiflung. Die Chancen zum
erneuten Führungstreffer waren zwischen viel Kick and Rush
durchaus vorhanden. Stattdessen ermöglichte ein Elfmeterpfiff
des Referees im zweiten Durchgang den Siegtreffer für die Gäste
(57.). Der erfolgreiche Schütze hatte dabei genug Fans im
Rücken, mit denen er seinen erfolgreichen Strafstoß feiern
konnte. Die Anhänger aus der Hafenstadt an der Südküste Englands
hatten den Gästeblock komplett gefüllt und feierten den Treffer
und den Sieg gebührend. Ein toller Ground und ein weiterer
starken Fußballnachmittag auf der Insel.
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