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Im Sommer dieses Jahrs war es doch
tatsächlich geschehen. Plötzlich konnte ich keinen grünen Haken
mehr hinter die zweite niederländische Liga setzen. Mit dem SC
Cambuur hat sich ein Klub erlaubt, ein neues Stadion in die Welt
zu setzen. Dabei kam der friesische Neuling nicht völlig
überraschend und wurde, mit der fast schon obligatorischen
Verspätung im Baugewerbe, mit einigen Monaten Verzug
fertiggestellt. Für Daniel und mich war bereits während der
Bauphase klar, dass wir die Tour in den hohen niederländischen
Norden, wenn möglich, gemeinsam angehen. Schließlich hatten wir
Leeuwarden, das alte Cambuurstadion und den SCC bereits im
Kulturhauptstadtjahr 2018 im Tandem besucht. Am Montag nach
meiner nächtlichen Rückkehr aus London, ging es also direkt
wieder auf die Piste. Ohne Verzögerungen ging es vorbei an
Arnheim, Appeldorn, Zwolle und Heerenveen in die
130.000-Einwohner-Stadt.
Leeuwarden ist, wie die meisten
niederländischen Städte, durchaus schick. Dem versicherten wir
uns erneut bei einem kurzen Abstecher in die Innenstadt -
selbstverständlich inklusive Frituur-Aufenthalt. Für den
Stadionbesuch zog es uns nun jedoch in den Westen der Stadt.
Während das alte Cambuurstadion östlich der Innenstadt lag und
noch liegt, findet man den Neubau am entgegengesetzten Ende der
Stadt. Das Gelände liegt in unmittelbarer Nachbarschaft zur EXPO
und zum Zwettekanal, der als Start des legendären
Eisschnelllauf-Langstreckenrennen Elfstedentocht dient. Da die
national fast schon mythisch aufgeladene Veranstaltung letztmals
1997 stattfinden konnte, wurde es also höchste Zeit, das Areal
wieder mit sportlichem Leben zu füllen. Dabei ist der neue
Ground so neu, dass er erst einen Tag nach unserem Besuch bei
Google Maps auftauchte. So visierten wir das Stadion recht
unbedarft an und landeten auf dem weitläufigen Gelände natürlich
vor dem rigoros abgesperrten Gästeblock. Für uns bedeutete das
eine ungeplante Stadionumrundung, um zu unserem designierten
Eingang zu gelangen.
Das Stadion058 präsentierte sich dabei
teilweise noch als Baustelle. Vor allem vor der Haupttribüne
prägten Baucontainer und Bagger das abendliche Bild. Ebenso fiel
uns die immense Dimension des eigentlich nur 15.000 Zuschauer
fassenden Stadions auf. Die absurd große Nutzfläche kam vor
allem durch die multifunktionale Nutzung der Anlage zustande,
die unter anderem einen Markt der Schnäppchen-Kette „Action“
umfasste. Als Schönheit nahm ich den neuen Ground der
Blau-Gelben jedoch nicht wahr. Weder von außen noch von innen
wird mir die Hütte ernsthaft in Erinnerung bleiben. Aber was
nicht ist kann ja noch werden, so fehlten unter anderem die
Anzeigetafeln sowie vermeintliche die Haupttribüne aufhübschende
Elemente. Immerhin hatte man der Fanszene eine große und
zusammenhängende Tribüne in den Norden des Stadions gesetzt.
Eine aus deutscher Sicht akzeptable Stimmung sollte trotz des
guten Auftritts der Heimmannschaft jedoch nicht aufkommen. Nur
ab und an und natürlich rund um die beiden Treffer des SCC (11.
und 52.) wurde es etwas lauter. Immerhin der erste Liga-Sieg im
neuen Heim! Von den von Daniel kurzerhand durchgezählten 55
Gästefans des FC Eindhoven konnte man sowieso keine Wunderdinge
erwarten. Schließlich nahm man sich mit seiner Zaunfahne „Proud
Members of the World‘s most boring Football Club“ selbst aufs
Korn. Nach dem Spiel rätselten Daniel und ich über unsere
nächste Tour nach Leeuwarden und spekulierten über den Zeitpunkt
eines erneuten Stadion-Neubaus.
Weitere Fotos und Bericht auf
Bortaklack.de
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