|
Der FC Twente schaffte das, nach dem man
sich auf Schalke derzeit sehnt. Nach dem finanziellen und
sportlichen Kollaps samt Abstieg, ging es binnen kürzester Zeit
zurück aufs europäische Parkett. Dank einer famosen letzten
Spielzeit führte die sportliche Wiederauferstehung die Tukker in
die Liga-Phase der Europa League. „Liga-Phase“ statt
„Gruppen-Phase“, da sich die europäischen Vereins-Wettbewerbe
seit dieser Saison in einem neuen Gewand präsentieren. Bevor es
in die K.O.-Spiele geht, trifft jedes Team dabei auf 8
verschiedene Gegner. Vier Spiele zuhause, vier Spiele in der
Fremde, die klassischen Hin- und Rückspiele entfallen. Twente
erwischte für die Spiele daheim mit Fenerbahce, Lazio, USG und
Besiktas attraktive Gegner. Musste ich gegen Fener (1:1) noch
passen, passte mir die Partie gegen Lazio ganz gut in den Plan.
Somit ging es nach dem Montag ein zweites Mal innerhalb dieser
Arbeitswoche über die deutsch-niederländische Grenze. Dass die
Partie erst zur Unzeit, um 21 Uhr angepfiffen wurde, nervte
sowohl mich, als auch Mitstreiter Andre. Während der gemeine
Fernseh-Zuschauer also schön im Sessel weg dösen konnte, kamen
die Stadionbesucher nicht vor Mitternacht ins Bett. UEFA Mafia!
Im Vergleich zum letzten Besuch beim
Champions League-Quali-Spiel gegen Salzburg, waren wir heute
etwas früher dran. Das war auch bitter notwendig, da wir im
August aufgrund der katastrophalen Organisation am Einlass den
Anpfiff verpassten. Heute stellte sich die große Welle an
Zuschauern glücklicherweise erst ein paar Minuten nach uns in
die Schlange. So ging für uns alles vergleichsweise flott. Mein
erster Weg führte mich zum Twente Ham. Andres erster Blick fiel
indes auf den Gästeblock. Diesen hatten die Italiener zu seiner
Enttäuschung nur zur Hälfte gefüllt. Wirklich vernehmen konnte
man die Gäste weder vor, noch während der Partie. Im Vak P
zeigte sich das übliche Bild, das mich jedes Mal rätseln lässt.
Bewegung konnte man wieder nur bei 50-100 Leuten erkennen, laut
wurde es trotzdem immer wieder. Der Spielverlauf entwickelte
sich jedoch schon denkbar früh zugunsten der Italiener. Ein
langer Ball, den Keeper Unnerstall vielleicht ein wenig
unterschätzte und Dia ziemlich eindeutig abräumte (11.),
besiegelte das Schicksal der Tukker an diesem Donnerstagabend.
Das Standing des Ex-Schalkers bei den niederländischen Fans
zeigte sich bei dessen Abgang nach dem fälligen Platzverweis.
Mit Applaus und Sprechchören wurde der formstarke Schnapper von
den Rängen aufgemuntert und in die Katakomben begleitet. Seine
Mannschaftkollegen bäumten sich zu spät auf.
Der ab und an zu beobachtende Effekt, der
befreit und in Unterzahl aufspielenden Mannschaft, blieb aus.
Lazio münzte die Überzahl in die zu erwartende Überlegenheit um
und konnte vor der Pause zumindest einen Treffer verbuchen.
Natürlich kam dieser, wie schon Unnerstalls Platzverweis, nicht
ohne Nachfrage beim Video-Schiedsrichter zustande. Auch in der
zweiten Halbzeit sollte der montenegrinische Referee nicht immer
souverän agieren. So benötigte er abermals den VAR, um einen
eindeutig falschen Elfmeterpfiff gegen Twente schlussendlich
zurückzunehmen. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Offiziellen
bereits die Wut des Heimanhangs auf sich geladen. Twentes
Schlussoffensiv blieb erfolglos und mündete im entscheidenden
Treffer der Römer kurz vor Schluss. Ich bin mir sicher, dass
viele Zuschauer den Frust über die Niederlage mit der
Schiedsrichterleistung verknüpfen. Den Ausschlag für den
unglücklichen Spielverlauf gab jedoch ein völlig berechtigter
Platzverweis.
|
|