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Wenn die Schalker Misere etwas Gutes hat,
dann ist es sicherlich die damit verbundene Gleichgültigkeit.
Nach Jahren des sportlichen, finanziellen und teils auch
moralischen Niedergangs im Klub, ist man mittlerweile ziemlich
abgestumpft. Ohne tiefergehendes psychologisches Wissen zu
besitzen, bin ich mir sicher, dass es ganz gut ist, die
Entwicklung und die einzelnen Misserfolge nicht mit der
jugendlichen Leidenschaft von früher an sich ranzulassen. So war
die Partie gegen Fürth schon wieder fast vergessen, als ich Jan
am Duisburger Bahnhof für das zweite Spiel des Tages einsackte.
Da sein HSV ebenfalls gegen einen Wald-und-Wiesen-Verein
unterlag, konnten wir uns gegenseitig unser Leid klagen. Für den
Abend hofften wir einfach auf ein unterhaltsames Fußballspiel,
das einem etwas mehr Freude bereitet als die Auftritte des
eigenen Vereins. Die Paarung Düsseldorf gegen Kaiserslautern
versprach Spannung, Atmosphäre und guten Fußball. Zum Topspiel
der 2. Bundesliga empfing Spitzenreiter Fortuna die Roten Teufel
aus der Pfalz.
Die Ankunft in der Landeshauptstadt
gestaltete sich jedoch als etwas schwieriger als gedacht. Mein
eigentliches Parkareal war bereits komplett zugeparkt, sodass
wir auf einen der offiziellen Parkplätze auf dem Messegelände
ausweichen mussten. Auch wenn ich mich zwischenzeitlich recht
verloren fühlte, funktionierten sowohl die An- als auch die
Abreise hier erstaunlich reibungslos. Mit einem Wegbier
bewaffnet waren die paar hundert Meter Fußweg zur Arena
ebenfalls kein Problem. Zu diesem Zeitpunkt wussten wir noch
nicht, was für ein grandioses Spiel vor uns liegt. Natürlich
konnte ich nicht erwarten, dass ich an diesem Abend mein zweites
Sieben-Tore-Spiel innerhalb weniger Stunden erleben würde. Nach
unserer Ankunft im Stadion, verschafften wir uns von unseren
Plätzen im Oberrang erst einmal einen Überblick. Für den
Gästeanhang gibt es ein Lob. Der Block des FCK war prall gefüllt
und auch in den angrenzenden Bereichen hatten die Pfälzer
teilweise die Überhand. Für die Fortuna ist es hingegen ein
Armutszeugnis, dass man als Klassenprimus einen Traditionsverein
empfängt und trotzdem gute 8.000 Plätze leer bleiben. Während
man die Konkurrenz aus Köln, Gelsenkirchen oder Hamburg zwar
sportlich abzuhängen scheint, muss man bei der Leidenschaft und
Begeisterungsfähigkeit sicherlich noch aufholen.
Immerhin schenkte uns die Heimkurve zum
Spielbeginn eine starke Choreo inklusive des Einsatzes von
pyrotechnischen Elementen. Das war schick anzusehen und brachte
Stimmung in die Bude. An dieser beteiligten sich natürlich auch
die FCK-Fans, die an diesem Abend wirklich stark ablieferten.
Sportlich stellte uns die erste Halbzeit ebenfalls zufrieden.
Ein schön herausgespielter Treffer der Gäste eröffnete die
Partie (14.), ehe die Düsseldorfer in der 35. Spielminute nach
einem viel zu ambitionierten Einsteigen des Gäste-Keepers per
Strafstoß ausgleichen konnten. Das 2:1 verpassten wir stilecht
am Bierstand. Dafür konnten wir Lauterns Überfallkommando
zwischen der 58. und 67. Spielminute mit einem frischen
Schuhmacher und/oder einer Krakauer im Anschlag genießen. Den
Anfang machte Yokotas platzierter und wuchtiger Abschluss zum
2:2-Ausgleich (58.). Kurz darauf stand F95-Schnapper Kastenmeier
im Mittelpunkt. Sein Versuch Aches Distanzschuss mit dem Fuß zu
klären, scheiterte kläglich und besorgte dem FCK das günstige
3:2 (61.). Die Entscheidung besorgte schließlich Hanslik per
Kopf nach einer Ecke (67.). Was für eine wilde Fahrt, die mit
dem zu späten Anschlusstreffer (90+4) die Uhr tatsächlich auf
sieben Tore stellte. Wahnsinn.
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