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In den letzten Wochen bin ich dank der Lektüre von Hardy Grünes
Buch über den Luxembur-ger Fußball noch tiefer in dessen Vereine
und deren Geschichte eingestiegen. Wenige Grounds vor der
Komplettierung der luxemburgischen National Division, kenne ich
somit nicht nur viele der Stadien, sondern auch die Geschichten
und Hintergründe hinter den Klubs aus dem Großherzogtum. Der
letzte Sonntag im Oktober sollte mich meinem Ziel etwas
näherbrin-gen und in die Gemeinde Bad Mondorf im Dreiländereck
Luxemburg-Frankreich-Deutschland führen. Die weitaus bekanntere
und bedeutendere Grenzgemeinde Schengen ist entsprechend nur
einen Steinwurf entfernt. Dabei hat die Stadt neben ihrem
Thermalbad seine eigenen Vor-züge und Geschichten. So beherbergt
man das einzige Spielkasino des Landes. Der berühmteste Sohn der
Stadt ist John Grün. Berühmt wurde Grün Ende des 19.
Jahrhunderts als „Kraftmensch“. Zeit seines Lebens galt er gar
als stärkster Mensch der Welt. Anbei zwei Aus-schnitte aus
seinem „Werk“. 1898 hielt er ein Karussell mit elf Menschen
darin einige Minuten in der Luft und im Gleichgewicht. Seine
bekannteste Nummer beinhaltete zwei Pferde inklusive Reitern,
die er auf einer Plattform stehend per Seil in die Luft hievte.
Der Erstligist US Mondorf, dem Grünes oben genanntes Buch
leider nur eine Seite widmete, hat sein Stadion folgerichtig
nach Grün benannt. Beim Schreiben komme ich gerade selbst etwas
durcheinander und möchte erwähnen, dass die primäre Vereinsfarbe
der Mondorfer natürlich grün ist. Den Ground am Stadtrand
erreichte ich nach etwas mehr als drei Stunden ereignisarmer
Fahrt. Die Route führte mich auf den letzten Kilometer strikt
die Mosel entlang. Eine sehr schöne Wegführung, die ich so
bisher noch nicht kannte. Das Stadion selbst war dann weniger
pittoresk und reiht sich unter den Spielstätten der Liga wohl
eher im hinteren Drittel ein. Erwähnenswert ist lediglich der
ungewöhnliche Winkel der Dachkonstruktion und das im Südwesten
angrenzende „Boulodrome“. Tatsächlich faszinierte mich die
Anlage fürs Kugelspiel etwas mehr als die fürs Ballspiel. Da ich
anhand der zuvor gesehenen Bilder bereits wusste was mich
erwarten würde, war ich - auch wenn es so klingen mag -
keinesfalls enttäuscht. Spätestens als ich mein Bier im
Vereinsheim unter einem Poster von Jeff Strasser trank, hatte
ich meinen Frieden gemacht. Luxemburgs Vorzeigekicker begann
seine Karriere in Mondorf. Grandios wäre es, würde sich Strasser
in Zukunft dafür einsetzen, dass man auch im Stade John Grün die
landestypische Mettwurscht serviert. Etwas desillusioniert
musste ich mich nämlich mit einer stinknormalen Bratwurst
begnügen.
Nach zwei Spielen mit sieben Toren lag die
Latte für die Partie Mondorf gegen Hostert natür-lich denkbar
hoch. Die Umstände waren schon mal großartig. Die Sonne schien
und machte die mitgebrachte Jacke lange Zeit überflüssig. Die
heimische Fangruppierung „Angry Goats“, die sich mit ihrem Namen
auf die Ziege im Vereinswappen bezieht, heizte zusätzlich ein.
Auch das Spiel nahm schnell Tempo auf und wäre fast ausgeglichen
in die Pause gegangen. Kurz vor Ende der ersten Halbzeit gelang
Mondorfs bosnischem Stürmer Hasanbegovic aus dem Gewusel das 2:1
(43.). Die Führung ging zu diesem Zeitpunkt völlig in Ordnung,
da der zwischenzeitliche Ausgleich des Aufsteigers und Gastes
sehr schmeichelhaft und absolut aus dem Nichts daherkam. Auch im
zweiten Durchgang setzte der Bosnier den Schlusspunkt und
verwertete einen abenteuerlichen Lupfer per Volley vollspann zum
3:1-Endstand (89.). Der Aufsteiger aus Hostert tut sich also
weiterhin schwer, rangiert jedoch mit zehn Punkten aus elf
Spielen über dem Strich. Die US Mondorf findet sich indes im
Niemandsland der Tabelle wie-der. Offen bleiben für mich die
Grounds der beiden Aufsteiger aus Bettemburg und Rodingen.
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