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Die Geschichte des Berliner Fußball Clubs
Dynamo macht den Verein zu einem ebenso spannenden wie
umstrittenen Stück ostdeutscher Fußballgeschichte. 1966 als
Fußballverein gegründet, konnte Dynamo von 1979 bis 1988 stolze
zehn DDR-Meisterschaften am Stück feiern. Dieser einzigartige
Lauf wurde jedoch bekanntermaßen von der DDR-Staatssicherheit
und dessen Chef Erich Mielke gefördert und herbeigeführt. Nett
ausgedrückt. Das machte den BFC Dynamo unter den Fußballfans im
Wilden Osten nicht unbedingt zum Sympathieträger. Trotzdem sind
meine familiären Bande zum „Stasi-Club“ recht eng. Mein Vater
und mein Onkel besuchten regelmäßig die Liga- und
Europapokal-Spiele des BFC, ehe die Leidenschaft für den FC
Schalke nach der Wiedervereinigung überhand gewinnen konnte und
durfte. Bis auf die Geschichten von damals und etlicher
historischer Wimpel von großen Spielen gegen Aston Villa, den
HSV oder AS Rom habe ich von der Dynamo-Seite denkbar wenig
mitbekommen. Immerhin hat mich das Hopping und der Mangel an
Alternativen im November 2010 bereits zwei Mal in das Sportforum
Hohenschönhausen geführt.
Während andere Ostclubs, zumindest
phasenweise, ihre Duftmarken im gesamtdeutschen Profifußball
setzen konnten, ging es für den BFC nach der Wende nicht mehr
hoch. Das natürliche Habitat der Weinroten ist seit zehn Jahren
die viertklassige Regionalliga Nordost. Erfolgsfans und Hippies
sucht man im abgerockten Sportforum dementsprechend vergebens.
Stattdessen beschreitet man den Weg zur Spielstätte vornehmlich
neben „Zeitzeugen“ der großen Erfolge oder neben ziemlich
eindeutig rechts ausgelegten Mitbürgern, die ihre fehlgeleitet
politische Überzeugung gerne offen zur Schau stellen. Ein
weiterer unschöner Umstand, der mit dem BFC, ähnlich der
Stasi-Vergangenheit, eng verbunden ist und bleibt. Kurz und
knapp, auch wenn es unter den Dynamo-Fans sicherlich auch nette
und „normale“ Typen gibt - meine Sympathien bekommt man in
diesem Leben wohl nicht mehr. Vor meinem Besuch mit Henry
anlässlich des Freitagabendspiel gegen den Stadtrivalen Viktoria
war ich daher gespannt, wie der Hase im Sportforum, 14 Jahre
nach meinen letzten Besuchen, läuft. Dabei wurden meine
Erwartungen größtenteils erfüllt.
Bei bestem Nieselwetter näherten wir uns
dem Stadion im Sportforum für ein klassisches Flutlichtspiel.
Karten gab’s am Kassenhäuschen, Getränke gegen Barzahlung am
Bierwagen und auch sonstige Annehmlichkeiten des modernen
Fußballs suchte man auf den seit der Eröffnung 1959 kaum
veränderten Rängen vergeblich. Das Flutlicht leuchtete den Platz
nur spärlich aus, sodass die gut 2.000 Zuschauer Teil einer
kleinen Zeitreise waren. Bis auf den überschaubaren Andrang, die
schwarzen North-Face-Jacken, die „neumodischen“ großen Schwenker
der aktiven Fanszene sowie deren Gesänge, dürfte ein Spiel in
den 80er Jahren recht nah am heutigen Erlebnis gewesen sein.
Auch sportlich dominierte Dynamo seinen Gegner, ähnlich wie es
in den Jahren vor der Wende der Fall war. Trotz der räumlichen
Nähe mit dem Fusionsklub FC Viktoria hätte der Gastverein jedoch
kaum unattraktiver ausfallen können. Anhänger der Gäste waren im
Stadion nicht auszumachen. Ohne zu irgendeinem Zeitpunkt Zweifel
am Sieg aufkommen zu lassen, siegte der BFC zielstrebig,
verdient und wenig spektakulär mit 3:0. Unbewusst und ungewollt
avanciere ich somit mit meinen drei Besuchen in drei
innerstädtischen Duellen zum Glücksbringer. So gab es 2010 ein
2:0 gegen TeBe und ein 4:0 gegen den nun in der Viktoria
aufgegangen Lichterfelder FC.
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