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Zwölf Stunden nach dem Abpfiff der Partie
im Sportforum startete ich den Motor des Autos für die nächste
Tour. Schaute ich beim Spiel des Vorabends zurück ins Jahr 2010,
als ich zwei Heimspiele des BFC besuchte, schlug die anstehende
Fahrt eine Brücke zum Februar 2013. Damals bereisten Mariano und
ich an einem Wochenende mit Aue, den Bayern und dem FC
Ingolstadt die drei mir noch fehlenden Stadien der ersten drei
deutschen Ligen. Spätestens mit dem Stadionneubau im Erzgebirge
war der „Komplettiert“-Status jedoch dahin. In zwei Jahren
Bauzeit verwandelte der FC Erzgebirge Aue sein zugiges und
weitläufiges Multifunktionsstadion mit Laufbahn in ein reines
Fußballstadion. Obwohl schon zuvor im Ligabetrieb bespielt,
wurde die neue Hütte im Sommer 2018 mit einem Freundschaftsspiel
gegen den damals noch großen FC Schalke 04 eröffnet. Vielleicht
war es ja die 0:1-Niederlage in diesem eigentlich unbedeutenden
Spiel gegen einen anderen „Kumpelclub“, die den anschließenden
Niedergang der Knappen einläutete? Vielleicht sollte mein Besuch
des neuen Erzgebirgsstadions einen möglichen Fluch brechen und
den S04 von seinem Leid befreien? Zumindest beim Schreiben
dieser Zeilen spendet der Glaube daran ein wenig Hoffnung.
Was hat sich seit meinem bisher ersten und
einzigen Besuch in Aue verändert und was blieb gleich. Wie schon
im Winter 2013 bestand die kleine Reisegruppe aus Mariano und
mir. An einem zuerst sonnigen und dann trüben Samstag näherten
wir uns zur Mittagszeit der Spielstätte. Hatte es damals
unaufhörlich und spielgefährdend geschneit, blieb uns zumindest
diese Hürde heute erspart. Dafür war der große und stadionnahe
Parkplatz mittlerweile verschwunden und einem Industriegebiet
gewichen. So stellten wir das Auto in einem absurd weit
entfernten Wohngebiet ab und spazierten mit einem kurzen Stopp
im Supermarkt zum Stadion. Der Neubau gefiel uns gut, kam in
Vereinsfarben, schön eng und auch ordentlich steil daher. Mit
dem Highlight, dem Verzehr einer Portion aus dem Nudeltopf
warteten wir jedoch noch ein wenig. Bis zum Anpfiff konnten wir
somit mit leichtem Hunger, aber trotzdem aufmerksam, die beiden
Kurven begutachten. Die Fans der BSG Wismut versammelten sich
vor allem auf der rechten Hintertorseite. Warum man eine
Fankurve baulich in der Mitte spaltet, bleibt mir wirklich ein
Rätsel.
Der Gast aus dem Fernen Saarbrücken hatte
ein kleines Kurvenbild mitgebracht. Wohl auch um einen Gegenpol
zum ostdeutschen Lokalpatriotismus darzustellen, hatte man den
Gästeblock mit einer „Ostfrankreich“-Fahne geschmückt und
entsprechende Schals unter den mitgereisten Fans verteilt. Der
Auftritt der Saarländer war stark und dessen Wahrnehmung durch
uns, durch die räumliche Nähe unserer Sitzplätze sicherlich
begünstigt. Am guten Support der Gäste änderte auch die frühe
Führung der Hausherren nichts. Bei Bärs Kopfball in der 18.
Minute hatte man es dem FC Erzgebirge viel zu einfach gemacht.
Nun mit den ortstypischen Nudeln bewaffnet, sahen wir eine
Heimelf die ihre Überlegenheit nicht in einen weiteren Treffer
ummünzen konnte und stattdessen hinten mit dem Feuer spielte.
Beim folgerichtigen Ausgleich in der 81. Spielminute stand unter
anderem Aues lebende Legende, Schnapper Martin Männel, im
Mittelpunkt. An der Kante des Fünfmeterraums nickte FCS-Stürmer
Brünker im Luftkampf mit Männel ein. Auch Mariano und ich
diskutierten über die Rechtmäßigkeit des Treffers. Der Referee
teilte meine Meinung, entschied zu Gunsten des Angreifers und
des mittlerweile leistungsgerechten Remis. Ligen 1, 2 und 3
wieder komplett!
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