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Bereits bei unserer ersten Fußball-Reise
nach Aue hatten Mariano und ich schlechte Erfahrungen mit der
Kneipenlandschaft in der sächsischen 15.000-Einwohner-Stadt
gemacht. Als wir die ersten Menschen, die uns vor Ort
begegneten, nach einer Pinte fragten, zuckten diese vielfach mit
der Schulter. So landeten wir damals mangels Alternativen in der
Gastwirtschaft eines Hotels. Alles nicht verkehrt, aber
atmosphärisch auch nicht grandios. So ging es ohne Aufenthalt
auf direktem Weg zu unserem nächsten Ziel. Mit Plauen wartete
immerhin eine vier Mal so große Stadt auf uns, die hoffentlich
ein paar mehr Tresen zur Auswahl haben würde. In der
bedeutendsten Stadt des Vogtlandes angekommen, ruhten wir uns
nur kurz aus und stürzten uns dann, von Hunger und Durst
getrieben, ins „Nachtleben“. Nach einem Abstecher in die
regionale Küche mit Reibekuchen und dem erstaunlich
schmackhaften Bier der Brauerei Sternquell, sollte es eigentlich
in einem weniger gesetzten Laden weitergehen. Doch spätestens
wenn es um Kneipen, Bars und Pubs ging, herrschte auch in Plauen
Flaute. Was soll‘s, so hatten wir am nächsten Morgen zumindest
keinen schweren Kopf.
Den Sonntag eröffneten wir dann im einzigen
Cafe der Stadt, das am Morgen des hochheiligen Tages seine
Pforten für Gäste öffnete. Immerhin hatte man auch hier einen
Zapfhahn, sodass man mit der entsprechenden Energie in den Tag
starten konnte. Die brauchte man, hatte der örtliche
Regionalligist doch für heute eine „Risikospiel“ ausgerufen. Die
Gäste des FC Rot-Weiß Erfurt strömten tatsächlich in Scharen aus
der thüringischen Landeshauptstadt ins Vogtland. Die Strecke ist
machbar und bei den Rot-Weißen zeigte die Formkurve in letzter
Zeit eindeutig nach oben. Anfangs schüttelte ich aufgrund der
Polizeipräsenz und des frechen Sicherheits-Aufschlags an der
Tageskasse mit dem Kopf. Während mich der stolze Eintrittspreis
von 17 Euro für einen Vollzahler-Stehplatz in der Regionalliga
noch immer ungläubig staunen lässt, orientierte sich der Einsatz
der Ordnungskräfte tatsächlich am Fanaufkommen aus Erfurt. Gut
500 und damit mindestens jeder vierte zahlende Zuschauer hielt
es mit dem RWE. Es blieb abzuwarten, ob der prall gefüllte und
in der wärmenden Mittagssonne liegende Gästeblock sich am Ende
über einen Sieg freuen konnte.
Auf der Heimseite herrschte indes ziemliche
Flaute. Die Ränge des schmucken Vogtlandstadions waren nur
spärlich bevölkert. Auch der aktive Mob in Gelb und Schwarz war
der Spielklasse und vermeintlichen Tradition des Klubs nicht
angemessen. Auf dem Rasen tat sich der Aufsteiger sichtlich
schwer. Erfurt dominierte das Spiel, ohne genügend Kapital aus
dem überzeugenden Auftritt zu schlagen. Wer sich jedoch vor der
Pause zu früh in Richtung eines der beiden überlaufenen
Bierstände begab, verpasste den Erfurter Führungstreffer zum 1:0
in der Nachspielzeit des ersten Durchgangs. Ein Tor der Marke
„wie kam das Ding denn zustande?“. Sei’s drum, spätestens der
zweite Treffer (69.) schien nun für Klarheit gesorgt zu haben.
Um mich herum war man zwar nicht vollends zufrieden, erwartete
jedoch auch keine große Gegenwehr mehr. Umso stärker schwamm man
dann in den wenigen verbleibenden Szenen nach dem dritten
„Rumpeltreffer“ des Tages. In der ersten Minute der
Nachspielzeit zahlte sich die Plauener also Schlussoffensive
aus. Der Anschlusstreffer kam jedoch solo auf die Party. Der VFC
konnte Erfurts späten Tanz auf der Rasierklinge nicht mehr zum
Ausgleich nutzen. Den Gästen bleiben drei Punkte und das Gefühl,
dass jeder Sieg die volle Konzentration bis zum Abpfiff
benötigt. Schwein gehabt.
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