|
Der Plan war gut. Der Plan war durchdacht.
Und vor allem: Der Plan sollte mir die Komplettierung der
Regionalliga Nord bescheren. Rund um das Topspiel der 2.
Bundesliga zwischen dem HSV und Schalke am Samstagabend waren im
Norden vier Spiele in etwas mehr als 24 Stunden drin. Diese
Aussicht überzeugte auch Tommy, sodass wir uns für den Sonnabend
am späten Vormittag in Hamburg verabredeten. Der erste Knüppel
wurde uns jedoch bereits am Freitagabend zwischen die Beine
geworfen. Rund um die Hansestadt hatte es wohl einen
Wintereinbruch im Herbst gegeben. Die anvisierte Partie zwischen
Kiels zweiter Mannschaft und dem SSV Jeddeloh war eine der
ersten Partien, die frühzeitig von einer Absage betroffen war.
Die angestrebte Komplettierung fiel also flach. Der Spielausfall
in Kiel sollte jedoch nicht der einzige seiner Art bleiben.
Während unserer Anreise - ich kam per Auto aus dem Pott, Tommy
per Bahn aus Berlin - hielten wir uns bezüglich der
verbleibenden Partien auf dem Laufenden. Als ich Tommy am
Hamburger Hauptbahnhof einsackte, war die Auswahl an Begegnungen
bis auf ein Minimum zusammengestrichen. So erschien uns
lediglich die Schleswig-Holstein-Liga-Paarung FC Dornbreite
gegen Preußen Reinfeld als sinnvoll.
Ich steuerte das Auto also in Richtung
Lübeck. Während in und um Hamburg vieles weiß glänzte, war die
Region rund um die zweitgrößte Stadt Schleswig-Holsteins nahezu
schneefrei. Die Anspannung ließ jedoch erst nach, als man uns am
Kassenhäuschen des FC Dornbreite bestätigte, dass man auf dem
Hauptplatz spielen würde. Der Tabellenletzte der
Oberliga-Staffel bespielt eine recht liebevoll hergerichtete
Bezirkssportanlage. Einziger Blickfang ist die etwas
deplatzierte und wenig gemütlich daherkommende mobile Tribüne im
Nordwesten der Anlage. Schnell hatte man alles gesehen, sodass
wir es uns im Vereinsheim bei Bier und Mantaplatte gemütlich
machten. Zudem bekamen wir hautnah den Kampf der Frauen hinter
der Theke mit, die zwischen dem kaputten Geschirrspüler, der
defekten Kasse und der leeren Sauerstofflasche der Zapfanlage
mühsam probierten Haltung zu bewahren. Währenddessen bereiteten
sich die Offiziellen und die Anhänger des abgeschlagenen
Schlusslichts mit Galgenhumor auf das Duell mit den Kickern aus
der Karpfenstadt Reinfeld vor.
Auch Tommy und ich nahmen unsere Lage trotz
der vielen Spielausfälle mit Humor. Immerhin hatten wir eine
passable Paarung erwischt, ein Bier in der Hand und ließen uns
von der tief stehenden Sonne etwas aufwärmen. Der FC Dornbreite
spielte anfangs gut mit und wir konnten tatsächlich darauf
hoffen, dass Stürmer Wurst seinen genialen Namen mit zahlreichen
Toren untermauern würde. Die Defensive der Hausherren hielt
indes nur eine halbe Stunde, bis ein vom Keeper verursachter
Strafstoß den selbigen überwand. Leistungsgerecht erhöhten die
favorisierten Gäste auf 2:0 und gingen mit einer vergleichsweise
komfortablen Führung in die Pause. In der zweiten Halbzeit
dominierte dann der Kampf. Die ohnehin schon maue fußballerische
Qualität aus dem ersten Durchgang wurde nun sogar noch
unterboten. Das resümierten auch die beiden Trainer. Während
Reinfeld glanzlos die drei Punkte einfuhr, offenbarte der
Lübecker Stadtteil-Klub erste Auflösungserscheinungen. So schlug
es in der Lokalpresse hohe Wellen, dass die Mannschaft nach der
Partie nicht wie üblich im Kreis zusammenfand. Meine Bilanz
verbuchte indes einen Erfolg, da ich erstmals einen Ground in
der Schleswig-Holstein-Liga abhaken konnte. Ob dieser in der
kommenden Spielzeit noch fünftklassig sein wird? Wahrscheinlich
nicht.
|
|