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Tommy und ich hatten mit dem Spiel in
Lübeck-Dornbreite ein Viertel des fußballerischen Wochenendes
absolviert. Im Anschluss widmeten wir uns natürlich dem Anker
unserer Tour. Am Abend trafen mit dem HSV und dem S04 unsere
jeweiligen Teams aufeinander. Die Ausgangslage war
vielschichtig. Die Hamburger waren natürlich favorisiert. Seit
einigen Jahren kämpft man zwar vergeblich, aber immer in der
Spitzengruppe vertreten, um den Aufstieg. Die Knappen sollten
eigentlich ähnliche Ansprüche haben und verfolgen. Stattdessen
braucht Königsblau derzeit im Tabellenkeller jeden Punkt. Die
klare Kiste zwischen den beiden gefühlten Bundesligisten
relativiert sich jedoch wieder, sobald man sich die letzten
Spiele der Rothosen anschaut. Die Baumgart-Elf steckt in einer
Krise und tritt im Schneckenrennen um die Zweitliga-Spitze auf
der Stelle. Mittlerweile steht sogar der anfangs so euphorisch
empfangene „Kult-Trainer“ zur Disposition. Trotz falscher
Bescheidenheit zählte für die Hausherren im heimischen
Volksparkstadion also nur der Sieg. Als Vertreter der Gäste aus
Gelsenkirchen hoffte ich indes auf einen halbwegs schadlosen
Auftritt meiner Rumpeltruppe. Immerhin gab man sich vor der
Länderspielpause keine Blöße und bestand daheim gegen
Schlusslicht Regensburg.
Nach kurzer Fahrt erreichten wir also
wieder Hamburg und parkten das Auto direkt im Volkspark. Zu
unserer Ernüchterung offenbarten sich die fußläufigen Bars als
Raucherkneipen, sodass es uns schlussendlich in das
Kneipen-Restaurant einer lokalen Kette verschlug. Bei Bier und
Schnitzel stimmten wir uns hier auf die anstehende Partie ein.
Satt und glücklich tauschten wir später die wohlige Wärme gegen
die nasskalten Straßen der Hansestadt. Nach einem entspannten
Fußmarsch und vor der Heimkurve trennten sich unsere Wege und
ich steuerte nach der obligatorischen Anwesenheitskontrolle den
natürlich ausverkauften Gästeblock an. Mein Platz befand sich im
Unterrang der Südkurve und somit in einem Block, der nur durch
eine lose Ordnerkette vom Hamburger Anhang getrennt war. Während
ich dem lautstarken Einsingen der Heimkurve lauschte, bemerkte
ich nicht, dass Stevie bereits 15 Minuten neben mir stand.
Entsprechend groß war das gemeinsame Gelächter, als wir unsere
zufällige und unmittelbare Nachbarschaft bemerkten. Nun hatte
ich also unverhofft einen Leidgenossen an meiner Seite. Wie groß
würde das Leid wohl werden?
Die erste halbe Minute war aus Schalker
Sicht gar nicht so verkehrt. Während man auf Hamburger Seite
gestelzt von Schienenspielern schwadronierte, überzeugte der S04
zumindest mit den Grundtugenden. Ein unnötiger Doppelschlag
machte die bisherige Arbeit jedoch zunichte und schickte den
Schalker Anhang wieder in eine Welt aus Wut, Ungläubigkeit und
Lethargie. Auf einen zwar strammen aber sicherlich haltbaren
Richter-Freistoß (29.) folgte umgehend ein katastrophaler
Schallenberg-Rückpass (30.), der die Uhr innerhalb weniger
Augenblicke auf 0:2 aus Schalker Sicht stellte. Einigen
Hamburgern im Nachbarblock stieg die Führung wohl zu Kopf,
sodass es um mich herum fast knallte und die Cops Stellung
bezogen. Ohne jegliche Hoffnung ging es wenig später in einen
plötzlich ganz anderen zweiten Durchgang. Schalke war am Drücker
und kam völlig verdient durch den zuvor gnadenlos ineffektiven
Younes zum Anschluss (57.). Die Hamburger hatten Glück, dass dem
S04 lediglich der Ausgleich durch Kapitän Karaman gelang (74.).
Nach dem 2:2 war die Schalker Elf durch und konnte hinten das
leistungsgerechte Remis sichern. Was für ein Ritt.
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