|
Gingen die vorherigen Wochen noch
vergleichsweise „regulär“ über die Runden, beschränkte sich mein
Radius als werdender Vater mit der näher rückenden Geburt
mittlerweile auf das nahe Umfeld unserer Wohnung und des
Krankenhauses. In letzterem hielt sich Alex seit Montag auf und
wir waren - scheinbar anders als unsere Tochter - mehr als
bereit auf deren Ankunft. Immerhin konnte ich während der
Wartezeit aus dem Home Office arbeiten, ging jeden Tag ausgiebig
laufen und verbrachte die Nachmittage bei Alex im Krankenhaus.
Mit der Zeit und mit einer gewissen Übung im „Warten“ warf ich
einen vorsichtigen Blick auf die Ansetzungen des Wochenendes.
Vielleicht will die Kleine ihren Papa standesgemäß beim
Stadionbesuch abfangen? Nun war die Auswahl im 30 Minuten-Radius
recht begrenzt und hielt mit der Partie zwischen RWO und dem
Wuppertaler SV trotzdem einen echten Leckerbissen am
Freitagabend bereit. Kurzerhand informierte ich Andre über meine
spontanen Planungen, der seinerseits bereits für sich und Flo
zwei Tickets gekauft hatte. Somit ging es im Dauerregen dieses
ungemütlichen Freitags vom Krankenhaus die Emscher hinunter
direkt nach Oberhausen. Bei meiner Ankunft war an der
altehrwürdigen Spielstätte schon einiges los, die Flutlichter
waren jedoch noch aus.
Dies änderte sich erst, als ich meinen
Platz in der Emscherkurve bezog. Langsam aber sicher bauten sich
die Scheinwerfer reihenweise auf und begrüßten Andre und Flo
einige Minuten später in voller Pracht. Das hell erleuchtete
Stadion Niederrhein war dabei so etwas wie ein Symbolbild für
die sportliche Situation der Kleeblätter. Diese bewegen sich
konsequent in der Spitzengruppe der Liga, die vom Rivalen und
Topfavoriten auf den Aufstieg, dem MSV angeführt wird. Trotzdem
ist der Platz an der Sonne für den RWO durchaus in Reichweite.
Um weiterhin oben dranzubleiben, sollte man heute Abend sein
Heimspiel gegen schwächelnde Wuppertaler gewinnen. Die Gäste
füllten ihren Block trotz der ungemütlichen Witterung recht
ordentlich und gratulierten den Hausherren während der Partie
mit einem Spruchband zum 120-jährigen Bestehen. Beide Clubs
vereint eine Freundschaft, die wohl auch auf der Abneigung gegen
den RWE beruht. Nachvollziehbar und sympathisch.
Die Fans der Gastgeber begrüßten ihr Team
mit einer Choreo, die die Entwicklung des Vereinswappens
thematisierte und von roten und weißen Schwenkfahnen untermalt
wurde. Hinter der Tribüne wurden zudem ein paar Raketen in die
Luft geschossen. Das Spiel zündete, auch aufgrund des tiefen und
schwer zu bespielenden Platzes, erst etwas später. Die
Platzverhältnisse waren es dann auch, die den Führungstreffer
der Gäste nach einer halben Stunde begünstigten. Ein echtes
Billiardtor, das dem WSV da schmeichelhaft das 1:0 bescherte. Im
direkten Gegenzug tauchte Oberhausens Donkor frei vorm Tor der
Gäste auf und glich die Partie leistungsgerecht aus. Auch im
zweiten Durchlauf benötigte es einen langen Anlauf, ehe weitere
Tore fielen. Abermals legte Wuppertal vor. Oberhausens
Torschütze Donkor grätschte im eigenen Fünfmeterraum in eine
flache Hereingabe und beförderte einen Ball, den auch der
lauernde WSV-Stürmer verwertet hätte, ins eigene Tor (66.). Wer
die Heimelf nun im Blues wähnte, sollte sich irren. Auftritt
Matona-Glody Ngyombo: Der 26-jährige und 1,90 m große
Mittelfeld-Akteur schnürte mit viel Willen und ebenso viel
Können einen sehenswerten Kopfball-Doppelpack (73. und 77.) zum
3:2-Sieg seiner Kleeblätter. Oberhausen darf weiter Hoffen und
wir sahen ein rasantes Spiel. Kurzum, ein guter Abend!
|
|