|  | 50 Punkte hatte der MSV Duisburg nach dem 
				23. Spieltag mit dem von Schtev und mir besuchten Auswärtssieg 
				in Düsseldorf auf dem Konto. Damit führt man die Regionalliga 
				West wie erwartet - wenn auch weniger klar als von vielen 
				vorhergesagt - an. Zwischenzeitlich schien die anvisierte 
				Rückkehr in die Drittklassigkeit jedoch zu stocken und statt 
				selbst Punkte zu sammeln, ließ man die Konkurrenz wieder 
				Morgenluft wittern. So folgten auf die schmerzhafte Niederlage 
				Ende Januar im Derby gegen Oberhausen zwei Unentschieden gegen 
				die „Schwergewichte“ Hohkeppel und Paderborn II. Das anstehende 
				Spitzenspiel gegen die Verfolger von Fortuna Köln konnte den 
				Kahn in Kombination mit dem Sieg in Flingern entweder vollends 
				wieder auf Kurs bringen oder bei einer Niederlage neue Zweifel 
				streuen. Für mich rückte die besagte Partie mangels vernünftiger 
				Alternativen in den Fokus. Lynn verbrachte den Tag mit ihrer 
				Mama und ihrer Tante, sodass zwei aufeinanderfolgende Tage mit 
				Spielbesuch den Haussegen nicht in Schieflage bringen würden. 
				Kurzerhand wurde ein Ticket auf der bereits gut bekannten 
				Gegengerade geschossen und der zwanzigminütige Fahrtweg hinter 
				sich gebracht. Das Wedaustadion präsentierte sich bei 
				meiner Ankunft bereits gut gefüllt und offenbarte eine 
				Besonderheit, die sich ab und an bei Absteigern beobachten 
				lässt. Nach fünf Spielzeiten in der 3. Liga, von denen drei mehr 
				schlecht als recht über die Bühne gebracht wurden und die 
				vorerst letzte zum Abstieg führte, motivierte man als 
				Spitzenteam der Regionalliga wieder mehr Fans für den 
				Stadionbesuch. Erstmals seit der Wende spielt der Spielverein 
				nicht mehr im Profifußball und es kommen im Schnitt 4.000 
				Zuschauer mehr ins Stadion als in der Saison zuvor. Sollte man 
				im Sommer aufsteigen, wird es spannend zu beobachten, ob man 
				diesen Schwung in die angestammte und wahrscheinlich mit weniger 
				Erfolgserlebnissen gespickte Spielklasse retten kann. Nun zählte 
				jedoch die heutige Begegnung gegen den Verfolger aus dem Kölner 
				Süden. An diesem ziemlich kalten Karnevalssamstag konnten die 
				Gäste ihren Block nur spärlich füllen und überzeugten mehr mit 
				ihren farbenfrohen Kostümen als mit lautstarken Gesängen. Denkt 
				man an den FC und seinen „Karnevals-Fluch“ mit nur zwei Siegen 
				an den vergangenen 15 Karnevalswochenenden, kann man jeden 
				Kölner verstehen, der sich da lieber für ein paar Kölsch beim 
				Straßenkarneval entscheidet. Diese Gedanken kamen bei den mitgereisten 
				Fans sicherlich auf, als die Gastgeber nach nur 12 Spielminuten 
				in Führung gingen. MSV-Kapitän Hahn verwertete eine Ecke per 
				Kopf und eröffnete die Partie zu Gunsten der Meidericher. Die 
				Hausherren hielten gegen die wenig engagierten Gäste auch im 
				Verlauf die Zügel in der Hand. Einzig die bis dato schwache 
				Chancenverwertung konnte man den Zebras bis zur Pause vorwerfen. 
				Diese bescherte mir auch einige ruhige Minuten, die mir meine 
				Vorderleute im Oberrang der Gegengerade bisher verwehrten. Aus 
				den beiden Pärchen vor mir, bildete sich eine echte 
				Männerfreundschaft zweier Boomer, die sich zuvor nicht kannten, 
				aber spontan verbrüderten. Biergeschwängert servierte man sich 
				peinliche Anekdoten, band das Umfeld unangenehm übergriffig in 
				die Gespräche ein und stimmte gekünstelt enthusiastisch in die 
				Fangesänge ein, wenn der jeweils andere mit frischem Bier die 
				Treppen erklomm. Was solls, immerhin lieferte der MSV zur Freude 
				der beiden Möchtegern-Stefan-Raabs ab und erhöhte Mitte der 
				zweiten Hälfte völlig verdient auf 2:0. Duisburg blieb in der 
				Spur und steuert stramm zurück in Richtung 3. Liga. 
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