SPIEL #442
FC Lahti vs. FF Jaro 1:0 (1:0) |
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24.06.2014 - Lahden stadion, Lahti | ||
1.712 Zuschauer | ||
Veikkausliiga - 15. Spieltag 2014 | ||
Tore: 1 : 0 Rafael (35.) |
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Nach der fußballerischen Enttäuschung vom Vortag,
stand für Bill und mich am Dienstag die dritte Station unserer Reise an.
Von Myllykoski aus ging es mit der Bahn ins eine Stunde entfernte Lahti.
Die 100.000-Einwohner-Stadt ist das Synonym für den finnischen
Wintersport. Kaum in Lahti angekommen erblickt man die drei großen
Schanzen der Salpausselkä-Schanze am Horizont, die der Stadt eine
gewisse Bekanntheit auch außerhalb Finnlands verschafft hat. Aber dazu
später mehr. Zuerst machten wir uns auf den Weg in die Innenstadt.
Sofort fiel uns auf, dass in Lahti derzeit sehr viel gebaut wird.
Überall fanden sich Kräne auf verdichteten Kranplätzen und auch der
Marktplatz war rundherum in ein Baugerüst eingehüllt. Nachdem wir die
ersten Eindrücke der Stadt sammeln konnten, waren wir nicht sonderlich
begeistert von dem, was wir geboten bekamen. Der vorherrschende Baustil
Lahtis erinnerte uns eher an unsere ostdeutsche Heimat vor zwei Dekaden.
Alles war eher praktisch als hübsch und so tauften wir die Stadt
kurzerhand in „Chemnitz des Nordens“ um. In der Innenstadt hielt uns
dementsprechend nicht mehr viel und wie schon in Lappeenranta und
Myllykoski zuvor, suchten wir recht schnell den Weg zum Wasser auf.
Immer wieder musste wir uns hierbei Bäume als Schutz suchen, da uns auch
Lahti phasenweise mit Regen beglückte. Bei anhaltendem leichten Regen
erkundeten wir also das Ufer des Vesijärvi, was übersetzt so viel wie
„Wasser-See“ heißt und machten auf einer Parkbank Pause um die emsigen
Angler zu beobachten. Bürokratieirrsinn wie in Deutschland konnte man
auch am Ufer des 107 km² Sees finden. Die Angler mussten sich hier doch
ernsthaft in kleinen, abgesteckten Parzellen versammeln. Da kaum Fische
aus dem Wasser geholt wurden, ging es für uns weiter zur Insel
Myllysaari, die einen schönen Blick über den See bietet. Hier konnte man
vergleichsweise ungestört auf der Zufahrtsbrücke sitzen und in der ab
und zu auftauchenden Sonne eine Büchse Koff-Pils köpfen. Unser nächstes Ziel war dann endlich die
Salpausselkä-Schanze. Durch eine boreale Nadelwaldlandschaft kämpften
wir uns zu den Schanzen vor und hofften irgendwie auf die HS130er
Schanze zu kommen. Im Jahre 1923 gebaut, ist dieses Ungetüm immer noch
atemberaubend und somit waren die acht Euro pro Person für den Aufzug
zum Starthäuschen der Springer gerne investiertes Geld. Obwohl mir
Aufzüge sonst keine Sorgen bereiten, war es dann doch etwas komisch in
einem einfachen Betonschacht ohne echte Stockwerke gen Himmel zu fahren.
Oben angekommen begann es natürlich in Strömen zu regnen und wir mussten
einige Minuten im Häuschen warten, bis wir die Aussicht ohne Wasserfilm
auf den Scheiben genießen konnten. Vor allem der Blick auf das Lahden
stadion, welches wir wenige Stunden später besuchen sollten, ließ mein
Herz höher schlagen. Der Ausblick von hier oben war mit Sicherheit das
Highlight unseres Finnland-Trips und nur mit schweren Herzens und auf
Grund einer vollen Blase ging es wieder nach unten. Bevor dann das
besagte Spiel zwischen dem FC Lahti und dem FF Jaro anstand, suchten
Bill und ich nochmals die Innenstadt auf, um in einem Einkaufscenter
einen Happen zu essen und kehrten wenig später wieder zurück ins
Sportzentrum. Die Partie zwischen dem Heimatverein des größten
finnischen Fußball-Exports Jari Litmanen und dem FF Jaro aus Jakobstad,
war das Topspiel an diesem Dienstagabend. Das Duell zwischen den beiden
Verfolgern des HJK Helsinki versprach somit besseren Fußball als das
Spiel vom Vortag. Bill und ich kauften somit die Tickets für die
überdachte Haupttribüne und warteten auf den Anpfiff der Partie, die
sich gut 1.700 Zuschauer mit uns im größten Ligastadion Finnlands
anguckten. Auf dem Platz jedoch dasselbe Bild wie am Vortag. Ein
grauenvolles Gekicke, das die Geduld des neutralen Zuschauers ernsthaft
auf die Probe stellte. Einzig positiv waren die zwanzig mitgereisten
Fans aus Finnlands Norden, die verhältnismäßig viel Dampf machten und
sogar ein paar Schwenker einsetzten. Leider hatten sie im Endeffekt
keinen Grund zum Jubeln, da die Mannschaft der Gäste über die gesamte
Spieldauer leicht unterlegen war und am Ende denkbar knapp mit 0:1
besiegt wurde. Nachdem wir uns zuvor über die wirklich katastrophalen
Standardsituationen, bzw. deren Ausführungen lustig gemacht hatten,
führte natürlich ein Eckball zum Siegtreffer für den FC Lahti. Ohne
ernsthaft Angst zu haben etwas zu verpassen, verließen Bill und ich das
Stadion kurz vor Spielende und sicherten uns somit ein etwas größeres
Zeitfenster, um den Weg zurück zum Bahnhof zu beschreiten. Von diesem
aus ging es noch am Abend zurück nach Lappeenranta, um am nächsten
Morgen zurück nach Deutschland zu fliegen. Irgendwie konnte das
Drumherum der Reise nur selten überzeugen und vor allem der finnische
Fußball wurde wohl vorerst zum letzten Mal von mir beehrt. |
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