SPIEL #445
FC Flora Tallinn vs. JK Kalev Sillamäe 1:0 (0:0) |
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14.07.2014 - A Le Coq Arena, Tallinn | ||
379 Zuschauer | ||
Meistriliiga - 19. Spieltag 2014 | ||
Tore: 1 : 0 Rauno Alliku (60.) |
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Der Montag war zugleich mein letzter vollständiger
Tag in Tallinn. Nach einem Altstadt- und einem Küstentag, gönnte ich mir
zum Abschluss noch einen Mix aus beidem. Für meinen morgendlichen
Sieben-Kilometer-Marsch habe ich das Naturschutzgebiet auf der Halbinsel
Paljassaare zum Ziel erkoren. Nachdem ich schöne Randbezirke und
ausladende Hafenanlagen passiert hatte, erreichte ich mein Ziel im
morgendlichen Nebel und genoss die Ruhe am Sandstrand mit der
Arnie-Biografie im Anschlag. Es war schon ein wundersames Schauspiel,
dass man die Fähren vor lauter Nebel nicht sah und dank des milden
Wetters doch so etwas wie Urlaubs- bzw. Strandfeeling aufkam. Nach
einigen Stunden füllte sich dann, mit den verschwindenden Nebelfelder
und der gleichzeitig in den Vordergrund tretenden Sonne, der Strand und
mir wurde es etwas zu bunt. Nachdem ich einige Meter abseits des Strands
eine junge Schwanenfamilie beobachten konnte machte ich mich auf den Weg
in das Herz des Naturschutzgebiets das zugleich ein Vogelschutzgebiet
ist. Tatsächlich brüteten unglaublich viele Vögel auf kleinen
vorgelagerten Felsen, sodass sich mir ein wirklich toller Anblick bot.
Mit dem Wissen abermals ein gutes Ziel in dieser tollen Stadt gefunden
zu haben, machte ich mich auf den Weg zurück ins Zentrum, wo ich im
Schatten der Stadtmauer in einem Park entspannte. Auch hier war es recht
leicht Bekanntschaften zu knüpfen, sodass ich mein spätes Mittagessen
beim Italiener in wunderhübscher Begleitung genießen konnte. Alleine im
Restaurant zu sitzen ist dann doch nicht so ganz mein Fall. Dementsprechend schwer fiel es mir dann, mich für
das abendliche Fußballspiel in der A Le Coq Arena zu verabschieden. Den
Fußweg zum Stadion kannte ich vom vorherigen Tag und traf zeitlich
dementsprechend knapp bemessen im modernen Nationalstadion ein. Das
Stadion sollte mit Beginn des Spiels abermals nur zu knapp 5%
ausgelastet sein und das Finden eines Platzes war kein großes Problem.
Da jedoch nur einige Bereiche des Stadions zugänglich waren, lagen alle
Tribünenplätze in der prallen Abendsonne. Was verlockend klingt, war bei
meinem Sonnenüberschuss der letzten Tage eher eine Qual. Zumindest auf
einer der Hintertorseiten konnten die Flora-Fans im Schatten ihr Team
supporten und taten dies, im Vergleich zu den zuvor gesehenen Spielen,
ganz gut. Ein schwergewichtiger Trommler gab hierbei den Takt für die um
ihn versammelten gut 30 Fans vor, die sich zumindest Mühe gaben eine
abwechslungsreiche Unterstützung auf die Beine zu stellen. Während des
Spiels gab es dann sogar etwas Pyro. Nicht verkehrt was da entsteht. Das
Spiel zwischen Tabellenführer Flora und JK Kalev Sillamäe war dann
weniger spektakulär als die Duelle an den Tagen zuvor. Im Topspiel des
Tages war der Gast gefährlicher und spielte sich zwei bis drei gute
Chancen heraus, zum Torerfolg fehlte dann jedoch der letzte Wille im
Abschluss. Flora war erstaunlich harmlos und konnte meine Erwartungen an
einen Tabellenführer in der ersten Halbzeit noch nicht erfüllen. Dies sollte sich auch zu Beginn des zweiten
Durchgangs nicht wirklich ändern. Abermals starteten die Gäste aus der
ostestnischen Kleinstadt besser und nahmen das Heft in die Hand. Nach
einer Stunde hatte Flora dann das nötige Glück eines Tabellenführers.
Mit drei Eckbällen am Stück setzte man die Verteidigung der Gäste
gehörig unter Duck. Frei nach dem Motto „Alle guten Dinge sind drei“
lauerte Flora-Stürmer Rauno Alliku am langen Pfosten und verwertete die
letzte Hereingabe der kleinen Eckball-Serie zur 1:0-Führung für die
Hausherren. In der Folgezeit gaben die Gäste nicht auf und blieben am
Drücker. Flora setzte indes auf kleine Nadelstiche per Konter und
konzentrierte sich im weiteren Spielverlauf darauf, die Zeit souverän
runter laufen zu lassen. Auch in meinem dritten Spiel in Estland sollte
es also nicht einmal für ein Tor der Gästemannschaft reichen. Allerdings
hielt Sillamäe das Spiel, im Gegensatz zu Trans Narva und Tallinna Kalev
an den Vortagen, bis zum Schlusspfiff offen. Mit dem dritten Spiel war
meine kleine Tallinn-Tour dann auch so gut wie beendet. Mein Fazit zum
estnischen Fußball ist etwas durchwachsen. Die Spiele waren insgesamt
recht torreich und gut anzusehen. Auf den Rängen war das Bild jedoch
meist enttäuschend. Der inländische Profifußball scheint die Esten kaum
zu interessieren. Beim Public Viewing während des WM-Finals wirkten die
Esten jedoch vergleichsweise euphorisch und interessiert. Die Stadt
Tallinn war und ist mit Sicherheit eine Reise wert. Sehr kompakt
konzentriert sich das Stadtleben auf die mittelalterliche Innenstadt.
Jedoch haben auch die Außenbezirke der Stadt viel zu bieten und machten
zumeist einen sauberen und gepflegten Eindruck. Zu guter Letzt darf man
zudem nicht die estnische Frauenwelt unerwähnt lassen, deren bloße
Anwesenheit einen des Öfteren staunen ließ und in dieser Hülle und Fülle
in Europa einmalig ist. Tallinn, ich komm wieder. |
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