Nach einer nahezu schlaflosen Nacht in einem überhitzten und hellhörigen Regensburger Gästezimmer verbrachte ich den Freitagvormittag entspannt mit einem guten Buch und erfrischendem Radler im Park. Erst zur Mittagszeit setzte ich mich in die Regionalbahn, die mich mit einem Zwischenstopp in der Oberpfalz, nach Bayreuth bringen sollte. In Oberfranken angekommen tauschte ich den klimatisierten Zug gegen die brütende Julihitze der Festspielstadt. Meinen eigentlichen Plan, die wohl recht hübsche Stadt zu Fuß zu erkunden, legte ich somit schnell beiseite. Stattdessen wagte ich mich nur sporadisch in die Altstadt und bevorzugte ein kühles Einkaufszentrum als Aufenthaltsort. Bevor es in Richtung des Städtischen Stadions ging verbrachte ich jedoch noch etwas touristische Zeit am Neuen Schloss und kann mir zumindest vorstellen wie schön Bayreuth ist. Das Stadion der Spielvereinigung, welches den Namen des ehemaligen Oberbürgermeisters der Stadt, Hans Walter Wild, trägt, liegt direkt am Roten Main etwas östlich des Hauptbahnhofs. Das es mich hierher verschlug war indes eher eine Notlösung. Eigentlich waren bereits Pläne geschmiedet und Fahrkarten für das Freitagabendspiel zwischen Schweinfurt und der Reserve des Glubbs gebucht. Da der BFV dieses Spiel jedoch kurzfristig und überraschend auf den Samstagnachmittag verlegte, brauchte ich eine Alternative, die ich glücklicherweise mit der Partie zwischen Bayreuth und Schalding-Heining fand. Somit war die Spielverlegung nur halb so wild und ich konnte mich auf ein 20.000er Stadion in schöner Umgebung freuen. Mit der Zeit füllten sich dann auch die im Schatten gelegenen Treppenstufen vor der Haupttribüne der in die Jahre gekommenen Spielstätte. Der Kartenverkauf und die Dauerkartenausgabe an diesem ersten Spieltag liefen dann etwas chaotisch und unorganisiert ab, weshalb ich froh war früh mein Ticket in der Hand halten zu können und ins Stadion zu flitzen.

Der Ground gefiel mir dann auf Anhieb gut und ist mit Sicherheit für Höheres geschaffen als für das Mittelmaß der Regionalliga Bayern. In diesem Bereich sind sowohl die leicht favorisierten Hausherren als auch die Gäste aus Passau einzuordnen. Bei den Grün-Weißen Unterfranken spricht man oft vom unangenehmen und kampfstarken Underdog der den vermeintlich etablierten Teams nicht selten ein Bein stellt und so regelmäßig überraschende Punkte sammelt um nie wirklich etwas mit dem Abstiegskampf zu tun zu haben. Nichtsdestotrotz glaubte ich heute an einen Sieg für die Gastgeber. Neben mir versammelten sich mehr als 1.000 Zuschauer auf den ausladenden Rängen des Runds in dem Glauben an einen erfolgreichen Saisonstart ihrer Schwarz-Gelben. Die aktive Fanszene der „Oldschdod“ war überschaubar und ständig bemüht mit Fahnen und Sprechchören etwas Stimmung auf den Platz zu tragen. Das war im Großen und Ganzen nichts Besonderes, sollte aber zumindest kurz Erwähnung finden. Bei großer Hitze begann das Spiel recht mäßig. Die Hausherren nahmen, wie zu erwarten, das Heft in die Hand, scheiterten jedoch immer wieder an groben Unzulänglichkeiten. Nur selten fanden die Pässe in der Vorwärtsbewegung den Mitspieler so, dass er ihn problemlos verarbeiten konnte. Da machten die Angriffe der cleveren Gäste schon mehr Spaß. Immer wieder setzte man mit schnellen Kontern gezielte Nadelstiche in der Bayreuther Defensive um den Torwart und Ex-Erfurter Andreas Sponsel. Gegen Ende der ersten Hälfte rückte dann der Schiedsrichter in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Nach einer Notbremse kurz vor der Strafraumkante verwarnte er den Bayreuther Übeltäter nur mit einer Gelben Karte, womit er die Heimanhänger reihenweise zum Schmunzeln brachte, während sich die Spieler der Gäste zu Recht aufregten. Mit dem Pausenpfiff sorgte der Referee für ungläubige Lacher auf der Tribüne. Exklusiv sah der Schwarze Mann nun ein Foulspiel und eine Notbremse von Sponsel gegen den durchgebrochenen Angreifer der Passauer. Mit seiner Meinung: „Rot für Sponsel und Elfer“ stand der Gute recht alleine da und auch der neutrale Groundhopper schüttelte verachtungsvoll den Kopf über diese Fehleinschätzung. Das Drehbuch wäre nun natürlich nicht komplett, wenn der eingewechselte Ersatzkeeper Freiberger den Strafstoß nicht pariert hätte, wie es schlussendlich geschah.

Von der zweiten Halbzeit konnte ich leider nur eine halbe Stunde sehen, da der verspätete Beginn, viele Unterbrechungen und zwei überflüssige Trinkpausen die Spielzeit so in die Länge zogen, dass ich Gefahr lief meinen Zug nach Frankfurt zu verpassen. Somit registrierte ich das Siegtor der Passauer nur als aufblinkende „1“ auf meinem Handybildschirm während ich in die Bahn stieg. Auch wenn ich nicht das komplette Spiel sah, war der Sieg der Gäste sicherlich verdient, da sie cleverer und mutiger agierten als die Schwarz-Gelben, die erst in Unterzahl ernsthaft den Weg zum Tor suchten. Der SV Schalding-Heining wurde somit seiner Rolle als unangenehmer und ernstzunehmender Gegner gerecht und entführte zum Ende meiner Bayern-Tour drei Punkte aus der Festspielstadt.