SPIEL #516
ADO Den Haag vs. PSV Eindhoven 2:2 (1:1) |
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11.08.2015 - Cars Jeans Stadion, Den Haag | ||
13.125 Zuschauer | ||
Eredivisie - 1. Spieltag 2015/2016 | ||
Tore: 0 : 1 Adam Maher (23.) 1 : 1 Roland Alberg (25.) 1 : 2 Luuk de Jong (62.) 2 : 2 Martin Hansen (90.) |
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Fünf von neun Spielen des ersten Spieltags der
Eredivisie-Saison 2015/16 mussten auf Grund eines Polizeistreiks
verschoben werden. Die hauptamtlichen Knüppelschwinger und McDrive-Besatzer
unseres westlichen Nachbarns fordern derzeit höhere Gehälter um
weiterhin Pfefferspraysalven abzufeuern und somit haufenweise
unbescholtene Bürger in Angst und Schrecken versetzen zu können. Ich
will mich allerdings nicht über das freche Anliegen der Helmträger
beschweren, bescherte es mir doch einen ungewohnt unkomplizierten
Spielbesuch in Hollands Eliteklasse. Wo man sonst ohne ClubCard am
Kassenhäuschen nicht mal ein Lächeln der netten Kassiererin erhält, gab
es am Dienstagabend um halb sieben Tickets für jeden der ins Stadion
wollte. Und das obwohl mit dem PSV der amtierende Meister in Den Haag
gastierte. Da musste ich
also nicht lange überlegen und machte mich recht spontan nach der Arbeit
auf den Weg in den Regierungssitz der Niederlande. Mit einem fetten
Zeitpolster ausgestattet umging ich die Parkgebühr von zehn Euro, musste
jedoch stattdessen eben jene zehn Euro auf den Ticketpreis aufschlagen,
da die günstigen Plätze bereits ausverkauft waren. Im Endeffekt war das
halb so wild, da ich von meinem Platz aus eine ganz passable Sicht auf
beide Fangruppierungen und das Spielfeld hatte. Das 2007 eröffnete
Kyocera Stadion folgte auf den mittlerweile abgerissenen Südpark und
bietet 15.000 Zuschauern Platz. Die Spielstätte sieht mit seiner
metallenen Fassade von außen nach einer Miniaturausgabe des De Kuip in
Rotterdam aus, was mir durchaus gefiel. Auch von innen machte die Hütte,
die ganz in den Vereinsfarben grün und gelb gehalten ist, was her.
Fazit: Ein geschmackvoller Stadionneubau. Mit dem Vorjahresmeister PSV erwartete den ADO
natürlich ein harter Brocken. Die Eindhover konnten nach sieben Jahren
erstmals wieder den Titel der Eredivisie gewinnen und liefen trainiert
von Altstar Philip Coco mit Nationalspielern wie Bruma und Maher auf.
Die technische Qualität der Gäste zeigte sich auf dem künstlichen Geläuf
vor allem in den ersten Minuten, in denen man furios kombinierte und
schnell und sicher immer wieder vors Den Haager Tor kam. Da man jedoch
Pech im Abschluss hatte konnte sich das Niveau beider Teams langsam
anpassen und auch die Grün-gelben kamen zu ihren ersten Chancen. Es
entwickelte sich ein tolles Spiel in dem es typisch holländisch so gut
wie kein Mittelfeldgeplänkel und dafür viele Torraumszenen gab. Eine
gefährliche Möglichkeit nutzte Adam Maher nach 23 Minuten zum verdienten
Führungstreffer für die Gäste. Beim sauber durchgestreckten Pass schien
der Torschütze jedoch im Abseits zu stehen. Kurz nachdem PSV das 1:0
markierte konnte ADO im direkten Gegenzug ausgleichen. Offensivspieler
Alberg verwandelte einen Foulelfmeter traumwandlerisch sicher im rechten
Eck und offenbarte was das fast ausverkaufte Stadion heute zu bieten
hatte. Die ADO-Fans supporteten aus zwei Stimmungsblöcken in der Kurve
bzw. der Mitte der Gerade ohne jedoch im normalen Spielverlauf ernsthaft
von sich reden zu machen. Die Jungs aus Eindhoven füllten den Gästekäfig
nahezu komplett aus und untermalten ihre Unterstützung beim Einlauf und
beim Torerfolg mit etwas Pyro. Schon mit dem Ende der ersten Halbzeit
hatte sich der Besuch des Spiels mitsamt der über 200 km Anreise auf
jeden Fall gelohnt. Das Spiel hatte Klasse und war mehr als
unterhaltsam. Das leistungsgerechte Remis zur Pause schien vor allem den Gastgebern nicht genug. Der Underdog kam wie wild aus der Kabine und die Angriffe der Hausherren wurden in meinem Umfeld durch einen kleinen Jungen mit „Ole Ole We are the Champions“-Megafon und einem peinliche pöbelnden und pfeifenden Mitdreißiger begleitet. Zum Glück hält sich so was in Deutschland zumeist in Grenzen. Wie aus dem Nichts stopfte der PSV den Nervbacken jedoch nach einer Stunde den Mund, als der Ex-Gladbacher Luuk de Jong einen Kopfball gegen die Laufrichtung des Keepers im rechten Toreck unterbrachte. Was vorerst folgte ist Fußballstandard. Die Gäste hatten mit der 2:1-Führung im Rücken viel Zeit und mindestens genauso viel Glück gegen stark aufspielende Den Haager nicht den Ausgleich zu fangen. In der 95. Minute spielte sich dann aber eine Situation für die Geschichtsbücher ab, die sogar die deutsche Sportpresse erreichte. Nicht selten kommt der Keeper des zurückliegenden Teams in den Schlussminuten bei Standards nach vorne und hier und da trifft der Schnapper sogar. Die Torwarttore sehen jedoch meist so ungelenk aus wie das Wort klingt. Wir erinnern uns an unästhetische Kopfbälle (Lehmann) oder glückliche Abpraller (Rost, Hitz). ADO-Keeper Martin Hansen war das zu wenig und so verlängerte er die Freistoßflanke und gleichzeitig letzte Aktion des Spiels im Fallen mit der Hacke ins Tor. Leckomio. Neben und hinter mir explodierte es förmlich und ich hatte Glück, dass zumindest vor mir ein besonnener Brecher meinen Fall nach vorne verhinderte. Was für ein geiles Ende eines geilen Spiels, an das ich mich zwar nicht ewig, aber zumindest noch ein paar Monate erinnern werde. Dank Martin Hansen-Superstar. |
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