Für Samstagmittag durchforstete ich die Spielpläne nach einem Spiel im Frankfurter Umland, welches mir eine frühabendliche Rückkehr in die Bankenmetropole ermöglichte. Leider meinten es die Ansetzungen mal wieder nicht allzu gut mit mir, sodass ich keine sinnvolle Partie zwischen dem Ruhrgebiet und Frankfurt finden konnte. Trotz gut 200 km Umweg war somit die Regionalligabegegnung zwischen dem FC-Astoria Walldorf und dem SV Elversberg das  realisierbarste Tagesziel. In einer Liga mit Traditionsclubs wie Kassel, Mannheim, Trier, Saarbrücken oder Offenbach mit Sicherheit nicht die erste Wahl aber immerhin viertklassig. Die Erfolgsgeschichte der Gastgeber aus Walldorf ist vergleichsweise jung. Der Verein aus der 15.000-Einwohner-Gemeinde entstand 1995 durch eine Fusion und stieg 2014 in die Regionalliga Südwest auf. Der schnelle Erfolg des „Dorfvereins“ kommt jedoch nicht von ungefähr. Walldorf ist Sitz des Softwareriesen SAP, der in Form von Dietmar Hopp auch beim FC-Astoria kräftig investiert. Das Gelände im Walldorfer Norden kann sich dementsprechend mehr als sehen lassen und weist Möglichkeiten auf, von denen einige Proficlubs mit Sicherheit schwärmen würden. So beheimatet das Vereinsgelände neben dem gepflegten kleinen Stadion mehrere Trainingsplätze, großzügige Umkleidemöglichkeiten und ein Restaurant. Nicht auszuschließen, dass hier im Schatten der großen Nachbarn aus Sinsheim und Sandhausen ein weiterer moderngallischer Kommerzclub entsteht. Dieser Umstand störte mich bei meinem Besuch im Rhein-Neckar-Kreis jedoch wenig. Das Wetter war super angenehm, die Preise für Eintritt und Verpflegung human und der Ground durchaus passabel.

Meine zeitige Anreise in Walldorf ermöglichte mir nach der Ankunft noch eine kurze Stippvisite bei einem Jugendspiel des FC-Astoria auf dem Vereinsgelände. Die U17 empfing auf Kunstrasen den Nachwuchs des FSV Frankfurt. Nach einer Halbzeit des schnellen und guten Jugendspiels absolvierte ich die letzten 100 Meter zum eigentlichen Ground, schnappte mir einen ermäßigten Stehplatz für sechs Euro und durchquerte das kleine FC-Astoria Stadion. Der Platz ist an beiden Längsseiten ausgebaut und bietet den Fans recht klassisch auf einer Seite eine Sitzplatztribüne und Stehränge samt Gästeblock auf der Gegenseite. Alles in allem mit Sicherheit ausreichend für die Regionalliga und keinesfalls überdimensioniert. Zum Spiel gegen den favorisierten SV Elversberg, der in nicht allzu ferner Vergangenheit noch in Liga drei spielte, fanden sich 650 Interessierte im Stadion ein. Unter den Zuschauern waren auch die DFB-Pokalteilnehmer 2013/14 von der NSU Neckarsulm, die zuvor einen Testkick gegen Astorias Zweite mit 1:2 verloren und mich während des Spiels ganz gut unterhielten. Unterhaltung erwartete man vom Spiel jedoch sowieso, immerhin sahen wir mit dem FC-Astoria den aktuellen Tabellenführer der Regionalliga Südwest, der aus seinen ersten beiden Punktspielen der Saison gegen Pirmasens und Spielberg die volle Punktzahl erbeutete und ohne Gegentor blieb. Gegen Elversberg sollte dieses Unterfangen deutlich schwerer werden. Die Gäste, trainiert von Ex-Glubb-Coach Wiesinger, haben durchaus Aufstiegsambitionen und mit Maximilian Nicu einen gestandenen Bundesligaprofi und ehemaligen Nationalspieler in ihren Reihen. Das war schon stark mit anzusehen, wie eben jener Nicu die linke Seite bearbeitete. Beim frühen 1:0 für die Saarländer war der Ex-Herthaner jedoch nicht beteiligt. SVE-Akteur Washausen verlängerte einen Freistoß sehenswert per Kopf ins Tor und sorgte für großen Jubel bei den gut 50 mitgereisten Fans in schwarz-weiß. (4.). Im weiteren Verlauf der ersten Hälfte blieben die Gäste überlegen und erarbeiteten sich ein deutliches Chancenplus. Der Tabellenführer kam nur schwer in die Partie und kämpfte sich vor allem durch Einsatz und Härte in die Begegnung. Bis zur Pause blieb es jedoch beim 1:0 aus Sicht der Gäste.

Nur sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff erhöhte Tunjic, abermals per Kopf, zum 2:0 für den SV Elversberg. Trotzdem der SVE nur wenige Minuten später einen Foulelfmeter verschoss, war allen im Stadion klar, dass das Ding hier gegessen war. Auch wenn die Walldorfer beide Partien der Vorsaison gegen die Elversberger gewinnen konnten musste man hier die ersten Punkte der jungen Saison an den Favoriten abgeben. Die Gelb-Rote Karte für die Hausherren sowie der Treffer zum 0:3 kurz vor Schluss waren somit nur noch Randnotizen.