Wenn am Dienstagabend ein Spiel der SG Wattenscheid im Lohrheidestadion ansteht bin ich meist nicht weit. So luden die SGW und Sport 1 nicht zum ersten Mal in dieser Saison zum heißen Tanz unter der Woche ein. Ich finde es ehrlich gesagt nicht schlecht, dass der Haus-und-Hof-Sender des FC Bayern vermehrt Amateurpartien live überträgt und dem Sport in den unteren Ligen eine attraktive Plattform bietet. Die Wattenscheider Fans sehen das jedoch anders und machten ihrem Unmut abermals mit einem Spruchband („We don’t like tuesdays“) deutlich. Anders als bei den Montagsspielen in Liga zwei kommen wohl eher wenige Fans des ehemaligen Bundesligisten „von außerhalb“. In der Regionalliga halten sich deshalb meiner Meinung nach die Fans, die aufgrund ungünstiger Arbeitszeiten nicht erscheinen können mit den denen die Waage, die das Wochenende auch mal gerne „frei haben“ und im Dienstagabendkick eine nette Abwechslung sehen. Somit kann ich die, wenn auch oft kreativen, Proteste der Wattenscheider nur bedingt verstehen. Mit mir gab es am Dienstagabend zumindest einen zusätzlichen Zuschauer, der der Partie bei einer Terminierung am Samstagnachmittag mit Sicherheit nicht beigewohnt hätte. So stand ich also bei immer noch unglaublich mildem Novemberwetter (Wenn der Herbst sich wie Frühling anfühlt…) im mir mittlerweile sehr vertrauten Lohrheidestadion.

Die derzeit erstaunlich gut spielenden Hausherren, die zuletzt sechs Punkte gegen Oberhausen und in Essen (FC Kray) einfuhren, wissen selbst noch nicht so richtig wie sie ihren unerwarteten Erfolg einordnen sollen. Trainer Farat Toku sprach im Stadionheft trotz Platz drei nach einem Drittel der Saison ernsthaft weiterhin vom Ziel des Klassenerhalts, was ich dann schon als krasses Understatement deute. Sollten die Schwarz-Weißen in dieser Saison noch ernsthaft mit den Abstiegsplätzen in Berührung kommen, fresse ich einen Besen. Ebenso würde es mich verwundern, wenn die abgestiegenen und deutlich schlechter gestarteten Amateure der Biene-Maja-Brigade aus dem östlichen Ruhrpott sich nicht fangen sollte und dem Tabellenkeller verlassen sollte. Da ich in Spielen gegen die hässlichen Dortmunder immer Pessimist bin, hatte ich auch heute ein blödes Gefühl, dass ich eher die zahlreichen BVB-Fans jubeln sehe als die Hausherren. Unter einem – leider muss ich das so sagen – wirklich starken Support der Verstrahlten hatten die Gelb-Schwachen mehr von der Anfangsphase und trafen in Person von Teilzeit-Profi Marvin Duksch nach wenigen Minuten den Pfosten. Im Großen und Ganzen sah die erste Hälfte jedoch nach einem typischen Lohrheide-Null-zu-Null aus.

Wen es verwunderte, dass es nach dem Seitenwechsel mit einer Pyro-Show im Gästeblock losging, hat den Fankurven-Schuss wohl noch nicht gehört. Natürlich nutzten die Zecken die Gelegenheit um sich im Zündeln (und darauf folgenden ins Bett machen) zu üben. Flutlichtspiel, Live-Übertragung, Oldschool-Stadion ohne zeitgemäße Kameraüberwachung – mehr Einladung geht wohl nicht. Was die geistig Eingeschränkten da mit etlichen Bengalen und einigen Raketen auf die Treppen und aufs Tartan legten, war schon wirklich sehenswert. Scheinbar ließen sich die Amateure des BVBs vom Feuer auf den Rängen anstecken und bestätigten meine anfänglich geäußerte Vermutung keine zehn Minuten nach dem Wiederanpfiff. Hanke (nicht Mike) zündete den Turbo und hängte konternd alle Wattenscheider Defensivspieler ab um zum 0:1 aus Sicht der Heimseite einzuschieben. Als ich den Torschützen in die Feiernde Trottel-Kurve abbogen sah, wurde mir die ganze Sache zu bunt und ich verließ spontan das Stadion. Für so einen Mist bin ich mittlerweile ernsthaft zu alt. Auch wenn die Wattenscheider in den letzten Partien jeweils einen Rückstand in der zweiten Hälfte drehten, vertraute ich der Serie heute nicht. Zu Hause angekommen schaltete ich den Fernseher ein und musste mir mit ansehen wie sich meine Vermutung bestätigte und die Zecken – auch noch ziemlich sehenswert- auf 2:0 erhöhten. In Folge dessen machte ich auch die Glotze aus und wanderte ins Bett.