Die Spiele meiner Schalker machen derzeit wirklich keinen Spaß. Nach dem spielerisch zwar durchwachsenen, aber zumindest erfolgreichen Saisonstart, ist der S04 auch unter Coach Breitenreiter auf dem Boden der Tatsachen angekommen. Daran ändert auch der Sieg gegen APOEL Nikosia im letzten Europa League-Spiel nicht viel. Klar war es seit langer Zeit mal wieder ein Sieg, dem jedoch eine abermals phasenweise grausame Leistung zu Grunde lag. Vielleicht sollte ja die heutige Partie gegen das Bundesliga-Kellerkind aus Hannover mehr zu bieten haben. Ziemlich lustlos machte ich mich am Freitagabend, einen Tag vor meinem Geburtstag auf den Weg in Richtung Donnerhalle. Meine Laune stieg nicht unbedingt mit Stevens Absage für die Partie, in deren Folge ich meine zweite Dauerkarte an einen Kumpel von Steven abgab. So stand ich erstmals mit Marvin und King in der Kurve. Die beiden waren nicht nur unglaublich pünktlich am Treffpunkt, sondern auch sonst sehr angenehme Zeitgenossen. Somit verging die Zeit bis zum Anpfiff trotz unserer frühen Ankunft wie im Flug und irgendwie sehnte man die Begegnung dann doch wieder herbei. Man ist halt immer ein Stück weit treu doof und hohl als Fußballfan.

Für die nicht sonderlich spektakuläre Partie gegen die Niedersachsen hatte die UGE eine wirklich atemberaubende Choreografie geplant. Wie großartig diese werden sollte, ließ sich anhand der Kurvenflyer noch nicht wirklich erahnen. Es wurden blaue Papptafeln verteilt und in beiden Ecken der Kurve sollten zwei große Fahnen am Dach hochgezogen werden. Soweit nichts Neues. Trotzdem wurde die Choreo eine Art Meilenstein und fand auch im Nachgang medial eine riesige Beachtung. Zu recht. Vor dem Einlaufen der Mannschaften wurde die Arena zum Freitagabendspiel wie gewohnt verdunkelt. Gleichzeitig wurden die königsblauen Pappen in die Luft gestreckt und die beiden Fahnen in N1 und K hochgezogen. In N1 prangten nun drei Schalker auf einer Couch und bei uns in K der dazugehörige noch blasse Fernseher. Der Clou: mit Beamern wurde ein von der Fanszene erstelltes Video mit der Stimme von Werner Hansch im Hintergrund auf den Fernseher projiziert unter dem ich stand. Nach dem Video, welches die Geschichte der Schalker in mehreren Etappen präsentierte, erschien im Oberrang der Schriftzug „FC SCHALKE 04“. Die Choreo, die zudem vier Blockfahnen mit Bezug zu den zuvor genannten Etappen in der Kurve aufzeigte, dauerte gute fünf Minuten und beeindruckte ganz Fußball- Deutschland.

Euphorisiert von der Kurvenshow begann der Schalker Anhang gut und pushte mit Anpfiff die Knappen nach vorne. Allerdings fand man vor einem enttäuschenden Gästeblock (2000 größtenteils schweigende Hannoveraner) anfangs nicht ins Spiel. So bot der erste Durchgang mal wieder nur Magerkost. Trotz der Rückkehr von Schaltzentrale Geis (gesperrt) passierte in den Strafräumen so gut wie gar nichts, sodass es folgerichtig torlos in die Pause ging. Was der S04 da seit Wochen bietet ist schon traurig. Zum Glück wurden die zweiten 45 Minuten in der mittlerweile etwas demoralisierten Arena besser. Es dauerte nur fünf Minuten, bis der S04 in Halbzweit zwei Erfolg vermelden konnte. Nachdem Huntelaar im Strafraum umgerissen wurde, versenkte Geis den fälligen Elfmeter souverän. Da ein Strafstoß bei Königsblau derzeit alles andere als ein sicheres Tor bedeutet, war die Freude nach dem Treffer groß. Schalke begann nun wieder die Führung zu verwalten. Da die 96er jedoch dermaßen schlecht waren (sind) schafften es die passiven Schalker sogar, in Person von Torjäger Huntelaar, durch einen schönen Volley aus kurzer Distanz auf 2:0 zu verkürzen. Vergessen wir mal den anschließenden, komplett unnötigen, Anschlusstreffer und freuen uns nur noch über di Santos Tor zum 3:1 (82.), war das doch mal wieder ein ganz ordentliches Spiel, welches Mut zur Hoffnung macht. Insbesondere vor dem Hintergrund, dass vor der Winterpause mit Augsburg und Hoffenheim nicht die ganz großen Brocken auf den S04 warten. Schalke tanzte, Schalke hüpfte und beorderte die gesamte Mannschaft in die Kurve, die zusammen mit den Fans die atemberaubende Choreo und das hoffentlich erste gute Spiel einer langen Serie von Glanz und Gloria feierten.