Was war das für ein Hin und Her in der Sommerpause. Der FC Twente, seines Zeichens das Enfant terrible des niederländischen Profifußballs, hatte das Wasser bis zum Hals. In finanzieller Not hatte der niederländische Meister von 2010 die Transferrechte an mehreren Spielern verkauft und damit gegen Verbandsstatuten verstoßen. Zuerst sperrte der niederländische Fußballverband KNVB im Dezember 2015 mit Twente einen seiner großen Player für alle Europapokal-Wettbewerbe. Ein halbes Jahr später war es dem Verband wohl noch immer zu bunt um den Verein aus Enschede. Die finanziell ausgeknockten Tukkers wurden in die zweitklassige Eerste Divisie versetzt. Das freute insbesondere den Fahrstuhlklub De Graafschap, der durch die Degradierung des FC Twente in der Spielzeit 2016/2017 weiterhin erstklassig bleiben sollte. So weit, so klar. Der KNVB revidierte jedoch in der Berufung seine Entscheidung, weshalb die Enscheder weiterhin erstklassig blieben. Eine wilde Geschichte von Freud und Leid, die ich so auch noch nicht erlebt habe. Als Reserveteam des Erstligisten spielt das älteste Jugendteams der Rot-Weißen in der Tweede Divisie.

So unterhält der Enscheder Verein im benachbarten Hengelo weiterhin ein stattliches Trainingszentrum. Im Schatten des Fanny Blankers-Koen Stadions, das nach einer Leichtathletin benannt ist und in dem dementsprechend hauptsächlich gelaufen, gesprungen und geworfen wird liegen acht Trainingsplätze für den Fußball-Nachwuchs. Der Plan eines eigenen Jugendstadions auf dem Gelände ging wohl mit den schwindenden Moneten baden. So tragen die Jugendteams ihre Pflichtspiele auf einem der Rasenplätz ohne Ausbau aus. Aufgrund der Größe des Areals, dem Funktionsgebäude und dem FBK-Stadion im Hintergrund, war der Ground jedoch trotzdem erträglich. Auch die im Vergleich zum Vortag erträglichen Temperaturen machten den Besuch recht angenehm. Die Zweitvertretung der Enscheder konnte bisher erst einen Sieg erringen. Die Reserve des AZ Alkmaar, die heute zu Gast war, verlor erst ein Spiel. Somit war AZ vor dem Freitagabendspiel Tabellenführer und Twente Vorletzter der Tweede Divisie. Generell wurde die Begegnung an diesem ungewöhnlichen Termin erst durch die am Wochenende in Enschede stattfindende Reitveranstaltung Military Boekelo möglich. Gut für mich.

Vor 110 - nicht zahlenden - Zuschauern (der Eintritt war gratis) ging Twente nach 38 Minuten aus dem nichts in Führung. Bis dato nahmen sich beide Teams nicht viel. Dann verarbeitete Linksaußen Seys eine Flanke am langen Pfosten mustergültig per Volley durch die Hosenträger zum 1:0. Das war schlecht verteidigt. Bevor es in die Pause ging, verteilte der Hauptordner stilechte Lunchpakete an seine Kollegen. Und mit stilecht meine ich stilecht: durchsichtige Plastetüte mit Brötchen, Apfel, Snickers und einer Capri Sonne. Lecker! Nach dem Pausentee offenbarte sich dann jedoch ein Qualitätsunterschied zwischen beiden Jugendteams. Innerhalb von zwei Minuten drehte AZ nach dem Wiederanpfiff die Partie. Das erste Gegentor fiel für Twente äußerst unglücklich. Eine Parade des Keepers prallte gegen die Beine des eigenen Verteidigers und von dort ins Tor (55.). Eine Minute später nagelte Druijf das Leder von der Strafraumkante sehenswert ins Eck – 1:2. Einzig und alleine der Schlussmann der Gäste wollte hier noch für etwas Spannung sorgen. Dieser ließ einen Flankenball der Hausherren, gestört vom eigenen Mann, fallen und ermöglichte somit den Ausgleichstreffer. Einem weiteren Bock, der ohne Konsequenzen blieb, folgte jedoch der erneute Führungstreffer der Nordholländer. In der 81. Minute tankte sich Druijf konternd bis in den Strafraum durch und schoss willensstark zum Auswärtssieg ein. Schade für die starken Hausherren. Das Spiel wusste auf jeden Fall zu überzeugen!