Nach einer entspannten Nacht im Hotel brach ich zur Mittagszeit vom Flughafen Schiphol zum dritten Spiel des kleinen Tweede Divisie-Trips auf. Das Ziel war der in unmittelbarer Nähe gelegene Amsterdamsche FC, der nach Ajax so etwas wie die zweite Kraft in der Hauptstadt ist. Obwohl deutlich unbekannter und kleiner ist der 1895 gegründete AFC fünf Jahre älter als der niederländische Rekordmeister. Da beide Klubs trotz der regionalen Entfernung Welten voneinander entfernt sind, gibt es keinen Hauch von Rivalität zwischen beiden Vereinen. So saß während der Drittligapartie zwischen dem AFC und dem FC Lienden ein Mann mit Weltempfänger (Oldschool Daumen hoch!) neben mir und lauschte der Berichterstattung der nahezu zeitglich stattfindenden Partie von Ajax. Im schmucken und dank des Regens gut gefüllten Clubheim verfolgten mehr Besucher das Spiel von Ajax im Fernsehen, als die Partie auf dem Rasen. Da es für die AFC-Anhänger an diesem Sonntag im Sportpark Goed Genoeg (was ernsthaft mit „gut genug“ übersetzt wird) wenig zu feiern gab, jubelte das Publikum zumindest als Ajax in Groningen den 1:1-Ausgleich erzielte.

Der Besuch im Amsterdamer Süden bedeutete für mich sogleich ein Jubiläum. Der Sportpark Goed Genoeg wurde nach ziemlich genau sieben Jahren aktivem Hopping mein 400. Ground. Die Uhr steht derzeit des Weiteren bei 37 Ländern, 641 Spielen und 1878 Toren. Als mich ein Rentner, der mit mir vor dem Kassenhäuschen wartete, in ein Gespräch verwickelte war er schier begeistert von meinem Hobby und dem heutigen Jubiläum, sodass er sich ohne meinen Willen bei den Offiziellen um kostenlos Einlass für mich bemühte. Ich unterband den Versuch höflich und erkaufte mir den Eintritt in Höhe von acht Euro. Im Sportpark herrschte im Schatten der umliegenden Hochhäuser bei wunderbarem Sonnenschein reges Treiben. Etliche Jugendmannschaften kickten auf Kleinstfeldern in einer Art Turnier gegeneinander. Je nach Altersklasse trugen die Nachwuchskicker dabei vom Verein gefertigte Trikots mit den Farben und Namen niederländischer oder europäischer Spitzenklubs. Ich gönnte mir zur Feier des Tages ein Hot Dog und beobachte das Spiel der Dortmunder, die zu meiner Freude von Real Madrid den Arsch versohlt bekamen.

Nachdem sich das Treiben auf den Nebenplätzen pünktlich zum Anpfiff des Hauptspiels reduzierte, verdunkelte sich der Himmel und es begann in Strömen zu regnen. Während ich die erste Hälfte noch auf der kleinen überdachten Tribüne verfolgte, zog es mich in der Halbzeitpause und für die folgende Zeit ins Clubheim. Drinnen war es deutlich wärmer und es herrschte eine geselligere Stimmung als am Spielfeldrand. Nach einem grausigen Fehler des zumeist unsicher wirkenden Gästekeepers und einem daraus resultierenden Handelfmeter stand es zur Pause 1:1 (26.). Der FC Lienden war zuvor gegen fahrig agierende Hausherren in Führung gegangen (22). Im zweiten Durchgang entwickelte sich das Niveau der Partie trotz des tiefer werdenden Rasens nach oben. Mit zwei wirklich klasse herausgespielten Treffern entschieden die Gäste Mitte der zweiten Hälfte das Spiel für sich. Hier hat sich heute klipp und klar die bessere und agilere Mannschaft durchgesetzt. Trotz des grausigen Wetters erlebte ich somit einen auf vielen Ebenen guten runden „Groundstag“. Den einzigen Wermutstropfen bescherte mir meine Kamera, die aus mir unerfindlichen Gründen zu Beginn der Partie und nach Ablauf der Garantie anfing Faxen zu machen. Mit schönen Bildern im Kopf und verwackelten Bildern auf der Speicherkarte trat ich den Heimweg an.