500 Jahre ist es her, dass Martin Luther ein paar Sätze an eine ostdeutsche Kirche tackerte. Was auch immer er damals machte, Deutschland feierte diesen scheinbar wichtigen Jahrestag mit einem bundeseinheitlichen Feiertag. Für die Bewohner NRWs gab es obendrein am sich anschließenden Mittwoch einen weiteren freien Tag namens Allerheiligen. Prost, juhu, jawoll, Alaaf. Zwei (sinn-)freie Tage unter der Woche dürfen natürlich nicht auf dem heimischen Sofa vergurkt werden. Bevor es soweit kam, studierte ich die nationalen und internationalen Spielpläne. Während sich in Deutschland an beiden Tagen nur schwer zu kombinierender Kleinkram anbot, spielte die zweitklassige englische Football League Championship den 15. ihrer stattlichen 46 Spieltage aus. Bei 24 Teams in der Liga lässt sich eine große Anzahl „englischer Wochen“ nicht vermeiden. Ein glücklicher Umstand, der mich am Reformationstag im Flieger Richtung Leeds sitzen ließ. Die frisch geschaffene Flugverbindung zwischen Düsseldorf und der Industriestaat brachte mich bequem nach Nordengland. In Leeds blieb mir wenig Zeit, ehe ich zum Stadion Elland Road aufbrechen musste.

Auf dem Weg vom Hotel zum Ground durchquerte ich die Waterfront, die bereits einige Sehenswürdigkeiten zu bieten hat. Bei Tageslicht konnte ich somit noch das Royal Armouries Museum und die Tower Works abhaken. Leeds entpuppte sich auch auf meinem kleinen Rundgang am nächsten Morgen nicht wirklich als Schönheit. Mehr als je zuvor überwog auf diesem Trip das Leben als Fußballtourist dem des einfachen Touristen. Einen Sightseeing-Aufenthalt in Leeds wäre zudem schwer zu vermitteln gewesen. Für Fußballfans ist der traditionsreiche Club Leeds United auf jeden Fall ein Begriff. Der LUFC feierte in der Vergangenheit drei Meisterschaften (69, 74, 92) und konnte 1972 den FA Cup gewinnen. In der jüngeren, deutlich tristeren Geschichte, gab es indes wenig wirklich Erfreuliches. Seit dem Abstieg 2004 müssen die Pfauen auf die Rückkehr in die Premier League hoffen. Das Stadion „Elland Road“ versprüht mit seinen 40.000 Sitzplätzen jedoch noch den Glanz alter Tage. Da ich bereits mit der einsetzenden Dunkelheit am Ground ankam, hatte ich genug Zeit diesen zu erkunden und stöberte am Fuße der Billy Bremner-Statue (gewählter bester LUFC-Spieler aller Zeiten) im Stadionmagazin.

Eine Stunde vor Spielbeginn öffneten die Stadiontore und vor mir offenbarte sich ein weiteres wunderschönes englisches Fußballstadion. Etwas zusammengeschustert, vieles alt, weniges neu, eng - ein Traum von einem Stadion. Wie gewohnt füllte sich die Spielstätte erst spät und mit dem Einlaufen der Mannschaften stand das ganze Stadion und sang die ikonische Vereinshymne „Marching On Together“. Nach einer ausgiebigen Schweigeminute für das Militär und dem darauffolgenden Anpfiff blieben die Jungs und Mädels um mich herum jedoch stehen. Etwas überraschend war mein Eckblock Teil der Kurve in der im Ober- und Unterrang ausnahmslos jeder stand und nicht weniger Fans innbrünstig sangen. Stehend verfolgte ich also Lasoggas willensstarken Abschluss, der das Spiel nach sieben Minuten mit dem 1:0 für die Hausherren eröffnete. Irgendwie war mir schon vorher klar, dass das deutsche Enfant terrible bei meinem Besuch trifft. Am Halloween-Abend setzte es im Anschluss ein schönes „You should have gone trick-or-treating“ in Richtung der Gästefans. Die von Thomas Christiansen trainierte Heimelf freute sich jedoch zu früh und wurde in einem unterhaltsamen Spiel von Derbys Winnall (72. Und 80.) für seine Unzulänglichkeiten in der Abwehr abgestraft. Die dritte Heimniederlage lässt Leeds langsam aber sicher den Anschluss an die Tabellenspitze verlieren. Folgerichtig feuerten 850 Derby-Fans den Hausherren ihr Halloween-Lied in den Schlussminuten um die Ohren. Mir hat es Spaß gemacht!