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SPIEL #698

logo_vfl_bochum VfL Bochum vs.
1. FC Union Berlin
2:1 (0:1)
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03.12.2017 - Ruhrstadion, Bochum
  13.119 Zuschauer  
  2. Bundesliga - 16. Spieltag 2017/2018  
     
  Tore:
0 : 1 Sebastian Polter (4.)
1 : 1 Kevin Stöger (40.)
2 : 1 Lukas Hinterseer (87.)
 
     
     
   
 
 

Nach unserer nächtlichen Ankunft begrüßte uns der folgende Sonntagmorgen mit dem gleichen Mistwetter wie der Tag zuvor. Bei sanftem Schneefall frühstückten wir entspannt und zögerten die Zeit bis zur Abfahrt Richtung Bochum bestmöglich heraus. 90 Minuten vor Spielbeginn mussten wir das Auto schließlich verlassen und kämpften uns durch den Schneematsch zum Ruhrstadion. Schon auf dem kurzen Weg fiel mir die erstaunliche Ruhe rund um die Castroper Straße auf. Wo sich zur vergleichsweisen Zeit an einem Spieltag etliche Autos und Fußgänger über die Eisenbahnbrücke und die Krümmede quetschen, waren wir heute fast alleine. Glücklicherweise erspähten wir am Stadionimbiss die ersten Fanutensilien, da ich schon die Idee einer Absage im Hinterkopf hatte. Zusammen mit einigen anderen Unionern gönnten wir uns am Bierwagen einen Pappbecher Pils und sehnten den Anpfiff herbei. Während es im späteren Verlauf rund um den Gästeblock langsam voll wurde, sah man immer noch nur vereinzelte Heimfans. Was soll man sagen, scheinbar gibt die Situation an der Castroper Straße derzeit nicht mehr her. Nach zuletzt fünf Ligaspielen ohne Sieg (eine Niederlage, vier Unentschieden) steht der VfL nach 15 Spieltagen nur dank der knapp besseren Tordifferenz über dem Strich. Neben der sportlichen Talfahrt durchlebt die Beziehung zwischen Fans und Verein seit dem Beschluss zur Ausgliederung die größte Krise der jüngeren Vereinsgeschichte. In Kombination mit dem Sauwetter reichte es somit nur für etwas mehr als 13.000 Zuschauer am Sonntagnachmittag. Ein trauriges Bild.

Beim selbsternannten Aufstiegsfavoriten aus der Hauptstadt herrscht trotz Platz vier ebenfalls nicht Friede Freude Eierkuchen. Die gestiegenen Ansprüche im Berliner Südosten lassen die ersten Anhänger nach zwei durchwachsenen Spielen in Heidenheim und gegen Darmstadt grummeln. Jeder erwartete von der Keller-Elf einen Sieg gegen zuletzt harmlose Bochumer. Union zeigte sich gewohnt reisefreudig und füllte den Stehplatzbereich des Gästeblocks stattlich. In einer kleinen Gruppe positionierten wir uns im linken unteren Bereich des Blocks und setzten uns farblich stark vom Rest der Unioner ab. Während sich die roten Regenjacken vom Pokalspiel in Dortmund großer Beliebtheit erfreuten, trugen wir klassisch schwarz. Vor dem Anpfiff überquerten jedoch plötzlich etliche Rote den Zaun zum Gäste-Sitzplatzbereich und gestikulierten in Richtung der protestierenden Bochumer Ultras, die am anderen Ende der Kurve in ihrem Übergangsquartier verweilten. Den mittlerweile in großer Zahl übergewanderten Gästefans bot sich ein ungewohnt großes Zeitfenster für einen Angriff auf die heimische Fanszene. Wie so oft wurde jedoch nur geposed, sodass die Polizei nach einiger Zeit aufmarschierte. Ein weiteres Kapitel der für mich schwer- bis unergründlichen Fehde zwischen den beiden Fangruppierungen.

Auf dem Rasen begann Union denkbar schlecht und gurkte den ersten Ballbesitz nach dem eigenen Anstoß im Slapstick-Modus ohne Druck des Gegners ins Seitenaus. Auf den katastrophalen Beginn der Gäste folgte dann erstaunlicherweise nach nur vier Minuten das 1:0 für Union durch Goalgetter Polter aus spitzem Winkel. Das ging dann doch ganz gut los für uns. Während der Großteil des Stadions in Protest und Enttäuschung schwieg, schallten die rot-weißen Lieder durch den Ground. Bis kurz vor der Pause hatten wir also berechtigten Spaß. Leider suhlten sich die führenden Gäste in ihrer eigenen Passivität und mussten in der 40. Spielminute den Ausgleich schlucken. Die Entstehung des Ausgleichs passte zum nun zähen und unansehnlichen Kick auf dem Bochumer Rasen. Kevin Stögers eigentlich durchschnittlicher Schuss wurde von Leistner unhaltbar und unglücklich abgefälscht – 1:1. Die zweite Hälfte war aus Unioner Sicht eine Frechheit und wurde kurz vor Schluss mit dem gerechten Siegtreffer des kämpfenden VfL bestraft (87.). Enttäuscht verbrachten wir die letzten gemeinsamen Minuten im Anschluss an die Partie bei einer Bratwurst beim Derby zwischen Vöde und Polizei nebenan. Überraschenderweise tauchte Union im Anschluss der Partie in der bundesweiten Presse auf, da man Trainer Keller aus heiterem Himmel entließ. Wie schon auf Schalke wurde der sympathische Coach aus unbekannten Gründen zur gefühlten Unzeit entlassen. Ein Jammer.

 
 
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