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SPIEL #706

logo_schalke FC Schalke 04 vs.
FC Augsburg
3:2 (1:0)
logo_fc_augsburg
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13.12.2017 - Veltins-Arena, Gelsenkirchen
  59.215 Zuschauer  
  1. Bundesliga - 16. Spieltag 2017/2018  
     
  Tore:
1 : 0 Franco Di Santo (44.)
2 : 0 Guido Burgstaller (47.)
2 : 1 Caiuby (64.)
2 : 2 Michael Gregoritsch (79.)
3 : 2 Daniel Caligiuri (83.)
 
     
(Ticket fehlt)
     
     
 

Ich liebe meinen Verein, da er mir ständig Rätsel aufgibt. Er gewinnt nicht immer (Bayern), verliert nicht immer (HSV) und ist per Definition sprunghaft wie ein Reh. Jede neue Saison, jedes Spiel, jede Halbzeit, jede Aktion verbirgt das Ungewisse und das ist es, was den FC Schalke 04 so begehrenswert macht. Wer etwas anderes behauptet hat keine Ahnung. Da kommst du im Zeckentempel nach einem 0:4-Rückstand wieder zurück, um eine Woche später gegen die abgeschlagenen Kölner als einer von drei Clubs zwei Punkte liegen zu lassen. Die Geschichte dieser Faszination ist lang und die Zukunft wird eine ähnliche Achterbahnfahrt für jeden Schalker bereithalten. Derzeit darf man sich jedoch nicht groß beklagen. In einer Saison, in der bis auf den Meister und den ersten Absteiger noch alles offen ist, schlägt sich der junge S04 mit seinem jungen Trainer äußerst gut. Dass man scheinbar verlernt hat zu gewinnen wiegt nur halb so schwer, da man vor allem das Verlieren aus seinem Handlungsspielraum verbannt hat. Bei allen zu erwarteten Überraschungen begann der Spieltag für mich vergleichsweise normal indem ich mich mit einem gewohnt bequemen Zeitpolster per 302 auf den Weg zur Arena machte. Dort überstieg die Anzahl der Ticketverkäufer fast die Anzahl der anwesenden Fans. Teilweise liefen die Händler einem hinterher, als würden sie auf Ibiza Sonnenbrillen verkaufen.

In der Donnerhalle wartete ich auf Andre. Wir kämpften uns gemeinsam durchs immer aufgeblähtere Vorprogramm, feierten das 150.000e Vereinsmitglied und tippten wie viele Tore sich der Letzte FC Köln in München fangen würde. Als der Ball dann endlich rollte erwartete ich vor netto 55.000 Schalkern und 150 Augsburgern kein Spiel, das mir den letzten Nerv und einige Lebensjahre rauben sollte. Stattdessen sah es lange so aus, als würden beide Teams die jeweilige Ordnung der Gegenseite auf lange Sicht nicht stören können. Schalke kam früh zu einer Großchance durch McKennie, die die Gäste mit einem gefährlichen Flatter-Freistoß beantworten. Was danach folgte war vielleicht für Taktikfüchse interessant, mich langweilte das verkrampfte Geschiebe jedoch. Glücklicherweise hatte der stark aufgelegte Harit etwas gegen die Ruhe und vernaschte kurz vor der Pause Max (großer Name, großer Vater, großer Sohn) und bediente Di Santo. Der Argentinier schloss gekonnt mit der Hacke ab, als würde er seit 100 Bundesligaspielen nichts anderes machen als Tore des Monats zu erzielen. Direkt nach dem Wiederanpfiff war Di Santo wieder Di Santo und versäbelte eine Großchance, deren folgenden Eckball Naldo und Burgi zum vermeintlich entscheidenden 2:0 verwerteten. Ruhig konnte man sich nun zurücklehnen - wäre Schalke nicht Schalke.

Als hätte Kevin Großkreutz in seinem Kinderzimmer die königsblaue Voodoo-Puppe ausgepackt, stellte der S04 das Fußball spielen komplett ein. Glücklicherweise wusste der FCA mit der Fortuna wenig anzufangen und vergab einige hundertprozentige Möglichkeiten zum Anschlusstreffer, ehe dieser ganz unspektakulär im Anschluss an einen Max-Eckball doch noch fiel (Caiuby (oder war es Dante?), 64.). Im Jahr 2017 konnte der mittlerweile verdiente Ausgleich nur nach einer Videobeweis-Entscheidung fallen. Gregoritsch versenkte den Ball per Fou…, Entschuldigung: Videobeweiselfmeter zum 2:2 (79.). Spätestens in diesem Moment verloren viele Schalker, ob nüchtern oder angeschossen, die Nerven und warfen ihre gute Kinderstube über Bord. Egal was oder wen man kritisierte, insgeheim wusste jeder Anwesende, dass sich die Knappen diese Situation selbst eingebrockt hatten. Dass der S04 derzeit Kämpferqualitäten besitzt, zeigte man im direkten Gegenzug. Harit wurde vom bereits gelbverwarnten Hitz gelegt und ermöglichte Caligiuri den sicher verwandelten Elfmeter-Treffer zum vielumjubelten 3:2. Wofür es ein Regelwerk gibt, wenn Hitz in dieser Situation nicht fliegt, verstehe ich jedoch nicht. Hier verlor ich sämtliche Contenance. Im Endeffekt war alles halb so wild, da der S04 schlussendlich irgendwie gewann und mit einem Sieg im Spiel am Samstag in Frankfurt als erster Bayern-Verfolger in die Winterpause gehen kann.

 
 
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