|
Manche Sachen müssen einfach gemacht
werden, auch wenn man sich noch so sehr dagegen sträubt. Ein
Besuch bei den taurinverseuchten Emporkömmlingen „aus“ Leipzig
zum Beispiel. An diesem zweiten Januarwochenende, das zugleich
den Auftkat der Bundesliga-Rückrunde bedeutete, bot sich die
Reise nach Sachsen jedoch recht aufdringlich an. Mein mit Marc
und Steffi geplanter Trip gen Malaga und Gibraltar fiel
zumindest für mich ins Wasser. Air Berlin und Niki sei Dank. So
konnte ich das Angenehme mit dem Angenehmen verbinden und im
Rahmen des Schalker Gastspiels Bill besuchen, dessen Zeit in
Leipzig sich dem Ende zuneigt. So landete ich am Freitagabend in
der sächsischen Landeshauptstadt und machte mich unter Bills
Anleitung mit Ur-Krostritzer vertraut. Die Übung machte mit der
Zeit den Meister, sodass man nach einer Runde durch Connewitz
und den Wildpark sowie ein paar Runden Karten bereit war, leicht
angezündet den Weg zum ehemaligen Zentralstadion anzutreten.
Leider kam man nach knapp sechs Kilometern Fußweg
vergleichsweise nüchtern in der Hölle des deutschen Fußballs an.
Zum Projekt RB kann man leider nie genug
gesagt haben. Auch wenn es aussichtslos erscheint, höhlt steter
Tropfen noch immer den Stein. Mehr als sechs Jahre ist mein
letzter Besuch in der Leipziger Arena bereits her. Seitdem ist
viel passiert. Mit dem sportlichen Erfolg der letzten Jahre wird
der einzige Erstliga-Club „aus“ den neuen Bundesländern
erschreckend gut angenommen. Menschen, die teilweise recht
normal und vernünftig aussehen, wandern tausendfach Richtung
Sportforum. Menschen, denen man im ersten Augenblick während
seines Urlaubs das Haustier anvertrauen würden, tragen hier
einen Schal mit dem österreichischen Firmenlogo. Es ist schlicht
und einfach ekelhaft. Leipzig hat einen schönen Zoo, eine
schicke Innenstadt und beheimatet mit dem FC Lokomotive den
Nachfolger des ersten Deutschen Fußballmeisters. Bill und ich
fanden uns mit vielen Schalkern, aber auch einigen Beschränkten
im an den Gästesektor angrenzenden Block 50.1 ein. Mit
freundlicher und angepasster Art versucht das Produkt seine
Kunden zu unterhalten und die Gäste zu besänftigen. Da gibt man
sich unter den Heimanhängern betont freundlich und spielt zu
allem Überfluss die Hymne der Gäste im Stadion. Fußball muss
immer zumindest ein Fünkchen grundaggressiv, wild und
unangepasst sein. Diese DNA unseres Sports geht hier zwischen
Elsterbecken und Zoo verloren, sodass die Frustration bereits
beim Betreten der Arena groß ist. Wenn man hier doch wenigstens
drei Punkte entführen könnte.
Schalke begann solide und lieferte sich mit
den Hausrindern einen offenen Schlagabtausch. Mit der Zeit
schützte einen jedoch auch die rosarote Brille nicht davor,
einen Qualitätsunterschied auf dem Rasen auszumachen. Während es
im weiten Rund wie Hechtsuppe zog, hatte RB die Knappen an der
Angel. Das vermeintliche Momentum, das Ralle mit dem parierten
Elfmeter (37.) erzeugte, hielt nur bis zu Keitas glücklichen
Führungstreffer wenige Minuten später. Ähnlich verhielt es sich
mit Naldos Kopfballtreffer nach der Pause (55.). Schalke
erlangte trotz des Ausgleichs keinen Zugriff auf die ausnahmslos
schnellen und technisch versierten Taurinköpfe. Diese wurden
erst attackiert als sie bereits mit Tempo auf die königsblaue
Abwehrreihe zuliefen. Nach 70 Minuten machte RB aus der
Überlegenheit Zählbares und entschied das Spiel verdientermaßen
per Doppelschlag. Ich war bedient und konnte vor allem die
dummdämlichen RB-„Fans“ um mich herum nicht mehr ertragen. Es
darf nie Toleranz gegenüber RB geben.
|
|