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Eineinhalb Wochen nach dem Bundesligastart
fiel in Bochum der Startschuss in das neue Jahr im Unterhaus.
Das Ruhrstadion sollte nach dem Willen der DFL der Schauplatz
eines stimmungsvollen Derbys gegen den MSV Duisburg sein. So der
Plan der Funktionäre zum Auftakt. Die frühe und für viele Fans
problematische Anstoßzeit am Dienstagabend sowie die angespannte
Situation rund um den Gastgeber sorgten für ein bestenfalls
mäßiges Zuschauerinteresse. Ich nahm die Terminierung in der
toten Zeit unter der Woche dankend an und besuchte das Spiel mit
Daniel. Anders als bei den Spielen zuvor ließen wir uns auf der
Gegengerade des Ruhrstadions nieder. Somit schlossen wir uns der
allgemeinen Platzrochade zu dieser Partie an. Die Ultras des VfL
sind bekanntermaßen im Zwist mit dem (noch) Verein und von der
Ostkurve auf die Sitzplätze der Westkurve umgezogen. Diese
wurden jedoch für das Spiel gegen MSV sowie das folgende Duell
mit der Arminia gesperrt, da beide gegnerischen Fanszenen
planten, sich auf den benachbarten Sitzplätzen der Westkurve
niederzulassen. Ein ausreichender Puffer zwischen den
verfeindeten Gruppen konnte somit laut Vereinsmitteilung nicht
gewährleistet werden. Für die Bochumer Fanszene bedeutete dies,
sich ein Ausweichquartier vom Ausweichquartier zu suchen.
Dieses fand der aktive Anhang der
Hausherren natürlich direkt neben uns. So entspannt wie
eigentlich geplant wurde der Stadionbesuch für uns also nicht.
Nach einer Phase des munteren Stühlerückens hatte dann jeder der
knapp 14.000 Heimfans seinen Platz gefunden. Der Gästesektor
indes platzte förmlich aus allen Nähten. Mit mehr als 3.000
Schlachtenbummlern hatte es der MSV heute leicht, die
Vormachtstellung im Ruhrstadion zu behaupten. Die Fans des
Spielvereins begrüßten ihr Team beim Einlauf mit einem
ansehnlichen Fahnenintro. Sportlich erwartete uns das Duell
zwischen einem gewohnt angeschlagenen VfL und dem überraschend
auftrumpfenden Aufsteiger. Vor allem die Bochumer tun sich
keinen Gefallen mit den selbstgeschaffenen internen Unruhen, die
sicherlich nicht spurlos an der blutjungen Mannschaft
vorbeigehen werden. So war es nicht verwunderlich, dass den
Gastgebern vorne das Quäntchen Glück fehlte und man in der
Defensive durch zwei Schnitzer kurz vor der Pause zwei Gegentore
verbuchen musste. Die 2:0-Führung der Gäste war weder wirklich
verdient noch glücklich, sondern einfach nur konsequent.
Bei den sportlich orientierten Zuschauern
neben uns wich der stille Protest mit zunehmender Spieldauer
wütenden Spruchbändern und Tiraden gegen Vorstand Hochstätter,
der das Schlamassel rund um den Traditionsverein federführend
gestaltet. Nicht immer haben die Fans mit ihrem Protest Recht,
aber im Fall Hochstätter scheint der Fisch mal wieder vom Kopf
her zu stinken. Während die Bochumer Elf im zweiten Durchgang
mit einer ordentlichen Portion Kampf und Einsatz die Partie
drehen wollte, konzentrierte sich nun der gesamte Anhang der
Hausherren auf die „Hochstätter raus“-Sprechchöre. Der VfL ist
in der derzeitigen Situation ein Trümmerhaufen, der für einen
möglichen Investor unattraktiver denn je ist. Reißt man an der
Castroper Straße nicht bald das Ruder rum und besinnt sich auf
die eigentlichen Werte des ehrlichen Arbeitervereins, geht das
Ganze hier den Bach runter. Das scheinen bis auf Herrn
Hochstätter alle realisiert zu haben. Der leidgeprüfte Anhang
entkoppelte sich vom nun dahinplätschernden Spielgeschehen und
besang den Klassiker „Eisgekühlter Bommerlunder“. Derzeit
bereitet sogar ein Hosen-Klassiker mehr Freude als der VfL.
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